Saison 2018_2019
(Die meisten Theater-Bilder stammen von der Schauspielhaus-Homepage) |
13.9.18
Kirche St. Peter, Zürich |
Nuria Rial und le phénix
Stabat Mater von Luigi Boccherini
"Zwar nimmt die Vokalmusik im Werk Luigi Boccherinis nur einen kleinen
Raum ein, doch schuf er mit seinem Stabat Mater G. 532 eine der
delikatesten Vertonungen dieser Sequenz aus dem 13. Jahrhundert. Die
grösstmögliche Trauer eines Menschen, der Verlust des eigenen Kindes,
hat er meisterlich in Töne gesetzt. Boccherinis Auslegung des Textes
bejaht die christliche Interpretation der hoffnungsvollen Hingabe trotz
des erlittenen Schmerzes und Verlustes. Er lässt die Geigen strahlen,
verzierte Sechzehntelgirlanden finden ihren Weg durch gewagte Harmonien,
um glücklich zu landen. Hören Sie die ergreifende Interpretation der
katalanischen Sopranistin Nuria Rial, der weltbekannten Spezialistin für
Barockgesang mit ihrer feinen, klaren Stimme, dem weich schwingenden
Timbre, ihrer Musikalität und Ausdrucksstärke, einfühlsam begleitet vom
„orchester le phénix“. Gemeinsam haben die MusikerInnen dieses Werk im
Frühling in Falera aufgenommen und präsentieren diese CD heute live dem
Publikum." [lephenix.ch]
Sehr schöne Musik, wunderbar gespielt und gesungen. |

 |
17.10.18
Schiffbau |
Werner Düggelin
Lenz - nach der Erzählung von Georg Büchner
"Ein junger Mann wandert durchs Gebirge. Der Nebel, die Kälte und Nässe
greifen ihn an. Raum und Zeit beginnen sich aufzulösen zwischen Traum
und Wachen. Eine grosse Angst besetzt ihn. Und doch – wenn dieser später
zu einem verstorbenen Kind sagt: „Steh auf und wandle …“, so lässt nicht
schlichter Wahn ihn glauben, dass es geschehen wird, sondern die
Absolutheit seines Glaubens. Er glaubt, wie er zuvor geliebt hat. Die
posthum erschienene und als Fragment erhaltene Erzählung „Lenz“ schreibt
Georg Büchner ausgehend von einem Bericht des Sozialreformers und
Pfarrers Johann Friedrich Oberlin, bei dem der schon damals bekannte
Sturm-und-Drang-Schriftsteller Jakob Michael Reinhold Lenz (1751–1792)
einige Zeit wohnte." [schauspielhaus]
Gut Inszenierung, einen Erzähler einzusetzen passt! Aber: Was will das
Stück uns eigentlich sagen? |
 |
25.10.18
Kammer |
Marco Milling
Eine Version der Geschichte von Simone Kucher (Uraufführung)
"„Wann werden die Geschichten zur Geschichte?“ Lusine ist Musikerin und
lebt in Berlin. Über die Herkunft ihrer eigenen Familie weiss sie nur,
dass ihr Grossvater vor vielen Jahren aus Armenien über Berlin in die
USA emigrierte. Sie stösst auf eine rätselhafte Aufnahme mit einer
Männerstimme, die der ihres Grossvaters ähnelt. Das Tonband wird zum
Ausgangspunkt einer Reise in eine totgeschwiegene Vergangenheit, die
unauflösbar mit dem Genozid an den Armeniern im Jahr 1915 verbunden ist.
Die europäischen Staaten reagierten damals nicht und schwiegen. Und oft
bleibt in den betroffenen Familien das unfassbare Leid nur als ein
ungebrochenes Schweigen über Generationen präsent. „Tote können
sprechen. Das war das Unheimliche daran. Die Vorstellung, dass es eine
Stimme gibt, die gar nicht im Raum ist. Als könnte die Stimme sich
materialisieren.“
Das Stück von Simone Kucher ist eines der Gewinnerstücke der
Autorentheatertage Berlin 2018 und folgt in der Regie von Marco Milling
der akustischen Spur der Tonbänder." [schauspielhaus.ch]
Das Herantasten an Verborgenes in der Seele, sehr gut! |

 |
02.11.18
Pfauen |
Barbara Frey
Hamlet von William Shakespeare
Claudius hat seinen Bruder, den König,
im Schlaf ermordet, um den Thron zu besteigen und die Königin zu heiraten. Doch
der Geist des ermordeten Kriegers erscheint seinem Sohn, enthüllt dem
rechtmässigen Thronfolger das Verbrechen und fordert ihn zur Rache auf. Der
junge Hamlet verzweifelt an
der Aufgabe, diese Welt, die aus den Fugen ist,
wieder einzurichten. Er hat „den wahren Blick in das Wesen der Dinge“ getan und
es ekelt ihn, zu handeln. Schliesslich lässt er ein Stück aufführen, in dem ein
König ermordet wird und der Mörder die Königin heiratet. Zwar offenbart König
Claudius’ Reaktion seine Schuld, doch Hamlets künstlerischer Beweis bringt keine
Gerechtigkeit: Die grauenhafte Wahrheit setzt einen Kreislauf des Todes in Gang,
dem keiner entkommt. [schauspielhaus.ch]
Düstere, starke Inszenierung mit hervorragendem Schauspiel-Team. Jan Bülow in
seiner Paraderolle, sehr gut! |

 |
03.11.18
Stadtkirche
Aarau |
Frieder Bernius
Kammerchor Stuttgart

Ein sehr gutes Konzert mit einem
fantastischen Chor.
"Gegen den Krieg"von
Hannes Esler habe ich zum zweiten
Mal gehört in diesem Jahr. Der Zürcher Singkreis hat dieses Werk am
23.6.18 im ZKO im Programm "Gegen den Krieg" aufgeführt. Das geht unter
die Haut! Ebenso das "Agnus Dei" von K. Penderecki |

 |
17.11.18
Festsaal
Kloster Muri |
Oliver Schnyder
Piano Recital
"Oliver Schnyder erntet für seine Konzerte und Aufnahmen im In- und Ausland von
Publikum und Presse Begeisterungsstürme. Die Medien nennen ihn einen
«Klavierpoeten» (Fono Forum). «Kein Tastenlöwe – sondern Klavier-Dompteur: Es
ist wohl die Kombination von technischer und musikalischer Höchstleistung mit
zurückhaltendem Auftreten und einer so zwingenden Ausstrahlung, dass jeder
merkt: Der hat das Sagen, ohne dass er brüllen braucht."
[Schweizer Radio und Fernsehen SRF].
Boah, einfach super!
 |
 |
25.11.18
Kirche Oberstrass
Zürich |
Zürcher Singkreis
Et in terra pax

Sehr schöner Abend mit dem Leitenden Tobias von Arb, dem zusammen mit
Chor, Orchester und jungen Sänger/innen ein unter die Haut gehendes
Konzert gelingt. |
 |
05.12.18
Schiffbau |
Enrico Beeler
Casa 18 von Jürg Schubiger
"Die Casa 18 - eine kleine Pension mit Fernsicht - ist schon ein
bisschen in die Jahre gekommen, wird aber mit viel Liebe und
Leidenschaft geführt. Das Etablissement beherbergt ein paar Dauergäste.
Sie vertreiben sich die Zeit mit Geschichten. Ein Pianist begleitet sie
dabei - mit Melodien und Klängen von gestern, heute und morgen.
Mit Geschichten des Schweizer Autors Jürg Schubiger wird über das Leben
philosophiert, das immer nur hier und endlich ist - wenn es überall und
ewig wäre, wäre es allzu leicht zu verpassen.
Seit mehreren Jahren tragen verschiedene Produktionen am Jungen
Schauspielhaus die Handschrift der Bühnen- und Kostümbildnerin Cornelia
Koch. Ausserdem verwandelte sie Spielstätten des Schauspielhauses seit
2011 in verschiedenste Weihnachtssalons und andere begehbare
Installationen*." [schauspielhaus.ch]
Das Bühnenbild* ist hinreissend und die skurilen Geschichten sind es
ebenso! |

 |
05.12.18
Schiffbau |
Timofej Kuljabin
Nora oder Ein Puppenhaus nach Henrik Ibsen
"Als zukünftiger Bankdirektor scheint Torvald Helmer auf dem Höhepunkt
seiner Karriere angekommen zu sein. Wie viel seine Frau Nora dazu
beigetragen hat, weiss er nicht. Zu Beginn ihrer Ehe wurde er schwer
krank und sie trieb heimlich einen hohen Betrag für seine Behandlung
auf. Nicht kreditwürdig als Frau, fälschte sie die Unterschrift ihres
soeben verstorbenen Vaters für das Darlehen. Die Schulden sind zwar fast
getilgt, jedoch wiegt die juristische Schuld schwer in den Händen der
falschen Person: der Rechtsanwalt Krogstad, der ihr einst das Geld lieh,
erpresst sie nun. Als Torvald die Wahrheit erfährt, beschuldigt er Nora
als Zerstörerin seiner männlichen Ehre und Karriere. Nora verlässt
daraufhin nicht nur ihren Mann, sondern auch ihre gemeinsamen Kinder.
Timofej Kuljabin, ein herausragender Vertreter einer neuen Generation
russischer Theatermacher, wird Ibsens Figuren fast ausschliesslich das
digitale Wort verwenden lassen, per Smartphone oder Tablet, so wie es
unserem gegenwärtigen Alltag der multimedialen, polyphonen Kommunikation
entspricht. Er inszeniert erstmals am Schauspielhaus Zürich."
[schauspielhaus.ch]
Hat mir sehr gefallen, allerdings auch nachdenklich gestimmt. Die
Geschichte passt 1:1 in unsere Zeit, obendrauf noch mit den heutigen
Kommunikationsmitteln. Es ist seltsam still im Saal, wie am Morgen im
Zug, weil das wenige Gesprochene, das man auch verstehen soll, hinter
einer Glaswand abläuft und alle mit den Smartphones beschäftigt sind....
Natürlich arg dezimierter Text, man kann ja nicht das ganze Theaterstück
abtippen... |

 |
13.12.18
Pfauen |
Felicitas Brucker
Wahlverwandtschaften nach Wolfgang v. Goethe
"Das Ehepaar Eduard und
Charlotte, beide in zweiter Ehe miteinander verheiratet, lädt zwei Gäste
ein. Der rational handelnde Hauptmann soll dem impulsiven, schnell
gelangweilten Eduard Gesellschaft leisten. Und die tatkräftige Charlotte
lädt sich ihre Ziehtochter, die junge Ottilie, ein. Doch Eduard verliebt
sich hemmungslos in Ottilie und der Hauptmann und Charlotte kommen sich
ebenfalls gefährlich nah. In einer letzten Liebesnacht von Charlotte und
Eduard entsteht ein Kind, aber der Betrug ist nicht mehr zu deckeln. Ein
Arrangement wird gesucht. Es kommt zur tödlichen Katastrophe; nur eines
der Paare überlebt. In seinem Roman „Die Wahlverwandtschaften“ wendet
Goethe ein chemisches Experiment seiner Zeit auf menschliche Beziehungen
an: Was geschieht, wenn bestimmte Stoffe eine so starke Affinität
zueinander aufweisen, dass sie eine neue Verbindung eingehen müssen? Mit
diesem Text wirft der Künstler und Lebensforscher Goethe einen radikal
modernen Blick auf den Menschen, seinen Umgang mit sich selbst und mit
der Natur. Die Regisseurin Felicitas Brucker stellt sich mit dieser
Premiere dem Zürcher Publikum vor."[schauspielhaus.ch]
Zwar gute Schauspieler, aber die
Inszenierung überzeugt nicht. Mir scheint diese Geschichte für das
Theater ungeeignet. |

 |
15.12.18
Pfauen |
Bastian Kraft
Endstation Sehnsucht von Tennessee Williams
Die Wahrheit scheut Blanche
ebenso wie grelles Licht, das ihrer zarten, alternden Schönheit die
Falten ins Gesicht wirft. Sie flieht vor der bitteren Realität – der
Familienbesitz ist unter ihrer Hand zerronnen, sie hat ihre Anstellung
verloren und ist dem Alkohol verfallen – zu ihrer Schwester Stella. Sie
kann dort unterkommen, aber der grob-zupackende Charakter ihres
Schwagers Stanley und ihre eigene zart-verblendete Welt vertragen sich
nicht. Blanche verliert den Halt. Die Begegnung mit einem Freund
Stanleys lässt Hoffnung aufglimmen, aber als er sie fallen lässt,
verliert sie über diese letzte Demütigung den Verstand. Sie schreitet
der Endstation ihrer Sehnsucht entgegen. Der amerikanische Autor
Tennessee Williams schrieb das Stück unter dem Eindruck einer neu
aufsteigenden Arbeiterklasse,die dem verfallenden Südstaatenadel den
Rang ablief. Das kulturkritische Stück, 1949 am Schauspielhaus Zürich in
deutscher Sprache erstaufgeführt, war einer der grössten Erfolge des
Autors." [schauspielhaus.ch]
Sehr gute Inszenierung, überzeugende Schauspielleistung, gutes Stück!
Gelungen ist die Projektion auf ausströmendes Trockeneis!
 |


 |
15.12.18
Schiffbau |
Christoph Marthaler
44 Harmonies from Apartment House 1776
"Marthaler liefere seine im Kern
sprödeste, intellektuellste, abstrakteste Arbeit seit Langem ab, findet
Egbert Tholl in der Süddeutschen Zeitung (11.12.2018).
"Nur merkt das kaum jemand, denn um diesen thetischen Kern herum gibt es
die ikonisch gewordenen Marthalereien seines gewohnt windschiefen
All-Star-Ensembles in einem Bühnenbild von Anna Viebrock, das diesmal
einen Wartesaal mit kleiner Bühne und großem Sandkasten zeigt." Der
einzig inhaltlich nachhaltige Moment des Abends sei Ueli Jäggis
grandioser Vortrag zu Beginn. "Der Rest ist reines Musiktheater, voll
mit allem Möglichen."
"Willkommen am Nullpunkt des Theaters. Wo nichts passiert, wird alles
zum Ereignis", schreibt Barbara Villiger Heilig für Die Republik
(8.12.2018). "Wo steckt die Magie? In den Zwischenräumen, den Lücken,
den Pausen. In der Perfektion, mit der sich minimale Spannung auf- und
abbaut. In der Farbensymphonie der Bühne, wo der Wechsel von
(künstlichem) Tageslicht und Nachtbeleuchtung Innen- und Aussenwelt
verschränkt. Im surrealen Witz, der die Realität zur Kenntlichkeit
entstellt. In der Freiheit des Traums, den wir hier und jetzt
mitträumen. In der Nonchalance des Ganzen."
[Kritikerschau in nachtkritik.de]
Verlangt einiges ab in Sachen aushalten.. Ist meine Sitznachbarin tief
meditativ versunken oder bereits eingeschlafen?
Hut ab von den vier Cellistinnen, die nach all den ausgelassenen Noten
wieder zum Zusammenspiel finden müssen. Und das geschlagene zwanzig
Minuten lang. Na ja. |


 |
06.01.19
Pfauen |
René Pollesch
Ich weiss nicht, was ein Ort ist, ich kenne nur seinen Preis
"Wenn man bei René Pollesch von einer starken, prägenden
Regiehandschrift sprechen darf, ohne ihn davon abzuschneiden, was er
tatsächlich tut, dann nur, wenn man versteht, dass seine Praxis als
Autor (als jemand, der im Wesentlichen schreibend tätig ist, indem er
Texte produziert und Inhalte ins Spiel bringt) auch auf die
Autorenschaft der im Theater so vielseitig versammelten KünstlerInnen,
allen voran der SchauspielerInnen, BühnenbildnerInnen und
KostümbildnerInnen vertraut. Das autonome Zusammenarbeiten mehrerer, die
Autonomie nicht hermetisch denken, ermöglicht es, dass sich Theater
nicht dem Befehl der Alleinherrschaft der Regie über eine Produktion
oder gar eines ganzen Betriebs unterwirft. Von dieser Praxis haben sich
bislang sehr viele und auch viele junge KünstlerInnen beeindrucken
lassen." [schauspielhaus.ch]
Sehr schöne Inszenierung. Schade dass Herr Pollesch die in kurzer Zeit
gesponnenen Fäden wieder fallen lässt. Wie sähe wohl eine
Weiterentwicklung der Texte aus? Ein Stück nur einmal zu inszenieren ist
per se keine Qualität.
 |

 |
29.01.19
Pfauen |
Dietmar Dath
Frankenstein
"Vor 200 Jahren erfand Mary Shelley am Genfersee die Geschichte von Dr.
Frankenstein und seinem namenlosen Geschöpf – und begründete damit das Genre des
Science Fiction. Inspiriert durch einen Blitzschlag setzte sich Shelley mit
einer Zeit im wissenschaftlichen Umbruch auseinander, deren Konflikte bis in die
Gegenwart strahlen: der unreflektierte Fortschrittsglaube, die Entfremdung
zwischen Mensch und Kreatur und die Überwindung des Todes. Science-Fiction-Autor
Dietmar Dath und Regisseur Stefan Pucher, die gemeinsam Ibsens „Ein Volksfeind“
aufsehenerregend aktualisiert haben, nähern sich dem Stoff bildgewaltig vor dem
Hintergrund unserer heutigen Entwicklung von künstlichem Leben und Bewusstsein."
[schauspielhaus.ch]
Zum Glück hatte ich vorher auf wikipedia eine Zusammenfassung vom Buch gelesen,
so hatte ich +/- den Überblick, was von 1831 stammte und was neu an Text
eingemixt wurde. Die Idee, die Frankenstein-Geschichte mit den heutigen
Möglichkeiten bzw. Aussichten (die ja auch Angst auslösen) der Roboter-Technik
zu verknüpfen, fand ich eigentlich gut und nicht allzu abwegig.
Für mich ein guter Abend, etwas gar überladen halt. |

 |
02.02.19
Pfauen |
Christina Rast
Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch von Michael Ende
"Es ist Silvesterabend und der geheime Zauberrat Prof. Dr. Irrwitzer und
seine Tante, die Geldhexe Tyrannja Vamperl, haben versäumt, ihr Soll an
bösen Taten für dieses Jahr zu erfüllen. Mindestens zehntausend Bäume
sollten sie zum Absterben bringen, fünf Flüsse nachhaltig vergiften,
diverse Tierarten ausrotten und einiges mehr. Gäbe es doch nur ein
Zaubermittel, um die Zerstörung zu beschleunigen! Da fällt Tyrannja das
Rezept für den satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunsch in die
Hände, welches all ihre Probleme bis Mitternacht lösen kann. Doch der
Rabe Jakob Krakel und der Kater Maurizio di Mauro kommen den beiden auf
die Schliche und behindern ihre teuflischen Pläne. Vielleicht lässt sich
die Zerstörung unserer Erde doch noch aufhalten? Ein Wettlauf gegen die
Zeit beginnt.
„Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ ist eines der letzten
grossen Werke des Autors Michael Ende, äusserst aktuell, hochkomisch und
mit einem rasanten Plot. Christina Rast inszenierte zuletzt „Das
doppelte Lottchen“ am Schauspielhaus." [schauspielhaus.ch]
Supergute Inszenierung mit hervorragendem Ensemble. Speziell gut Rabe
Jakob Krakel (Claudius Körber)
 |


 |
05.02.19
Schiffbau |
Ruedi Häusermann
Henosode
In Ruedi Häusermanns zehnter Arbeit am Schauspielhaus Zürich stehen die vier
MusikerInnen des Henosode-Quartetts (Henosode auf Berndeutsch: so ist es eben)
zusammen mit sieben SpielerInnen auf der Bühne. Gemeinsam erkunden sie
geheimnisvolle Verbindungen zwischen Musik und Raum und machen verschiedene
Versuche: Wie wandert eine Wolke? Wie kann man Menschen und Dinge zum
Verschwinden bringen? Wie fängt man ein Echo ein? Es geht um Konzentration,
Hingabe und die Entdeckungen, die man machen kann, wenn es kein Ziel gibt.
Häusermann erzählt vom Staunen über das, was man zustande bringt in der Kunst:
sich scheinbar mit nichts zu beschäftigen. Der Abend, der wie immer ein
heimliches Konzert ist, gipfelt in einer Überraschung – in einer grob-feinen
Hymne ans Theater. [schauspielhaus]
Feine Klinge, aber man muss es mögen. Ich bin mit einer seltsamen Leichtigkeit
aus der Box gekommen. Marthalerig, aber besser diesmal, finde ich. Reduktion der
Musik war hier so: Nach einem Windstoss konnte das Streicherquartett halt nur
noch spielen, was an Blättern übrig blieb...
 |


 |
12.03.19
Kammer |
Clara Dobbertin
Versetzung von Thomas Melle
"Der Lehrer Ronald Rupp befindet sich auf dem vorläufigen Höhepunkt
seiner Karriere. Bei den SchülerInnen beliebt, möchte ihn Schuldirektor
Schütz als seinen Nachfolger vorschlagen. Auch in seinem Privatleben
stehen grosse Veränderungen an, denn seine Frau Kathleen ist schwanger.
Doch Ronald hat eine Schwachstelle: er ist bipolar. Und obwohl er stabil
ist, sehen seine NeiderInnen im Kollegium ihre Chance, ihn endlich zu
Fall zu bringen. In der Konfrontation beginnt Ronald den Halt zu
verlieren. Die junge Regisseurin Clara Dobbertin hinterfragt die
Normativität von Normalität und Wahrnehmung. Wie tolerant ist unsere
Gesellschaft gegenüber der Abweichung? Ab wann wird ein Mensch
untragbar?" [schauspielhaus]
„Das Thema von «Versetzung» ist Wahnsinn - im weitesten Sinne und im
allerengsten. Der in Berlin lebende Autor Thomas Melle hat ein Stück
geschrieben, das vordergründig seine Krankheit, die bipolare Störung,
zum Thema hat. Doch hinter der Fassade eines Einzelschicksals verhandelt
Melle den Patienten Welt. [..] In der Kammer des Schauspielhauses setzt
Regisseurin Clara Dobbertin ihre Konzentration auf den Text und auf die
Schauspielerführung.“ [NZZ]
Und das ist gut so und sehr gut
gelungen!
„In Zürich hat Christian Baumbach mit der Figur Rupp grosses
Schauspielerfutter. Allzu selten hat man ihn in der Vergangenheit in
derart vielschichtigen Rollen gesehen. Jetzt und zum Ende seiner Arbeit
am Schauspielhaus spielt er seine Facetten in einer Chronik des Glühens
aus. Baumbach sieht dem Autor auch physisch ähnlich, er ist die
sprichwörtliche Idealbesetzung.“
[NZZ]
Auch das ist voll zutreffend!
 |


 |
07.04.19
Thali-Theater
Hamburg |
Stefan Bachmann
ROM von Jon von Düffel nach
Shakespeare
"Wohin soll das nur führen mit dieser ganzen
Demokratie? Für alle, die da zuletzt ein wenig
skeptisch geworden sind, hat das Hamburger
Thalia Theater jetzt noch ein paar abschreckende
Beispiele mehr auf Lager. Ein Schnelldurchlauf
durch Shakespeares Römerdramen (in der
Bearbeitung durch
John von Düffel) bietet eindrückliches
Anschauungsmaterial in Gestalt von Volkstribunen
über Demagogen bis hin zu mächtigen Witzfiguren.
In der Inszenierung von
Stefan Bachmann wird schnell klar: Hier geht
es um Männer, die mit allen Mitteln am eigenen
Denkmal arbeiten. Auf der Besetzungsliste findet
sich keine einzige Frau. Selbst für Cleopatra
steckt der Regisseur einen Schauspieler
(konkret: Pascal Houdus) in hautenge schwarze
Netzstrumpfhosen. Das ist nicht nur deshalb
konsequent, weil Shakespeare es seinerzeit so
ähnlich gehandhabt hat. Tatsächlich vollzieht
dieser vergleichsweise kurze Abend sagenhafte
Stationen einer langen Geschichte männlicher
Mythenbildung nach – und überweist sie ins
Museum.
Der Goldrahmen, der die Spielfläche der Bühne
begrenzt, hat schon Patina angesetzt, ebenso wie
das riesengroße, auf dem Kopf stehende Dreieck,
das Olaf Altmann dem Ensemble als wa(a)ghalsiges
Profilierungspodest gebaut hat. Das sinnstiftend
Perfide an dieser spürbar statischen
Konstruktion: Sie lässt sich in Schräglage
versetzen, so dass etwa einer wie Julius Cäsar
eben noch einsam ganz oben stehen und im
nächsten Moment schon gemeuchelt am Boden liegen
kann, wenn sich das Gleichgewicht der Macht
verschiebt."...
"Überhaupt gibt es viel zu gucken an diesem
Abend: Stark etwa, wie Regisseur Bachmann den
Hahnenkampf auf Leben und Tod zwischen dem
Feldherrn Cajus Marcius und seinem Widersacher
Auffidius als teils geradezu zärtlichen,
erotischen Tanz inszeniert. Toll auch, wie die
Ermordung Cäsars als musikalisch untermalte
Stummfilmsequenz funktioniert. Da macht
Zuschauen Spass!" [nachtkritik.de,
inkl. Bilder]

Antonius ist
Kleopatra verfallen
|

Eine Wölfin säugt Romulus und Remus

Die Ermordung Cäsars als Stummfilmsequenz

Ganz starke Inszenierung, hin zum Publikum, hervorragende Schauspieler,
die immer wieder als Gruppe hochwirksam inszeniert werden. Allein diese
Aufführung war eine Reise nach Hamburg wert! |
08.05.19
Schiffbau |
Sebastian Nübling
Die Verlobung in St. Domingo - Ein Widerspruch von Necati Öziri gegen
Heinrich von Kleist
"Auf Haiti tobt die Revolution. Nach über hundert Jahren der Sklaverei
kämpft die geknechte Bevölkerung für ihre Freiheit. Eines Nachts klopft
plötzlich der junge Gustav, ein Adeliger aus der Schweiz, an der Haustür
von Toni, der Ziehtochter eines der Anführer der Revolution, und bittet
um Schutz auf der Flucht vor den Truppen der Revolutionäre ... Toni muss
sich entscheiden – keine Zeit für Revolutionsromantik. In seiner kurz
nach der französischen Revolution erschienenen Novelle „Die Verlobung in
St. Domingo“ (1811), einer dramatischen Lovestory im Setting der
Revolution, macht Heinrich von Kleist klare Fronten auf: „Weiss“ gegen
„Schwarz“, Gut gegen Böse, Ordnung gegen Anarchie. Doch wie geht die
Geschichte, wenn nicht eindeutig ist, wer Freund und wer Feind der Werte
der Aufklärung ist? In seinem neuen Stück widerspricht Necati Öziri den
vermeintlich eindeutigen Positionen und mutet der Geschichte eine neue
Ebene der Opposition zu, die eine heutige Diskussion über Gewalt und
Gegengewalt erzwingt." [Schauspielhaus]
Eine verspielte Inszenierung hilft dem sperrigen Text sehr gut über die
Runden. Auch der treibende Rhythmus zeigt Wirkung! Gelungen!
 |


 |
21.05.19
Pfauen |
Frank Castorf
Justiz, nach dem Roman von F. Dürrenmatt
„Die Gerechtigkeit lässt sich nur noch durch ein Verbrechen
wiederherstellen.“ Mit diesen Worten eröffnet der Anwalt Spät
sturzbetrunken Dürrenmatts Anti-Kriminalroman. Zwei Jahre vorher
ereignet sich Folgendes: Kantonsrat Kohler betritt gelassen das von
Politikern, Finanzmanagern und Künstlern besuchte Restaurant „Du
Théâtre“ und erschiesst vor aller Augen den Literaturprofessor Winter.
Kohler lässt sich daraufhin, bestens gelaunt, verhaften. Vom Gefängnis
aus beauftragt der Multimillionär und passionierte Billardspieler den
angehenden Anwalt Spät, seinen Fall – unter der Annahme, er sei nicht
der Mörder gewesen – zu untersuchen" [schauspielhaus]
"Ja, aus dieser beherzten Romantransplantation entstand was
Sehenswertes; freilich nichts Schultaugliches. Hätte jetzt noch jemand
genauso ungeniert die allzu ausufernden Monologe, die öden
Plotaufdröselungen, die unnötigen Tanzeinlagen zusammengestrichen, wären
wir wehrlos begeistert mitgerollt wie Kohlers Billardkugelmenschen",
[Alexandra Kedves,
Tagesanzeiger]
Dem ist gar nichts beizufügen, ausser, dass halt um halb eins kein Zug
mehr in den Aargau fährt. Deshalb nur Teil 1... |


 |
28.05.19
Pfauen |
Herbert Fritsch
Totart Tatort
"So schön diese Inszenierung anzusehen ist, so inhaltsleer ist sie. Es
bleibt bei einer szenischen Abfolge von Slapstick- und Pantomime-Nummern
ohne Dramaturgie. Das ist manchmal lustig, manchmal albern, öfters zach.
Nur eines ist es nicht: spannend", schreibt Christine Dössel in der
Süddeutschen Zeitung
(25.2.2018)
Gibt es da noch etwas anzufügen? Nee. |
 |
04.06.19
Pfauen |
Barbara Frey
Die Toten - nach der Erzählung von James Joyce
"Seine Seele hatte sich der Region genähert, wo die unermesslichen
Heerscharen der Toten ihre Wohnung haben. Er war sich ihrer unsteten und
flackernden Existenz bewusst, aber er konnte sie nicht fassen. Seine
eigene Identität entschwand in eine graue ungreifbare Welt: die kompakte
Welt selbst, die sich diese Toten einstmals erbaut und in der sie gelebt
hatten, löste sich auf und verging.“ [Originaltext]
"In diesem Zustand befindet sich Gabriel Conroy – die Hauptfigur aus der
Erzählung „Die Toten“ von James Joyce – nachdem seine Frau ihm eröffnet
hat, dass sie vor der Ehe eine leidenschaftliche Beziehung zu einem
jungen Mann unterhalten habe, der ihretwegen gestorben sei. Das
Fortleben der Toten unter den Lebenden ist eines der Themen dieses
Projekts, das Barbara Frey als die letzte Produktion ihrer Intendanz am
Schauspielhaus Zürich gewählt hat. Es ist James Joyce gewidmet, der
viele Jahre seines Lebens in Zürich verbracht hat und auch hier
gestorben ist – wenige Tage nach einem Gastmahl in der Kronenhalle. Sein
Geist ist wieder auferstanden und erobert nun die Bühne des Pfauen. „Die
Toten“ sprechen mit vielen Stimmen auf uns ein. Eine entfesselte Sprache
im fliessenden Übergang zu Musik. Sie singen und tanzen und erzählen vom
kleinen Glück und von der Enge des Lebens in Dublin, der Stadt, die für
Joyce die ganze Welt bedeutete." [schauspielhaus.ch]
Sprache, Musik, Gesang, Bühnenbild, Schauspieler/innen, Regie: aus einem
Guss! |


 |
06.06.19
Schiffbau |
Karin Henkel
Die grosse Gereiztheit nach Motiven aus "Der Zauberberg" von Thomas Mann
"Das vorletzte Kapitel von Thomas Manns 1924 erschienenem Roman heisst
„Die grosse Gereiztheit“. Plötzlich bricht in der feinen Gesellschaft
lungenkranker Sanatoriumsgäste auf dem „Zauberberg“ eine unheimliche
Zanksucht und Bösartigkeit aus. Thomas Mann lässt auf die grosse
Gereiztheit das Schluss kapitel „Donnerschlag“ folgen, den Ausbruch des
Ersten Weltkrieges im Flachland, der auch die Hauptfigur Hans Castorp
auf eines der europäischen Schlachtfelder ausspuckt. Man hätte es wissen
können, aber die feine Gesellschaft hat die Information gepflegt
umgangen und ist so zum Opfer einer katastrophalen Umwälzung geworden.
Frank Schirrmacher attestiert Thomas Mann eine phänomenale Intuition und
liest den Roman als „Sensibilitätsschulung für das Eintreten
unerwarteter Ereignisse“. In einem angespannten Europa 2019, dessen
Nachkriegsordnung längst der Vergangenheit angehört, entwickelt die
Regisseurin Karin Henkel ihre ganz eigene Lesart dieses komplexen
Stoffes.[schauspielhaus]
Die letzte Regiearbeit meiner Lieblingsregisseurin. Grosses Kino!
 |


 |
15.06.19
Prediger-kirche
Zürich |
Zürcher Singkreis
The Passing of the Year
Leitung: Tobias Arb
Liederzyklen für Chor und Klavier
Robert Schuhmann, Johannes Brahms, Josef Gabriel Rheinberger, Bela
Bartok,,Jonathan Dove

Ein mutiges, wunderschönes Konzert mit perfektem Chorklang. |
19.06.19
Pfauen, Kammer |
Manon Pfrunder
Der Reisende nach Ulrich Alexander Boschwitz
"Berlin, November 1938. Der jüdische Kaufmann Otto Silbermann, ein
angesehener und wohl situierter Bürger, wird Zeuge und Betroffener der
Novemberpogrome. Mit seinem letzten Geld versucht er ins Ausland zu
gelangen, nachdem er seine Wohnung fluchtartig verlassen muss. Gefangen
im Dilemma, weder die deutsche Grenze passieren, noch in sein altes
Leben zurückkehren zu können, bleibt ihm am Ende nur die „Emigration“ in
die Deutsche Reichsbahn. Als Fremder im eigenen Land taucht Silbermann
unter und fährt kreuz und quer durch das nationalsozialistische
Deutschland. Dabei begegnen ihm gewaltbereite NS-Parteigenossen,
gefühllose Mitläufer, angsterfüllte Verfolgte, aber auch mutige
Menschen, die ihm ihre Hilfe anbieten. Station um Station geht die Reise
der deutschen Katastrophe des 20. Jahrhunderts entgegen. Manon Pfrunder
inszeniert den 1939 vom damals 23-jährigen Ulrich Alexander Boschwitz
geschriebenen und nun neu entdeckten Roman „Der Reisende“ und setzt
seinen lakonischen, berührenden und spannenden Text zeitgenössisch in
Szene." [schauspielhaus.ch]
7 Minuten früher fertig als ursprünglich angekündigt -> alles etwas
schneller, aber nicht deutlicher gesprochen. Trotzdem überzeugend! |



|