Stefan Bachmann
ROM von Jon von Düffel nach Shakespeare

"Wohin soll das nur führen mit dieser ganzen Demokratie? Für alle, die da zuletzt ein wenig skeptisch geworden sind, hat das Hamburger Thalia Theater jetzt noch ein paar abschreckende Beispiele mehr auf Lager. Ein Schnelldurchlauf durch Shakespeares Römerdramen (in der Bearbeitung durch John von Düffel) bietet eindrückliches Anschauungsmaterial in Gestalt von Volkstribunen über Demagogen bis hin zu mächtigen Witzfiguren.
In der Inszenierung von Stefan Bachmann wird schnell klar: Hier geht es um Männer, die mit allen Mitteln am eigenen Denkmal arbeiten. Auf der Besetzungsliste findet sich keine einzige Frau. Selbst für Cleopatra steckt der Regisseur einen Schauspieler (konkret: Pascal Houdus) in hautenge schwarze Netzstrumpfhosen. Das ist nicht nur deshalb konsequent, weil Shakespeare es seinerzeit so ähnlich gehandhabt hat. Tatsächlich vollzieht dieser vergleichsweise kurze Abend sagenhafte Stationen einer langen Geschichte männlicher Mythenbildung nach – und überweist sie ins Museum.
Der Goldrahmen, der die Spielfläche der Bühne begrenzt, hat schon Patina angesetzt, ebenso wie das riesengroße, auf dem Kopf stehende Dreieck, das Olaf Altmann dem Ensemble als wa(a)ghalsiges Profilierungspodest gebaut hat. Das sinnstiftend Perfide an dieser spürbar statischen Konstruktion: Sie lässt sich in Schräglage versetzen, so dass etwa einer wie Julius Cäsar eben noch einsam ganz oben stehen und im nächsten Moment schon gemeuchelt am Boden liegen kann, wenn sich das Gleichgewicht der Macht verschiebt."...
"Überhaupt gibt es viel zu gucken an diesem Abend: Stark etwa, wie Regisseur Bachmann den Hahnenkampf auf Leben und Tod zwischen dem Feldherrn Cajus Marcius und seinem Widersacher Auffidius als teils geradezu zärtlichen, erotischen Tanz inszeniert. Toll auch, wie die Ermordung Cäsars als musikalisch untermalte Stummfilmsequenz funktioniert. Da macht Zuschauen Spass!" [nachtkritik.de, inkl. Bilder]


Antonius ist Kleopatra verfallen