Saison 2014_2015
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12.09.2014
Pfauen |
Regie: Barbara Frey
Anton Tschechow: Drei Schwestern
"Olga, Mascha und Irina, die Töchter des verstorbenen Generals Prosorow,
leben gemeinsam mit ihrem Bruder Andrej in der russischen Provinz und
träumen von einer Rückkehr nach Moskau, dem Ort, den sie vor elf Jahren
verlassen haben. In der Gouvernementstadt, in der sie ihr Dasein
fristen, steckt der Mief der Provinz....
Mehr als vier Jahre
vergehen, in denen langsam die Utopien schwinden,
die Ahnung des bevorstehenden Endes sich nicht mehr
verdrängen lässt und an deren Ende der junge
Tusenbach zu Tode kommt.
Tschechows Figuren träumen von einem besseren Leben,
reden von Arbeit als „einzigem Sinn des Lebens“ und
drehen sich dennoch im Kreis. Sie verlieren sich im
Nebel zwischen Gesagtem und Gemeintem."
[Pfauen]
Spannendes Erzähltheater in trostlosem Bühnen-Haus,
das das Elend der drei Schwestern gnadenlos
wiedergibt.
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19.09.2014
Schiffbau |
Regie Mélanie Huber
nach Herman Melville: Bartleby, der Schreiber
"„I would prefer not to“ ging als der berühmteste Satz von
Herman Melvilles Protagonisten Bartleby nicht nur in die
Literaturgeschichte ein, sondern findet sich in Form von bedruckten
Kaffeetassen und Bleistiften auch in Büros und Amtsstuben heutiger Zeit
wieder. Die Geschichte des Leistungs- und Lebensverweigerers Bartleby
spielt in einer New Yorker Anwaltskanzlei an der Wall Street des frühen
19. Jahrhunderts. Zunächst ist er als neuer Aktenkopist und Kollege der
schrullig-verschrobenen Figuren Puter, Krabbe und Keks zwar schweigsam
und zurückgezogen, aber äusserst fleissig. Zunehmend beantwortet er
Aufträge jedoch mit dem immer gleichen Satz: „Ich möchte lieber nicht“
und scheint immer mehr in sich selbst zu versinken. Sein völlig
konsternierter Chef weiss sich nicht zu helfen und ist zugleich
fasziniert von der Figur Bartleby. Als dieser sich schliesslich auch
weigert, die Kanzlei zu verlassen, zieht er mit seinen anderen
Mitarbeitern aus und lässt Bartleby im leeren Bürogebäude zurück."
[schauspielhaus.ch]
„Herman Melvilles subversive Geschichte einer Verweigerung ist eines
seiner Meisterwerke und einzigartig in ihrer absurden Komik. Der Autor
und Dramaturg Stephan Teuwissen hat aus der Erzählung eine exzellente
Bühnenfassung gemacht, die zum Auftakt der Theatersaison in der
Schiffbau-Box des Zürcher Schauspielhauses Premiere feierte. Um es
gleich vorwegzunehmen: Die junge Regisseurin Mélanie Huber zeigt eine
eindrückliche, in jeder Beziehung gelungene Inszenierung des Stücks.“
[seniorweb.ch]
Dem kann ich mich nur anschliessen: exzellent! |

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13.10.2014
Pfauen |
Regie: Barbara Frey
Carlo Goldoni: Der Diener zweier Herren
"Als Diener zweier Herren erhofft sich Truffaldino doppelte Bezahlung
für halbierte Leistung. Doch die Rechnung geht nicht auf: Statt für zwei
Herren zu arbeiten und Essen für vier zu erhalten, bezieht er summa
summarum ein Vielfaches der üblichen Prügel, egal, wie sehr er auf alles
achtgegeben hat. Das Einmaleins dieser turbulenten Komödie funktioniert
eben nicht nach den Regeln der Logik, sondern nach denen maximaler Komik
– nur leider gibt es für Truffaldino selbst nicht viel zu lachen."
[Pfauen]
„Kann es gelingen, den 1747 entstandenen Klassiker, auf die durch den
High-Speed-Low-Kalauer-Regisseur Herbert Fritsch besetzte Komödienbühne
der 2010er-Jahre zu bringen? Es kann, wie Barbara Frey jetzt im Zürcher
Schauspielhaus Pfauen beweist: mit einer von der Intendantin und ihrem
Hausautor Thomas Jonigk bearbeiteten Fassung, die den Kontakt zur
heutigen Alltagssprache nicht scheut, aber auch nicht überstrapaziert.
Und, natürlich, mit einem exzellenten Ensemble, in dem wieder einmal
Freys Lieblings-schauspieler Michael Maertens die erste Geige spielt.“
[Badische Zeitung]
Super, ein grandioser Abend! |
 
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24.10.2014
Pfauen |
Regie: Sebastian Baumgarten
Nach F.M.Dostojewskij: Schuld und Sühne
„Noch bevor Baumgarten den Raum mit Hubschraubergeknatter und
Suchscheinwerfern überzieht und auch lange bevor in einer
Videoprojektion Konvois russischer Lastwagen unterwegs sind,
beschleichen den Zuschauer schon Assoziationen aus der aktuellen
Tagespolitik. Wir sind in Russland, die unergründlichen Weiten
russischer Seele und Befindlichkeit breitet Baumgarten analytisch scharf
und präzise, aber dennoch vielschichtig vor uns aus, so wie es Fjodor
Dostojewski in seinem ersten grossen Roman vor fast 150 Jahren schon
getan hat. Nur, dass Baumgarten dafür spektakuläre Bilder und Szenen,
handelnde Menschen, der Appell an alle Sinne des Zuschauers zur
Verfügung stehen und nicht nur die bedruckten Seiten eines Romans. Und
er versteht dies zu nützen, fährt alles auf, was das Gegenwartstheater
an Sinnesreizen zu bieten hat. Filmsequenzen, Hörspielakustik mit
verstärkten Geräuschen, Musik, ein wenig Erotik und sogar die kultische
Wirkung von Weihrauch. Im riesigen Saal des Zürcher Schiffbaus sind
lebensgrosse Puppen im Zuschauerraum verteilt, unter der Tribüne kauern
sie andächtig als Gottesdienstbesucher. So lässt sich auch die
überbordende Opulenz eines russischen Romans auf die Bühne bringen.“
Südkurier [Südkurrier]
"Die westliche Rechtssprechung ist nicht
dazu da, das Reich Gottes auf Erden zu verwirklichen, sondern die Hölle
auf Erden zu verhindern"
[Programmheft]
Rasante erste Hälfte, hervorragende Schauspieler/innen, wuchtiges
Bühnenbild. Leider verläuft sich der zweite, zu lange Teil, in langem
Reden... |
 
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26.10.2014
Schiffbau Matchbox |
Regie: Theo Fransz
Theo Fransz: Rosas Schuh (Uraufführung)
"David klammert sich an eine Lebenslüge. Er schottet sich ab, igelt sich
ein. Flucht in Träume wechselt mit Lethargie. Seine inneren Stimmen
geben sich aber nicht zufrieden mit der scheinbaren Ruhe. Sie
provozieren und aktivieren Davids Erinnerungen. Und so sehr er sich
windet - die Stimmen zwingen ihn, sich seiner Vergangenheit zu stellen.
Wie war das damals? Was verbindet ihn mit seinem Freund Peter wirklich?
Hätte er nicht die Strasse wechseln sollen, als er Jule wiedersah? Warum
hat Rosa sich nicht entschieden?"
[Schauspielhaus]
„Speziell in Erinnerung bleiben wird die Pingpong-Szene, für die es
nicht mehr braucht als ein Rechteck aus Licht. Die beiden Jungs an den
Querseiten machen Schlagbewegungen und Plopp-Geräusche, während die zwei
Mädchen an der hinteren Längsseite ihre Köpfe im Rhythmus des Spiels
hin- und herschnellen lassen.“
[NZZ].
Für Kinder ab 11 Jahren? Nein, aber ein ausgezeichnetes Stück für
Maturanden und andere Erwachsene |
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02.11.2014
Pfauen |
Regie: Daniela Löffner
William Shakespeare: Sommernachtstraum
„Am Schauspielhaus Zürich bringt die junge Regisseurin Daniela Löffner
das Stück auf die Bühne und lotet in ihrer klugen Inszenierung seine
Abgründe aus, ohne die Balance zwischen Ernst und Heiterkeit zu
verlieren. Der Ausstatter Matthias Werner hat auf der Pfauenbühne einen
geschlossenen Kasten gebaut, dessen Wände und Decke mit Birkenstämmen
bemalt sind. Dieser Wald ist auch ein Gefängnis jenes unserer eigenen
Psyche. Die sieben hervorragenden Schauspieler, die sich in die Rollen
des Stücks teilen (Anne Blomeier, Klaus Brömmelmeier, Claudius Körber,
Katharina Schmidt, Johannes Sima, Isabelle Menke, Jirka Zett) sind denn
auch den ganzen Abend auf der Bühne, wechseln vor dem Publikum die
Kostüme, sind mal Handwerker, mal Elfen, mal Liebende.“
[Die Südostschweiz]
„Das Ensemble bewies Komödienlust. Claudius Körber als Liebhaber Pyramus
näselt mit süddeutschem Akzent durch die Wand, die Klaus Brömmelmeier
mörtelverschmiert und mit stoischem Ernst verkörperte, seiner Thisbe
(Anna Blomeier) schwülstig-hohle Liebesphrasen zu, die als
schauspielender Handwerksgeselle mit dem Mörtel am angeklebten
Schnurbart kämpfte. Und mit heiligem Ernst vollzog Körber mit einem
Klappmeter als Dolch Pyramus’ Liebesselbstmord, als er die Geliebte von
einem Löwen (Katharina Schmidt, mit fürchterlichem Gebrüll) gerissen
wähnte. Shakespeares Verse, eine Parodie auf die Lyrik seiner Tage,
stachen wie am ersten Tag, das Publikum war hingerissen.“
[Nachtkritik.de]
Hammerinszenierung mit Lachsalven zum Schluss bei "Pyramus und Thisbe"
(s. Nachtkritik.de) Superabend! |

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31.10. 2014
07.11.2014
Pfauen, Kammer |
Regie: Lily Sykes
Dogtooth, eine Theaterserie in vier Episoden nach dem Film von Giorgos
Lanthimos
"Die Welt jenseits des
Gartenzauns ist angeblich ein böser und gefährlicher Ort, weshalb die
Kinder das Grundstück nicht verlassen dürfen. Um diese Fiktion
aufrechtzuerhalten, setzt das Elternpaar in „Dogtooth“ alles daran,
seine drei Kinder von jeglichen äusseren Einflüssen fernzuhalten. Das
geht so weit, dass sie den Kindern für gewohnte Begriffe ein neues
Vokabular beibringen. Der Familienalltag ist geprägt von merkwürdigen
Spielen, die die inzwischen erwachsenen Kinder erfinden, um sich die
Zeit zu vertreiben. Für die Welt draussen sind sie laut ihren Eltern
erst dann gerüstet, wenn sie einen Eckzahn („Dogtooth“) verlieren. Als
durch eine Besucherin ein Kontakt zur Aussenwelt entsteht, bekommt das
Experiment erste Risse." [schauspielhaus.ch]
Seheneswerte Serie mit sehr guten Schauspielstudierenden der ZHdK!
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08.11.2014
ZKO - Haus Zürich |
Leitung: Tobis von Arb
Züricher Singkreis: Lausbuben
Mit Amaryllis Quartett; Pianoduo Poskute&Daukantas; Pascal Viglino,
Schlagzeug; Fabian Cohn, Pantomime
Teil 1
Paul Hindemith: Ouvertüre zum „Fliegenden Holländer", wie sie
eine schlechte Kurkapelle morgens
um 7 am Brunnen vom Blatt spielt (1925)
Paul Hindemith: Minimax, „Repertorium für Militärorchester“ für
Streichquartett (1923)
Teil 2
Ernst Widmer: Divertimento I, „Strubelpeter“, für Chor, zwei
Klaviere und Schlagwerk (1963)
Heinrich Sutermeister: Max und Moritz, Ballett für
Chor, Klavier vierhändig und Pantomimen (1954)Anspruchsvolles, sehr
gutes und witziges Konzert! Mit einem Pantomimen, der die kleinen
Zuhörer/innen fasziniert hat! |
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21.11.2014
Opernhaus |
Ballettdirektor Christian Spuck: Anna Karenina
(nach Leo Tolstoi, Uraufführung)
Die schöne Anna Karenina ist mit einem strengen und hoch angesehenen
Regierungsbeamten in St. Petersburg verheiratet und führt mit ihm eine
freudlose Ehe. Als sie dem leichtlebigen Offizier Graf Wronski begegnet,
verliebt sie sich auf den ersten Blick in ihn, sträubt sich aber
zunächst gegen eine Affäre. Wronski wirbt um sie, bis sie seine
heimliche Geliebte wird. Die amour fou bleibt nicht lange unentdeckt,
und die Gesellschaft ächtet die Ehebrecherin. Anna verzweifelt zwischen
moralischer Ehepflicht und Liebe. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf.
In seinem neuen Ballett stellt sich Christian Spuck der anspruchsvollen
Romanvorlage. Dabei interessiert sich der Zürcher Ballettdirektor nicht
allein für das Schicksal der Titelheldin, sondern vor allem für die
Modernität der Tolstoischen Charakterentwürfe. Zu Sinfonik und
Kammermusik von Sergej Rachmaninow und Witold Lutoslawski übersetzt er
das Schicksal von Tolstois Romanhelden in eindringliche choreografische
Bilder [Opernhaus]
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07.12.2014
Kirche Buchs |
Leitung: Ramin Abassi
Astor-Orchster: Legenden

Imponierend, was das Aargauische
Studentenorchester zustande bringt: Hohe Professionalität, Feuer und
Flamme, Soloparts (Harfe, Bläser-Sektion!). Souverän und äusserst
angenehm geführt von Ramin Abassi. Chapeau! |
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12.12.2014
Arosa Humor-festival |
Rainald Grebe & Die Kapelle der
Versöhnung - Volksmusik
"Rainald Grebe,
Schauspieler, Liedersänger und Comedian aus Berlin, gründete 2005 die
Kapelle der Versöhnung. Als Urenkel des Dadaismus und gelobt für die
subversive Kraft seines Humors gilt er nicht unbedingt als
mainstreamkompatibel."...."Grebe schlägt ein anarchistisches Gesangsbuch
auf und verspottet ländliche Scheinidylle ebenso wie das ach so
aufregende Leben der Mitdreissigergesellschaft. Sein subversiver
Musikantenstadl bietet keinen Humor zum Mitschunkeln, er groovt und
rockt und schlägt zwischendurch auch komisch-melancholische Töne an.
Hoch auf dem Gelben Wagen 2014, voll auf Crashkurs mit der Volksmusik."
[Arosa-Humorfestivel]
Superabend mit fuluminanter
Kapelle der Versöhnung, angeführt von einem Leader in Höchstform.
Wunderbar! |
 
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16.12.2014
Schiffbau
Box |
Regie: Kornél Mundruczó, Kata Wéber
: Hotel Lucky Hole (Uraufführung; Auftragswerk)
Elena ist zum ersten Mal in Zürich.
Aus ihrer Heimat, der Ukraine, ist sie der Armut entflohen, will in der
Schweiz ihr Glück versuchen. Zusammen mit der älteren Anna arbeitet sie
als Prostituierte. Annas ehemaliger Geliebter und Freier, ein Schweizer
Banker, verabredet sich mit beiden zu einem ausgefallenen Sexspiel, bei
dem er stranguliert werden möchte. Als den beiden bewusst wird, dass es
sich um mehr als eine ausgelebte Sexphantasie handelt, ist es bereits zu
spät … Die beiden müssen sich vor Gericht wegen Mordes verantworten und
werden getrennt. [www.schauspielhaus.ch]
Die zum Teil vernichtende Kritik in den Zeitungen
verstehe ich nicht: Sehr gute Schauspieler/innen, trotz vieler nackter
Körper keine Voyeur-Stück, spannende, verschiedenartige Erzählweise,
gute Musikeinlagen, vielschichtiges Bühnenbild. Super! Ein
voreingenommene Kritikerschablone passt da halt schlecht.
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27.12.2014
Pfauen |
Regie: Herbert Fritsch
Der schwarze Hecht
Musik: Paul Burkard
"Anlässlich seines Geburtstages lädt
Fabrikant Oberholzer seine Geschwister und deren Ehepartner ein und
offeriert als Festessen einen Hecht. Als unverhofft sogar der abtrünnige
Bruder Oberholzers, Zirkusdirektor Obolski, mit der wunderschönen
Zirkusprinzessin Iduna erscheint, läuft die Feier Gefahr, aus dem Ruder
zu laufen.
Paul Burkhard zählt zu den grossen Schweizer Komponisten und schrieb das
Mundart-Musikstück „Der schwarze Hecht“, das nun in der Regie von
Herbert Fritsch zu sehen ist." [www.schauspielhaus.ch]
„Das spielfreudige 13-köpfige Ensemble geht in die Vollen bis zur
mitchoreografierten Applausordnung. So liefert Lisa-Katrina Mayer, seit
dieser Saison festes Ensemblemitglied am Hause, komische Nachweise, dass
nicht jede Pubertierende, die sich von einem zopfigen Elternhaus
wegträumt, auch gleich Zirkusbegabung mitbringt. Carol Schuler singt und
spielt im „Lied der Köchin“ rassig-rabiat gegen die Volksschauspielerin
Margrit Rainer an. Hans Schenker und Robert Hunger-Bühler geben
wunderbar bekloppt Senioren mit Stromschlagfrisur. Von Ruth Rosenfeld
als polnischer Artistin weht zirzensischer Glamour in den Abend hinein.“
[Südkurier]
Temporeich, ulkig, slapstikig; so wird das leicht angestaubte Stück
hochspassig und wunderbar geniessbar. |

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09.01.2015
Gartensaal
Villa Boveri |
Oliver Schnyder, Klavier
Franz Schubert, Sonate A-Dur
Mendelssohn, 17 Variations sérieuses
Johannes Brahms, Sonate Nr. 3 in f-Moll
"Im Gartensaal der Villa Boveri zu spielen, sei für ihn wie ein
Hauskonzert. Mit diesen Worten eröffnete der Pianist Oliver Schnyder den
ersten von drei Konzertabenden am vergangenen Freitag in Baden. Schnyder
stammt aus Möriken, studierte in Zürich und Baltimore (USA). Er ist
Gründer und künstlerischer Leiter der Badener Klavierreihe «Piano
District». Von Freitag bis Sonntag spielte Schnyder zwei Solorezitale
und ein abschliessendes Konzert mit Klavierquintetten; alle drei waren
schon im Voraus ausverkauft. [Limmattalerzeitung.ch!
Wiederum super, mit welcher Energie, aber auch anschliessender
Gelassenheit und Freude Oliver Schnyder auftritt. Keine Starallüren,
pure Spielfreude.... und das alles auswendig! |
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11.01.2015
Pfauen |
Mike Müller
Elternabend
"«Elternabend» ist eine Reise in die Schule. Konkret: in den Kreis 3 in
Zürich. Mike Müller hat dort recherchiert, wo die Stadt noch nicht so
genau weiss, wer sie in Zukunft sein möchte. Jeder Satz ist wahr, und
doch auch gespielt.
Zwischen Zentral- und Ämtlerstrasse erscheint das Strassenbild schön
gemischt. Migranten leben neben Kreativen neben Gutverdienern. In der
Schule, diesem gesellschaftlichen Fiebermesser, erhitzt sich die bunte
Vielheit aber auch mal zu weniger dekorativen Mustern. Wo sind die
Schweizer Kinder? Alle an den See gezogen? Wer integriert sich worin?
Und was heisst das überhaupt: Integration? «Elternabend» ist mehr als
eine Reportage. Mike Müller spielt jeden Text selbst. Ein Solo. Das
Thema muss das alles aushalten: Parodie, Kunst, Spiel. Verletzungen sind
nicht ausgeschlossen. Spass auch nicht ganz." [casinotheater.ch]
Witzig, nahe an der Wirklichkeit, aber auch ein bisschen absehbar. |
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17.01.2015
Schiffbau |
Regie: Leonhard Koppelmann
Reichnitz (Der Würgeengel) CH-Uraufführung
Elfriede Jelinek
"In „Rechnitz (Der Würgeengel)“ haben die Boten das Wort. Sie berichten
– mal im Rückblick wie Zeugen, mal live wie bei einer Mauerschau – von
einem Massaker und seinen Folgen, geschehen in den letzten Kriegstagen
1945 an der österreichisch-ungarischen Grenze. Die Gräfin Margit von
Batthyany hatte auf Schloss Rechnitz die lokalen SS- und Gestapo-Männer
zu einem so genannten Gefolgschaftsfest eingeladen. Zeitgleich wurde
eine Massenerschiessung beim nahe gelegenen „Kreuzstadel“ vorbereitet.
180 jüdische Zwangsarbeiter, die für die Deportation ins Landesinnere zu
entkräftet waren, wurden schliesslich von einer Gruppe Festgäste
erschossen. Schon wenige Tage später brannte Schloss Rechnitz und die
Gräfin floh vor der Roten Armee mit zwei Begleitern, dem
SS-Ortsgruppenführer Podezin und dem Schlossverwalter Oldenburg. Ihr
Ziel: die Schweiz, namentlich die Villa Favorita am Luganer See, wo
Margits Bruder Heini Thyssen lebte, mit den Nazis Geschäfte machte und
Kunst sammelte. Die Boten bleiben zurück und mit ihrem Wissen allein, in
Umkehrung von Bunuels Film „Der Würgeengel“, wo es die (Dienst-)Boten
sind, die die Herrschaft im Stich lassen."
[Schauspielhaus.ch] |

Seit 19. Dezember 2009 im Programm!
Anspruchvoll ist das Verstehen des ganzen Textes, da Isabelle Menke, die
alle Rollen spielt, auf zwei Seiten spricht. Ich kaufe mir das Buch
dazu! |
07.02.2015
Schiffbau |
Regie: Daniel Kuschewski
Räuber nach Schiller
"Blutsliebe, Bruderhass, Vatermord
– Räuber... Karl und Franz. Unterschiedlicher können Söhne nicht
aufwachsen. Der vom Vater bevorzugte Karl setzt sich über die
väterlichen Pläne hinweg und verfolgt eigene Ziele: „Mein Geist dürstet
nach Taten, mein Atem nach Freiheit …“. In den jüngeren Franz wurden
erst gar keine Erwartungen gesetzt. Doch seine Stunde ist gekommen, als
der Bruder das Haus verlassen hat. „Warum bin ich nicht der Erste aus
Mutterleib gekrochen? Warum nicht der Einzige?“ - Franz erobert sich
eine neue Position in der Familie. Mit allen Mitteln versperrt er seinem
Bruder den Weg, als dieser in den familiären Schoss und zu seiner
geliebten Amalia zurückkehren will. Karl bricht mit seiner Herkunft und
sucht neue Verbündete. Ein Kampf um Macht, Anerkennung, Selbstbestimmung
und Liebe entbrennt – bei beiden.
[Schauspielhaus.ch]
Intensive Inszenierung mit sehr guten Schauspieler/innen. Florian
Steiner als Franz passt exakt in diese Rolle. Sehr gut! |
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27.02.2015
Schiffbau |
Regie: Christopher Rüping
Frühstück bei Tiffany von Truman Capote
"..Denn immer schon entschwindet diese
Holly Golightly, die ja auch gar nicht so heisst, sondern Lulamae; sie
ist nirgends sesshaft und für niemand zu fassen, am wenigsten sich
selbst. Und um wechselnde Identitäten geht es gerade – davon handelt
dieser Abend; von Bildern, und wie sie sich aufbauen. Vom Theater selbst
also. Einem Theater, das sich seiner Mittel sehr bewusst ist.
Christopher Rüping – der mit dieser Inszenierung seinen Einstand am
Schauspielhaus gibt – zieht mit «Frühstück bei Tiffany» die grosse Show
ab. Es beginnt beim Einlass, der die Zuschauer über die Bühne schleust
wie über einen Tummelplatz, da ein Marktschreier, dort ein Musikclown,
die frisch produzierte Zuckerwatte darf man mitnehmen zum Sitzplatz. Die
Zuschauer sind Teil des Bildertheaters, sie partizipieren an der
Illusions-maschine; auch später werden sie immer wieder einmal zum
Mitmachen verführt. Die Bühnenbildnerin Ramona Rauchbach hat
Reminiszenzen an einen Jahrmarkt in die Schiffbau-Box gebaut, das
Chapiteau eines Karussells, eine Bude mit Bar. Einen Ort der Träume und
der Illusion.
Wie ein zweiter Kanal läuft in Rüpings Inszenierung neben Truman Capotes
Erzählung die Meta-Erzählung von Wahrheit und Wirkung, Künstlichkeit und
dem richtigen Leben im Fake stets mit. «das bin nicht ich, das ist
Literatur, das sind nur Wörter», sagt Holly Golightly von sich.
Schon bei Truman Capote ist sie als postadoleszente Lebens-Künstlerin
durch und durch «theatralisch» – Rüping macht sie zu Theater."
[nzz.ch]
Wunderbares Theater; super Nils Kahnwald als Fred! |

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03.03.2015
Schiffbau |
Regie: Barbara Frey
Yvonne, die Burgunderprinzessin von Witold Gombrowicz
„Yvonne, die Burgunderprinzessin“ kreist um die unerträgliche
Rätselhaftigkeit des Begehrens. Am weltmännischen Hof von König Ignaz
taucht Yvonne auf, ein schweigendes Mädchen. Sie verliebt sich in Prinz
Philipp, den Thronfolger: „Yvonne ist latschig, apathisch, schwächlich,
schüchtern, langweilig und ängstlich. Philipp kann sie vom ersten
Augenblick an nicht ausstehen, sie enerviert ihn zu sehr; aber zugleich
kann er auch nicht ausstehen, dass er Yvonne hassen muss. Ich werde mich
dem nicht unterwerfen, ich werde sie lieben! – schleudert er seiner
Natur die Herausforderung entgegen. Yvonne, am königlichen Hof
eingeführt als Verlobte des Prinzen, wird zu einem zersetzenden Faktor.
Die stumme, verschüchterte Gegenwart ihrer mannigfaltigen Defekte
verursacht, dass jedem seine eigenen Mängel, Schmutzig-keiten und
kleinen Sünden zu Bewusstsein kommen und bald verwandelt sich der Hof zu
einer Brutstätte von Ungeheuer-lichkeiten. Und jedes dieser Ungeheuer,
einschliesslich des Prinzen, beginnt vor Begierde zu brennen, diese
unausstehliche Zimperliese zu ermorden.“
[Witold Gombrowicz]
Ganz grosses Kino, diese Männertruppe: Gottfried Breitfuss als Yvonne,
Michael Maertens als Prinz Philipp, Markus Scheumann als Königin
Margarethe und Siggi Schwientek als Tante von Yvonne. Allen anderen
Rollen ebenfalls sehr gut besetzt. Beschwingte Regie, super!
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09.03.2015
Pfauen |
Regie: Sebastian Nübling
Der diskrete Chamre der Bourgeioise nach Luis Bunuel
"...Aber, auch das lernt man bei Buñuel, wo alles perfekt arrangiert
ist, da lugt gern mal das Malheur um die Ecke, da wartet der Fehler,
mitunter der Tod. Oder wie hier, weil es sich doch so wenig groß
ausnahm, sein kleiner Bruder: der Schlaf, der Theaterschlaf. Nübling hat
sich von den berühmten Zwischenszenen des Films – die Helden gehen eilig
auf einer nicht enden wollenden Landstraße – zu einer ähnlichen
Bewegungsidee inspirieren lassen, einer einzigen: Vor einem funkelnden
Lichter-Rahmen, auf einer abfallenden, aufpolierten Tortenbühne (von
Muriel Gerstner) trippeln die Akteure in Standardtanzschritten zur
Rampe, um dort die Filmszenen eine nach der anderen frontal ins Publikum
zu gockeln. Showtime also. "Let's Dance" – Zürich sucht den
Super-Bourgeois, bekommt aber nur die Super-Poser."
[Nachtriktik.de]
Für mich keine verunglückter
Abend, wie verschiedene Kritiken meinen. Laut Aussagen von Nübling im
Programmheft hat er neben "Text und Mimik" die 'tanzende' Körpersprache
eingebaut. Fand ich gut. Schwierig wird es sowieso, wenn man die
genialen Bilder des Films von Bunuel partout nicht verlassen will. Da
hat jede neue Interpretation zum vornherein wenig Chancen.
Chapeau an die Schauspieler/innen, die sich auf die Vorstellungen von
Nübling eingelassen haben! |

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14.03.2015
Pfauen |
Regie: Karin Henkel
Roberto Zucco von B-M. Koltès
In „Roberto Zucco“ erzählt der französische Dramatiker Bernard-Marie
Koltès die Geschichte eines mehrfachen Mörders, der auf irritierende
Weise – fast nebenbei – andere Menschenleben auslöscht. In einer ebenso
knappen wie poetischen Sprache überhöht er den Gewaltverbrecher zur
mythischen Figur in einem zerbrechlichen Kosmos, in dem Gewalt zum
Kommunikationsmittel wird. Zucco scheint weder ein Motiv noch das
Bewusstsein für Schuld zu haben – ist „nicht Räuber noch Rächer“ – sein
Morden bleibt ein Rätsel. Der reale Kriminalfall um den italienischen
Mörder und Gewaltverbrecher Roberto Succo war es, der Koltès zu diesem
Stück inspirierte. Selbst Sohn eines Kriminalbeamten, hatte Succo
kaltblütig mindestens sechs Menschen getötet, darunter seine eigenen
Eltern, war aus der Psychiatrie geflohen und hatte sich schliesslich
nach seiner Festnahme das Leben genommen."
[Pfauen]
„Zuccos Mörderkarriere wird auf der Drehbühne zum schnell
ineinandergeschnittenen Szenenkarussell. Im ersten Durchlauf ist Zucco
der grosse Abwesende, die nur stimmlich präsente Leerstelle, die Spieler
und Publikum selber imaginieren müssen. Die Morde werden nur angedeutet,
die Mutter sinkt wie von eigener Hand erwürgt zu Boden. Dieser erste
Teil wirkt mit all den Gestalten im Trauerflor wie ein grosses Requiem –
mit einem Schuss Almodóvar, wenn Minas Mega-Hit „Un anno d’amore“
erklingt, opernhaft und ironisch-sakral überhöht, wenn zu Johann
Sebastian Bachs h-Moll-Messe das ganze Ensemble mit offenen Mündern
erstarrt“
[NZZ]
Und doch etwas ratlos: Kann man unmotiviertes Töten in ein Theaterstück
packen? Vertiefen, wo keine Tiefe im "Helden" steckt? |


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27.03.2015
Hallen-stadion |
Sting & Paul Simon
On stage together, Tour 2015
"Das gibt es nur sehr
selten, dass man mit einem Konzertticket zwei Künstler
erlebt, welche die Musikgeschichte umgeschrieben haben.
Paul Simon & Sting „On Stage Together“ ist ein
Konzertabend der Superlative und nur möglich, weil die
beiden schon lange befreundet sind und an einem
Benefiz-Anlass die Idee für diese Tournee hatten, als
sie zum ersten Mal zusammen auf der Bühne standen. Beide
Musiker sprechen mit ihrer Musik ganze Generationen von
Fans an.
Über 30 Songs an einem Konzertabend, die grössten Hits
der beiden Top-Stars wie: „Boy in The Bubble, „Fields of
Gold“, „Driven To Tears“ , „Mother & Child Reunion“, „Desert
Rose“, „Every Breath You Take“ und „The Boxer“, um nur
einige wenige Ohrwürmer zu nennen.
Während Stings Musik gekennzeichnet ist durch Elemente
von Pop, Jazz, Klassik, Folk, Country und Reggae,
besinnt sich Simon, welcher bereits in die Rock'n'Roll
Hall of Fame aufgenommen wurde, auf sein ursprüngliches
Instrument, die Akustikgitarre. Nachdem die Tour bereits
große Erfolge in den USA feiern konnte, kamen die beiden
Ausnahmekünstler nun auch in die Schweiz." [sat1.de]
Ein dreistündiges, wunderbares Konzert mit inspirierten
Musiker/innen und absolut perfektem Sound. Wunderbar!
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28.03.2015
Pfauen |
Regie:
Dani Levy
Schweizer Schönheit von Dani
Levy (Uraufführung)
"Dani
Levy hat als Auftragswerk für
das Schauspielhaus Zürich mit
«Schweizer Schönheit» eine
rabenschwarze, aberwitzige und
fundamentalistische Komödie
geschrieben, bei der er auch
selbst Regie führt. Sie erzählt
vom Ausbruch eines kleinen
Mannes, der vom angepassten
Durchschnittsbürger zum
erklärten Feind und Störenfried
wird, bis es zum grossen Eklat
kommt. Balz Häfeli will aus dem
Hamsterrad des Lebens
aussteigen, wird vom angepassten
unscheinbaren Jasager zum
erklärten Unruhestifter und
Störfall und bringt die eigene
Fassade sowie die seiner Umwelt
zum Einstürzen. Die Titelrolle
spielt Michael Neuenschwander.
Balz Häfelis 50. Geburtstag
gehört zu jenen Tagen, die er am
liebsten aus dem Kalender
streichen würde. Nicht nur, dass
dieser Tag noch eintöniger, noch
erbärmlicher angefangen hat als
es die Tage zuvor schon waren.
Nein, an diesem Tag machte es
auch noch den Anschein, als habe
sich die gesamte Menschheit –
mehr noch: das gesamte Universum
– gegen ihn verschworen. Zuerst
ertappt ihn sein jüngster Sohn
Felix bei einer allzu intimen
Angelegenheit und ward nicht
mehr gesehen, dann will
ausgerechnet Dr. Ueli Rohrer,
seines Zeichens Bürgermeister
aus Wohlstadt, eine Rede auf ihn
halten, die an Schamlosigkeit
nicht zu überbieten ist, und
schliesslich hegt er die
Vermutung, dass seine notorisch
untreue Frau nicht einmal vor
seinem eigenen Vater Halt
gemacht hat. Doch dieses
denkunwürdige Datum bringt auch
die Wende. Balz Häfeli, der
Jasager, macht nicht mehr mit.
Er wehrt sich. Und bricht aus.
Er lässt sein altes Leben hinter
sich und fängt noch einmal neu
an …"[arte-tv.ch]
Witzige Geschichte, sehr schöne
Dialog-Einfälle, perfektes
Bühnenbild mit Reihen-Doppelhaus
von hinten und vorne
präsentiert, und wie immer: Sehr
gute Schauspieler/innen, allen
voran Miriam Maertens als Rosa
Häfeli mit ihrem Sohne Joshua
Maertens (super!) als Fredi
Häfeli und natürlich: Michael
Neuenschwander als Balz Häfeli:
hinreissend
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31.03.2015
Pfauen |
Regie: Barbara Weber
Kasimir und Karoline von Ödön von Horvath
„Ohne Geld bist halt der
letzte Hund“, stellt Kasimir fest. Er, ehemals Chauffeur,
wurde abgebaut. Seine Verlobte Karoline will sich dennoch
amüsieren. Auf dem Oktoberfest. Dort treffen Kleinbürger,
Kleinkriminelle und Kapitalisten aufeinander: Menschen, die
den Halt verloren haben und mit dem Leben nicht mehr
zurechtkommen; die auf der Flucht vor einem immergrauen,
schlecht gelaunten Alltag in eine grellbunte, ausgelassene
Vergnügungswelt sind. Glücklich ist, wer vergisst oder
vergessen kann.
Denn während alle dem Zeppelin am Himmel zujubeln, sieht
Kasimir pessimistisch in die Zukunft. Karoline will davon
nichts wissen und lässt sich vom Zuschneider Schürzinger zur
Achterbahnfahrt einladen. So verlieren die beiden Liebenden
einander und sich selbst zwischen Kirmes, Lebkuchenherzen
und Bierseeligkeit – Karoline als Wiesenbraut mit dem Wunsch
nach etwas Höherem und Kasimir durch seinen Freund, den
Merkl Franz, der ihn in kriminelle Machenschaften
verwickelt, aus denen er nur mit viel Glück entkommt.
Ödön von Horváths Volksstück entstand 1931/32 vor dem
Hintergrund der Massenarbeitslosigkeit. Seine – wie er sie
nannte – „Ballade von stiller Trauer, gemildert durch Humor“
ist ein Theater des barmherzigen Vergessens – und der
unbarmherzigen Erinnerung."
[www.schauspielhaus.ch]
Auf der chaotischen Oktoberfest-Bühne sitzen die wunderbaren
Dialoge von Horvath perfekt. Marie Ros Tietjen als Karoline:
hervorragend.
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16.04.2015
Schiffbau |
Regie: Alvis Hermanis
Die schönsten Sterbeszenen in der Geschichte der Oper
"„In des Welt-Atems wehendem All – ertrinken, versinken, unbewusst –
höchste Lust!“ – Isolde ertrinkt mit der Vision im Tode mit ihrem
Geliebten wiedervereint zu werden, Tosca stürzt sich in die Tiefe,
Carmen wird vom eifersüchtigen José erstochen, Alfredo kommt zu spät:
seine todkranke Geliebte Violetta stirbt in seinen Armen … Nirgendwo
wird so schön und virtuos gestorben wie in der Oper. Liebeswahn,
Weltschmerz, Todessehnsucht, aber auch Missgunst, Eifersucht und
kriminelle Energien sind es, die Opernhelden ins Verderben und letztlich
in den Tod stürzen. Dass dabei atemberaubend schön gesungen wird, ist
Leiden und Trost zugleich. Ausgehend von den schönsten Todesszenen in
der Geschichte der Oper entwickelt Alvis Hermanis zusammen mit den
Schauspielern einen Abend über die Kunst und das Theater, vielleicht
auch über das Sterben, vor allem aber: über das Leben.
[www.schauspielhaus.ch]
"Grosses Lob gehört den sechs Schauspielern (Hilke Altefrohne, Gottfried
Breitfuss, Isabelle Menke, Friederike Wagner, Milian Zerzawy, Jirka
Zett), die mimisch und akrobatisch glaubhaft alte, gebrechliche Menschen
spielen, auch wenn sie etwas gar schrullig maskiert daher kommen. Ihr
subtil-groteskes Spiel ist eine wahre Augenweide und zeugt von hoher
Schauspielkunst." [www.seniorweb.ch]
Wunderbare Schauspieler/innen, die
aus der Idee zum Stück ein Meisterwerk machen! Super! |
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23.04.2015
Pfauen |
Regie: Bastian Kraft
Die Zofen von Jean Genet
"Bastian Kraft setzt Jean Genets Spiel ums Spiel im Spiel sehr genau
ein, zieht mit den Farben eine neue Ebene ein, der mit einem Schwarz-Weiß-Denken
oder gar einer Schwarz-Weiss-Verteilung nicht beizukommen ist. Denn gerade
dieses Spiel ist es ja, das die beiden Zofen auf die Spitze treiben, wenn sie
immerzu den Tod der verhassten Herrin spielen – und sich bisher doch nicht
getraut haben, sie umzubringen. Heute trauen sie sich, und es geht gründlich
schief, weil ihre Intrige entdeckt zu werden droht; der Hausherr, den Claire mit
falschen Beschuldigungen ins Gefängnis bringen wollte, wird freigelassen – die
Herrin stürzt zu ihm und hat keine Zeit, den vergifteten Lindenblütentee zu
trinken. Wieder werden die Schwestern ihr Dienerin-spielt-Herrin-Spiel spielen,
diesmal lassen sie es ins grausame Finale kippen: Claire bittet Solange als
Herrin um den vergifteten Lindenblütentee – und stirbt."
[nachtkritik.de]
„Das weltberühmte Theaterstück von Jean Genet (1910-1986) feiert auf der Bühne
des Schauspielhauses Zürich ein Come-back: Regisseur Bastian Kraft setzte das
Erfolgsstück kurzweilig und fernnervig mit einer irritierenden Video-Performance
um.“ [literaturundkunst.net]
Ein bedrückendes, psychotisches Kammerspiel im klaustrophoben Bilderrahmen.
Hervorragend gespielt, beeindruckend inszeniert. |

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29.04.15
Pfauen |
Regie:
Dušan David Pařízek
Meine Name sei Gantenbein
nach Max
Frisch
Ein Mann sitzt
in seiner Wohnung. Allein. Seine Frau hat ihn verlassen. Er fragt sich:
Wie ist es dazu gekommen? Er steigt aus seiner Geschichte aus und gibt
sich eine neue. Nicht nur eine. „Er probiert Geschichten an wie Kleider“
– jede Erfahrung eine neue Identität, eine neue Rolle, neues Personal,
neuer Schauplatz. Keine Geschichte von Anfang bis Ende, stattdessen ein
Kaleidoskop von Erfahrungen, Erlebnissen, Entwürfen – ein Leben im
Konjunktiv, wie gemacht für die Bühne: „Mein Name sei Gantenbein.“
[Schauspielhaus]
Super Theaterabend mit rasantem Dušan David Pařízek-Theater (s.
Willhelm Tell!).
Auch zum zweiten Mal!
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19.05.2015
Pfauen |
Regie: Stefan Pucher
Die schmutzigen Hände von Jean-Paul Sartre
"Ein fiktiver Balkanstaat namens Illyrien im Zweiten Weltkrieg. Der
Staat wird von den Deutschen besetzt. Hugo, ein Bürgerssohn und
verwöhnter Sprössling, hat noch nie mit seinen Händen gearbeitet. Er
tritt der kommunistischen Partei bei, um sich über die Tat zu beweisen
und „zu spüren, dass er lebt“. Sein Ideal: der Sieg der Ideen. Von der
Parteileitung wird er beauftragt, Hoederer zu töten, der als
Parteisekretär unter Verdacht steht, mit dem faschistischen Feind zu
kooperieren. Gemeinsam mit seiner Freundin Jessica wird Hugo in die
Zentrale der Macht geschleust, wo er auf seinen Gegner trifft. Doch
statt zur Tat zu schreiten, gerät er in den Bann des charismatischen
Anführers. Hoederer schliesst ein Zweckbündnis mit dem Feind, um
„Menschenleben zu retten“, wie er behauptet. Liebt Hugo wiederum die
Menschen oder zerstört er sie, wenn er für seine Prinzipien einsteht?
Gehören Engagement und Empörung in die Welt der politischen Praxis? Erst
als Hoederer Jessica verführt, schiesst Hugo – und versucht danach, die
Tat als politisch zu legitimieren." [Schauspielhaus.ch]
"Es sind versierte Schauspieler am Werk in Zürich, neben Robert
Hunger-Bühler und Jirka Zett namentlich auch Isabelle Menke als
eisumgürtelte Ideologin und Henrike Johanna Jörissen in der Rolle von
Hugos junger Frau Jessica, die Bewegung in die starren Fronten bringen
will.“ [NZZ]
spannend, auch wenn es heute nicht
so ideologisch/ kriegerisch zu und her geht: Was ist der Antrieb unseres
Handelns und wie rechtfertigen wir es? Wo steht
Menschlichkeits-Ideologie vor Menschlichkeit? |

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29.05.2015
Pfauen, Kammer |
Regie: Sophia Bodamer
ÜBERGEWICHT, unwichtig, UNFORM
von Werner Schwab
Das Wirtshaus ist ein Ort, an dem sie oft
sitzen, die Schwab’schen Körpermenschen, die Stammtischler mit ihrer
Lust und ihrem Frust, zwischen Würstel, Bier und der Jukebox, die immer
die gleichen Schlager leiert. Da wird schwadroniert, geprügelt, getanzt
und gefressen. Da gibt es keinen „Friedfertigkeitsschleimkopf“, da legt
man auf den Tisch, was auf den Tisch gehört, da sagt man, was gesagt
gehört. Ob es der philosophierende Pädagoge Jürgen ist, der heimlich mit
der Kellnerin schläft, der brutale Schläger Karli mit seiner
religiös-verzückten Herta oder der reaktionäre Schweindi mit Neigungen
für das Kindergeschlecht mit seiner feschen Hasi. Und dazwischen tänzelt
die stumpfe Fotzi, die sich durch Herzeigen ihres Unterleibs noch etwas
Kleingeld für die Musikbox verdient. Als ein „schönes Paar“ das
Schwab’sche Wirtshausuniversum betritt, eskaliert die Situation …
Ein „europäisches Abendmahl“ nannte der Österreicher Werner Schwab sein
Wirtshausdrama. Eine schmerzhaft verrenkte Sprache tobt in den Texten,
manchmal parodistisch, manchmal expressiv, immer aber auch wahnsinnig
komisch – kurz „Schwabisch“ genannt"
[Schauspielhaus]
Die Schauspieler/innen sehr gut, das Stück: Na ja... Und doch bleibt
etwas hängen: Ist es die kollektive Dumpfheit, die - wenn auch in
zivilisierterer Form - immer irgendwo aus Löchern hervordampft? |

 
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31.05.2015
Stadtcasino Basel |
Leitung:
Tobias von Arb
Missa solemnis von Ludwig van Beethoven
Cantate Basel Konzertchor und Zürcher Singkreis
"Die von
Ludwig van Beethoven zwischen 1817 und 1823 komponierte
Missa solemnis in D-Dur op. 123 gilt als eine der
bedeutendsten Leistungen des Komponisten überhaupt und zählt
zu den berühmtesten Messen der abendländischen Kunstmusik.
Beethoven selbst bezeichnete sie in seinen letzten
Lebensjahren als sein gelungenstes Werk, und obgleich ihre
Popularität nicht an viele seiner Sinfonien und Sonaten
heranreicht, zeigt sie Beethoven auf dem Höhepunkt seiner
Schaffenskraft. Es handelt sich um seine zweite Messe nach
der weniger bekannten Messe in C-Dur, op. 86 von 1807."
[wikipedia]
Eine grandiose
Aufführung mit Riesenchor, grossem Orchester und guten
Solisten, wunderbar!
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01.06.2015
Schiffbau Box |
Regie: René Pollesch
Love / No Love
„René Pollesch zeigt die Liebe als Übungsfeld, auf dem wir den Handel
mit unseren privaten Daten trainieren. „Ich geb dir ja gerne über mich
Auskunft“, sagt Marie Rosa Tietjen, und Inga Busch pflichtet bei: „Ich
hab dein Essen bezahlt, und du nahmst dafür an einer Umfrage teil, in
der ich wissen wollte, was du so machst.“ Das ist so lange ein gutes
Geschäftsmodell, wie die Liebe nicht zur Sackgasse wird, zur Wand, zum
Netzwerk. Zum toten Etwas in der Wohnung, hinter dem man nur noch
gewohnheitshalber ein Subjekt oder eine Innerlichkeit vermutet, etwas,
das man wenn schon nicht mehr lieben, so doch wenigstens noch liken
kann. „Wir hätten so eine gute algorithmische Beziehung führen können“,
sagt Nils Kahnwald, und: „FUCK!““ [Nachtkritik.de]
""el empleo": Animierter Kurzfilm, in dem Menschen als Gegenstände
arbeiten, beispielsweise als Türen, Ampeln oder Tische, auf denen Essen
serviert wird. Der Film zeigt den Protagonisten auf dem Weg zur Arbeit.
Es stellt sich heraus: er arbeitet als Fussmatte"
[Programmheft]
Fuluminanter Start des Chors als Wand, Polstergruppe, Hometrainer...;
später in leicht disharmonischer Turnverein-Tanztruppe abdriftend. Sehr
gutes Schauspieltrio! Den Text möchte ich gerne nachlesen, zu rasant für
mich. |


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19.06.2015
Pfauen |
Regie: Rafael Sanchez
A1 - Ein Stück Schweizer Strasse
Ein Projekt von Tobi und Mike Müller und Rafael Sanchez
„Sie haben viel recherchiert, der Volksschauspieler Mike Müller, sein
Bruder, der Kulturjournalist Tobi Müller, und Regisseur Rafael Sanchez.
Sie haben Experteninterviews aufgenommen, mit Praktikern auf der Strasse
und Theoretikern am Schreibtisch, vom Verkehrshistoriker bis zum
Postwachstumsforscher. Sie haben wunderbare Archivaufnahmen
aufgestöbert. Sie sind die Strecke der A1 von der Landesgrenze im Osten
zur Landesgrenze im Westen selbst abgefahren, im Volvo aus persönlichem
Besitz, wie sie ebenfalls darlegen, und haben Bilder und Geschichten
eingesammelt – die sie nun in neunzig überaus kurzweilige Bühnenminuten
montieren.“ [NZZ]
Auf die Idee, ein
Theaterstück über die A1 zu inszenieren, muss man zuerst einmal kommen!
Kein Strasse in der Schweiz zeigt exemplarischer die Entwicklung vom
Stolz auf das Bauwerk (Häuser werden gebaut und mit "Blick auf die
Autobahne" sehr gut vermietet/verkauft...) bis zur Vorahnung, dass
Wachstum und Mobilitätswahnsinn in nächster Zukunft eine - hoffentlich
safte - Korrektur erfahren werden.
Topp aktuell! |

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