13.01.23
Kino Orient |
Kamila Andini (Indonesien)
Before, now & then
Nanas Mann ist in den politischen Wirren verschollen. Sie findet Zuflucht bei
einem reichen Sundanesen, doch nachts holen sie die Erinnerungen ein. Durch eine
heilsame Begegnung gelingt es ihr, sich aus dem engen bürgerlichen Korsett zu
befreien. Kamila Andini betrachtet die Emanzipation der Frau in diesem
berauschenden Film im Spiegel der Geschichte. Das Berlinale-Highlight wurde mit
dem Silbernen Bären ausgezeichnet. Es blendet in stilsicher inszenierten
Tableaus zurück in die 1960er- Jahre. Kamila Andini nimmt bei ihrer
zurückhaltend-eleganten Regieführung den Blickwinkel ihrer Protagonistin ein.
Die Ungewissheit, die den Film durchdringt, macht ihn zusammen mit der opulenten
Bildgestaltung und dem feinen Sinn für Nostalgie zum elegischen Wunderwerk. In
einem Meer aus Widrigkeiten, verursacht durch männliches Verhalten, wird die
Frauenfreundschaft zum Rettungsanker. Musik und Bildgestaltung erinnern an Wong
Kar-Wais Ode an die unerfüllte Liebe. «Before, Now & Then» wirkt in der
Betrachtung des Patriarchats aus weiblicher Sicht zeitlos und stark.[orientkino.ch]
Ein feiner, langsamer Film, der sich behutsam an das Thema "Emanzipation"
heranwagt, ohne am Bestehenden wirklich zu rütteln.
NB Da wird noch - wie bei uns im vergangenen Jahrhundert - bei jeder Gelegenheit
und überall geraucht. |

Die Regisseurin Kamila Andini
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30.03.23
Kino Odeon |
Mounia Meddour
Houria
"Houria (Lyna Khoudri) ist eine ambitionierte Tänzerin und träumt davon, im
algerischen Nationalballett aufgenommen zu werden. Doch ein plötzlicher und
gewaltiger Angriff lässt diesen Traum platzen und ihr ganzes Leben verändert
sich drastisch. Zusammen mit einer Frauengemeinschaft findet Houria einen neuen
Sinn in ihrem Leben, indem sie Tanz als Mittel zur Wiederherstellung und
Sublimierung verletzter Körper einsetzt.
Nach dem eindrücklichen Film «Papicha» zeigt nun Mounia Meddour mit «Houria» die
ergreifende Geschichte einer jungen Frau, die alles tut, um wieder auf die Beine
zu kommen, nachdem sie das verloren hat, was ihrer Existenz den grössten Sinn
verlieh. Eine wahre Hommage an die Hoffnung, die Resilienz und die
Lebensfreude." [Kino Odeon Brugg]
Ein in jeder Beziehung sehr starker Film. Eine Geschichte mit dem persönlichen
Schicksal der Tänzerin Houria als Grundlage, die uns die herrschenden
Machtverhältnissen in Algerien immer wieder vor Augen führt.
Ganz stark: Die nach dem Knöchelbruch neue Tanzformen suchende Houria baut in
ihrer neuen Tanzdarbietung (ganz am Schluss des Filmes: sie widmet den Tanz
ihrer
beim Überqueren des Mittelmeers ertrunkenen Freundin) Formen der
Gebärdensprache ein: einige in der Gruppe der versehrten Frauen (Folterung;
Vergewaltigung; Verlust von Kindern), haben - wie Houria - ihre Sprache
verloren.
Undbedingt nicht verpassen! |


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