Filme 2017
 |
10.01.17
Lunchkino |
Damien Chazelle
La La Land
„La La Land“ ist eine musikalische Liebeserklärung an das alte
Hollywood. In der ersten Hälfte des Films dominieren klassische
Musicalszenen, im zweiten Teil wird deutlich weniger getanzt und
gesungen. Auch wenn die Songs selbst kaum länger im Gedächtnis bleiben,
so hat „Whiplash“-Regisseur Damien Chazelle doch eine Fülle
unvergesslicher Kinomomente erschaffen. Er lässt Sebastian und Mia über
den Sternenhimmel des Griffith-Observatoriums schweben. Und schenkt
ihnen am Schluss einen magischen Augenblick der Selbsterkenntnis, der
sich für immer in das kollektive Gedächtnis der Filmgeschichte
einbrennen wird.(Hoppla) Wenn Sebastian beim nächtlichen Anblick
von L. A. zu sehr ins Schwärmen gerät, dann behauptet Mia ganz einfach:
„Es gibt Schöneres.“ Für den Film gilt das nicht."
[cinema.de]
Tja, Hollywood halt: Die Geschichte ist absehbar.... Trotzdem
sehenswert. |
 |
12.01.17
Riffraff |
Xavier Dolan
Juste la fin du monde
Der junge Schriftsteller Louis kehrt nach zwölf Jahren in seine
Heimatstadt zurück. Er ist krank und fürchtet, nicht mehr lange zu
leben. Nun will er seine Familie davon in Kenntnis setzen. Doch während
des guten Jahrzehnts, während dem er abwesend war, hat er sich nicht nur
geografisch von seiner Mutter und seinen Geschwistern entfernt...
Basierend auf dem Theaterstück von Jean-Luc Lagarce inszeniert Xavier
Dolan ('Mommy', 'Les amours imaginaires') eine beklemmende
Familienzusammenkunft und wurde dafür zum zweiten Mal in Cannes
ausgezeichnet. In seinem Kammerspiel setzt der kanadische Filmemacher
auf die Wucht seines Ensembles.
6 César-Nominationen: u.a. Bester ausländischer Film, Beste Regie
Cannes 2016: Grosser Preis der Jury [riffraff.ch]
Was sich da in zwölf Jahren alles aufgestaut hat, bricht nach und nach
aus jedem Familienmitglied heraus. Für gegenseitiges Verständnis fehlt
Zeit und Raum.
In Kenntnis gesetzt wird da gar nichts.
Sehr gut! |


|
07.02.17
Riffraff |
Martina Rieder,
Karoline Arn
Unerhöhrt Jenisch
"Irgendwie sehnsüchtig, aber doch entschlossen spielt das Schwyzerörgeli
und bleibt schliesslich auf einem Ton stehen. Da sitzt ein junger Mann
mit Basecap und gepierctem Gesicht und lässt seine Finger über die
Knöpfe seines Instruments fliegen. Harmonisch Moll, fremdartig, ist es
sogenannte Zigeunermusik? Drängend, heimlich entfalten sich die Klänge.
Schnell wird klar: Diese Musik hat einiges zu sagen.
Dann ein Schnitt. Der Chansonnier Stephan Eicher geht in seiner
leger verkrampften Art einer Mauer entlang, setzt sich auf eine
Wiese und beginnt über die gehörte Musik zu sprechen. Die
Zigeunermusik sei ihm irgendwie verschlossen gewesen, zu der Musik
der Jenischen habe er jedoch von Anfang an Zugang gehabt. Und als
man ihm sagte, er habe Wurzeln im musikliebenden, fahrenden Volk,
erklärte das ihm endlich die vielen Geigen im Keller seines Vaters.
Eine Spurensuche beginnt."
[outnow.ch]

|

Mosers aus dem Wiesenthal werden als Jenische im Film vorgestellt. Meine
Grosseltern Karoline und Hans Moser-Moser, die bis zum Ausbruch des
zweiten Weltkrieges im Deutschen Wiesenthal lebten, auch? So liesse sich
meine Schwäche für das Örgeli erklären (hi,hi)!
Sehr schöner Film mit Musik, die unter die Haut geht! |
22.02.17
Kino Orient |
Asghar Farhadi
The Salesman
Farhadi verknüpft das Drama um einen Missbrauch auf subtile Weise mit Arthur
Millers «Tod eines Handlungsreisenden» und wurde dafür absolut zu Recht in
Cannes mit dem Preis für das beste Drehbuch ausgezeichnet.
Mitten in den Proben zum Theaterstück «Tod eines Handlungsreisenden» sehen sich
Emad (Shahab Hosseini) und Rana (Taraneh Alidoosti) gezwungen, aus ihrer
einstürzenden Wohnung zu flüchten. Zwar findet ihnen ein Schauspielkollege
umgehend einen geeigneten Ersatz, doch die Vormieterin erweist sich für das
junge Paar als unerwartet schwere Hypothek. Erst weigert sie sich, ihren
persönlichen Hausrat aus dem Kinderzimmer zu räumen, dann wird Rana von einem
Unbekannten überrascht und sexuell missbraucht. Es stellt sich heraus, dass der
Mann zur Vormieterin wollte, die in der Wohnung als Prostituierte gearbeitet
hatte. Rana möchte den Vorfall am liebsten vergessen und weigert sich den
Missbrauch anzuzeigen. Doch das Ungewisse lastet schwer auf der Beziehung und
während sich Theaterinszenierung und Realität immer stärker verschränken,
beschliesst Emad auf eigene Faust nach dem Täter zu suchen.
Asghar Farhadi hat nach A Separation und Le Passé mit The Salesman erneut ein
eindringliches Beziehungsdrama inszeniert und beweist damit, dass er weltweit zu
den aktuell interessantesten Autorenfilmern seiner Generation gehört. Kunstvoll
verknüpft er die Erzählebenen, spiegelt und kommentiert in der Theaterhandlung
die Konflikte der eigentlichen Geschichte. Dabei driftet er jedoch nie in eine
theatralische Künstlichkeit ab, sondern behandelt das Thema Missbrauch mit einem
kompromisslosen Realismus, wie man ihn aus den Filmen von Mike Leigh oder den
Gebrüder Dardenne kennt. Sein vielschichtiges Drama entwickelt nach und nach
einen Sog, dem man sich als Zuschauer nicht entziehen kann und wartet mit einem
Finale auf, das kaum aufwühlender sein könnte. In The Salesman kommt der
sexuelle Missbrauch zwar nie explizit zur Sprache, was die iranische Zensur wohl
auch nicht zugelassen hätte, trotzdem gelingt dem Film eine komplexe
Auseinandersetzung mit dem Thema, die einen dazu anregt, seine eigenen
moralischen Wertvorstellungen zu hinterfragen.
|


Farhadi übt dabei zumindest implizit auch Kritik an der streng
patriarchisch dominierten iranischen Gesellschaft. Umso erfreulicher ist
es, dass der Film trotz Widerstand von politisch-konservativer Seite als
offizieller Beitrag für den besten fremdsprachigen Film ins Oscar-Rennen
geht. Die Chancen für eine Auszeichnung stehen gut. Denn The Salesman
ist intelligentes und packendes Kino, das über den Abspann hinaus zum
Denken anregt."
[Stefan Staub in cineman.ch]
Ganz, ganz grosses Kino! Unbedingt sehenswert! Und hochverdient jetzt
Ende Februar: Oscar für den besten fremdsprachigen Film! |
01.03.17
Kino Sterk |
Garth Davis
Lion
"Als der 5-jährige indische Junge Saroo am Bahnhof in einen Zug einsteigt, ahnt
er nicht, dass dies sein Leben für immer verändert. Plötzlich findet er sich
alleine - weit von seiner Familie entfernt - in der rauen Grossstadt Kalkutta
wieder. Jahre später lebt Saroo in gut situierten Verhältnissen: Sein Weg hat
ihn von den Strassen Kalkuttas in ein Waisenhaus geführt, wo er von Sue und John
Brierley, einem genauso liebevollen wie wohlhabenden Paar, adoptiert und nach
Australien mitgenommen wurde. 20 Jahre lang hat Saroo seine Vergangenheit zu
vergessen versucht, aber der Drang, die Fäden seiner Kindheit in Indien wieder
aufzunehmen, ist stärker. Bloss, wie lässt sich die sprichwörtliche ‚Nadel im
Heuhaufen' finden? Mit Hilfe seiner trüben Erinnerungen und den Vorzügen des
Internets macht sich Saroo auf eine abenteuerliche Reise in die eigene
Vergangenheit. Das epische Drama LION basiert auf dem autobiografischen
Bestseller "A Long Way Home" von Saroo Brierley."
[kino.search.ch]
Hervorragende Kameraführung und Regie machen aus dem Film - trotz leicht
schmachtender Rührseligkeit - eine Perle. |
   |
02.03.17
Riffraff |
Claude Barras
Ma vie de courgette
Zucchini landet nach dem Tod seiner Mutter im Waisenhaus. In der dortigen
Schulklasse wird er beäugt, besteht er doch darauf, mit seinem ungewöhnlichen
Namen gerufen zu werden. Aber er ist längst nicht der einzige in Madame
Papineaus Waisenhaus, der Probleme hat. Andere spielen den harten Kerl, warten
darauf, von der Mutter abgeholt zu werden oder werden von schrecklichen
Albträumen geplagt. Für Zucchini verändert sich das Leben schließlich, als die
süße Camille auch ins Waisenhaus kommt, denn flugs ist es um ihn geschehen und
er ist Hals über Kopf verliebt.
Das wirklich Bemerkenswerte an Mein Leben als Zucchini ist der Umstand, dass
dies ein Kinderfilm ist, der nicht nur für Kinder ist. Im Grunde ist er eher ein
Drama für Zuschauer jedes Alters, aber die Machart ist natürlich derart, dass
auch junge Zuschauer angesprochen werden. Die Themen, die hier behandelt werden,
sind jedoch weitaus reifer, geht es doch um Dinge wie Drogen- und
Alkoholmissbrauch, Misshandlung und Abschiebung von Eltern, also vielem, was ein
Neunjähriger gar nicht so genau versteht. Und so geht es eben auch Zucchini und
seinen Freunden, aus deren Perspektive der Film konsequent erzählt ist.
Der Film wirft also einen Blick auf die Welt und die Problematiken der
Erwachsenen, macht das aber über unschuldige Kinderaugen. Das Ergebnis ist ein
beeindruckender Animationsfilm, der schon allein der Figurendesigns wegen sehr
süß und unkonventionell ist, vor allem aber auf der Erzählebene punktet.
Dabei transportiert der Film eine schöne Botschaft der Freundschaft und des
Zusammenhalts, die allen Differenzen zum Trotz, die die Kinder haben, das
verbindende Element dieser zutiefst berührenden Geschichte ist. Es wird ein
positiver Gedanke und ein ungebremster Optimismus propagiert, weil im Alter von
neun Jahren eben noch alles möglich ist und keine Tür wirklich verschlossen
bleibt.
Dabei wird das Waisenhaus nicht als schrecklicher, sondern durchaus guter Ort
für die Kinder gezeigt, womit mit Konventionen gebrochen wird. Am Ende ist Mein
Leben als Zucchini ein kind- und erwachsenengerechtes Drama mit viel Humor und
dem Herz am rechten Fleck. Ein Kleinod, das zu Recht für den Oscar als bester
Animationsfilm nominiert ist [cineman.ch] |



Hinreissend, eine sehr schöne Geschichte. Animation vom Feinsten!
Unbedingt nicht verpassen, auch wenn > 6 Jahre alt.... |
03.03.17
Lunchkino |
Petra Volpe
Die Göttlilche Ordnung
"Nora ist eine junge Hausfrau und Mutter, die 1971 mit ihrem Mann und
zwei Söhnen in einem beschaulichen Schweizer Dorf lebt. Hier ist wenig
von den gesellschaftlichen Umwälzungen der 68er-Bewegung zu spüren. Der
Dorf- und Familienfrieden kommt jedoch gehörig ins Wanken, als Nora
beginnt, sich für das Frauenstimmrecht einzusetzen... Hier kommt der
erste Spielfilm über das Schweizer Frauenstimmrecht und dessen späte
nationale Einführung 1971. Regisseurin Petra Volpe («Traumland»,
Drehbuch von «Heidi») nimmt das Publikum mit auf eine emotionale Reise
in die ländliche Schweiz in dieser bahnbrechenden Zeit. Ein Denkmal für
alle, die damals für gleiche politische Rechte kämpften, sowie jene, die
sich auch heute für Gleichberechtigung und Selbstbestimmung engagieren."
[lunchkino.ch]
Sehr gut gelungen, mit dem nötigen Biss und Humor! Zurückschauen in die
Zeit, als das Konkubinat noch verboten war und meine Frau der
Schulbehörde eine Bestätigung vorlegen musste, dass ich Teilzeit
arbeite, damit sie wieder ins Berufsleben einsteigen konnte... |

 |
15.03.17
Lunchkino |
Hirokazu Kore-Eda
After the storm
"Der preisgekrönte Schriftsteller Ryota
zehrt von seinem längst vergangenen
Ruhm. Er ist geschieden, seit seinem
erfolgreichen ersten Roman hat er nichts
Vernünftiges mehr zustande gebracht. Das
Geld, das er nun als Privatdetektiv
verdient, rinnt ihm durch die Finger. So
ist er kaum in der Lage, für seinen
11-jährigen Sohn zu sorgen. Ryota möchte
das Vertrauen seiner Ex-Frau
wiedergewinnen und seinen Jungen öfters
sehen. Doch er bemüht sich vergeblich
darum – bis ein heftiger Sommer-Sturm
die zerrissene Familie zwingt, eine
Nacht zusammen zu verbringen…
Feinsinnig und präzis durchleuchtet der
japanische Regisseur Hirokazu Kore-Eda
(«Like Father, Like Son») das
Beziehungsgeflecht um Ryota und seine
Angehörigen. Sein neuer Spielfilm ist
reich an Emotionen, Details, kleinen
Gesten und Beobachtungen. Fast schon
beiläufig befasst er sich dabei mit
einer existenziellen Frage: Wie findet
man sein Glück, wenn alles ganz anders
ist, als man sich das einst erträumt
hat? «After the Storm» ist ein von
heiterer Gelassenheit und feinem Humor
durchzogenes filmisches Glanzstück. [art-tv.ch!]
Manchmal etwas gar langatmig und
ermüdend, aber gut!
|
 |
31.03.17
arte-tv |
David und Stéphane Foenkinos
La Delicatesse (2011)
"Nach dem Tod ihres Ehemanns (Pio Marmaï)
stürzt sich Nathalie (Audrey Tautou)
in die Arbeit und kommt jahrelang über den Verlust nicht hinweg. Abweisend
reagiert sie auf die Avancen ihres Chefs (Bruno
Todeschini), küsst aber wenig später aus heiterem Himmel ihren
unscheinbaren schwedischen Arbeitskollegen Markus (François
Damiens). David Foenkinos gelingt nach seinem eigenen Bestseller in
Zusammenarbeit mit seinem Bruder Stéphane eine zauberhafte Dramödie, die
Verträumtheit und Lebensnähe mit spielerischer Leichtigkeit mischt." [cineman.ch]
Hinreisend sind Audrey Tautou und François Damiens. Der Film sprüht vor Witz und
guten Dialogen. Wunderbar! |

 |
17.04.17
Lunchkino |
Nicole Garcia
Mal de Pierres
"Marion Cotillard ist eine Wucht in der Rolle der Gutstochter Gabrielle, die
ihren Traum von der grossen Liebe bedingungslos leben will, bis hin zur
Selbstzerstörung. Gabrielle verbringt ihr Leben inmitten duftender
Lavendelfelder in der Provence. Der Alltag ist ihren wilden Tagträumen von
grenzenloser Leidenschaft nicht gewachsen. Ihre Eltern wissen sich nicht anders
zu helfen, als sie mit dem spanischen Landarbeiter José zu verheiraten. Als sie
zur Kur in den Schweizer Bergen weilt, lernt sie den charmanten Offizier André
Sauvage kennen und entflammt für ihn. Die gemeinsame Zeit der Liebenden aber ist
begrenzt... In dieser bildschönen Verfilmung des Romans «Die Frau im Mond» von
Milena Agus, spielen an der Seite der grossen Cotillard auch Louis Garrel und
Alex Brendemühl." [lunchkino.ch]
Grosses Kino, und es kommt anders, als man denkt... |

 |
27.04.17
Houdini |
Barry
Jenkins
Moonlight
"Chiron frisst so einiges in sich rein: Zum Beispiel den Kummer, den ihm
seine alleinerziehenden und drogensüchtige Mutter bereitet. Als
Ersatzfamilie dienen dem Neunjährigen der Dealer seiner Mutter und
dessen Freundin. Auf der Highschool reissen die Probleme nicht ab, und
plötzlich fühlt sich Chiron auch noch zu seinem besten Kumpel Kevin
hingezogen. Ende 20 nennt sich Chiron nur noch 'Black' und ist selber
Drogendealer. Überraschend tritt Kevin wieder in sein Leben: Er will
seinen Jugendfreund in Miami besuchen..."
[Houdini]
Sehr guter Film, zurecht Osacar17-Gewinner als bester Film und bestes
Drehbuch! Auch die Regie und die Kamera hätten ihr verdient. Ein
Highlight dieses Moonlight! |
 |
31.08.17
Riffraff |
Sebastián Lelio
Una Mujer Fantástica
"Die transsexuelle Kellnerin Marina (Daniela Vega), die in der Nacht als
Sängerin arbeitet, wird vom plötzlichen Tod ihres Geliebten Oscar
(Francisco Reyes) aus der Bahn geworfen und muss sich zudem mit
zahlreichen Anfeindungen durch die verständnislose Familie des
Verstorbenen auseinandersetzen.
Marina arbeitet in einem Café und tritt als leidenschaftliche Sängerin
abends regelmässig in einer Bar auf. Ihr zwanzig Jahre älterer Geliebter
Orlando lebt von seiner Ehefrau getrennt. Marina und Orlando lieben sich
und planen an Marinas Geburtstag ihre nächste gemeinsame Reise. Doch
nach der Geburtstagsfeier bricht Orlando spät nachts plötzlich zusammen.
Marina bringt ihn ins Krankenhaus, doch die Ärzte können nur noch
Orlandos Tod feststellen.
Neben dem Schock und der Trauer sieht sich Marina zusätzlich mit den
unangenehmen Fragen einer Kommissarin konfrontiert und Orlandos Familie
begegnet ihr mit Wut und Misstrauen. Nicht nur schliesst Orlandos
Familie sie von der Beerdigung aus, sondern sie soll auch die gemeinsame
Wohnung, die auf dem Papier Orlando gehört, möglichst bald verlassen.
Aber als Transgender-Frau ist Marina gewohnt, zu kämpfen. Mit der
gleichen Entschlossenheit, mit der sie dafür gekämpft hat, ihre
Identität zu leben, pocht Marina konsequent und entschieden auf ihr
Recht auf Trauer.
Die chilenische Sängerin und Schauspielerin Daniela / Dani Vega ist in
ihrer Rolle als unbeugsame Marina ebenso fantastisch wie die
Titelheldin. Sebastián Lelio, der mit UNA MUJER FANTASICA an der
diesjährigen Berlinale mit dem Silbernen Bären für das beste Drehbuch
und dem Teddy Award ausgezeichnet wurde und bereits mit GLORIA (2013)
meisterhaft eine starke Frauenfigur ins Zentrum rückte, gilt neben
Pablo Larraín und Andrés Wood als eine der führenden Figuren des
post-diktatorischen Chilenischen Kinos. " [kino.search.ch]
Wunderbares Personenkino! |

 |
15.09.17 |
Steven Soderbergh
Logan Lucky
"Die Brüder Jimmy (Channing Tatum) und Clyde Logan (Adam Driver) haben
es wirklich nicht leicht: Der impulsive Jimmy neigt zu Gefühlsausbrüchen
und verliert dadurch einen Job nach dem anderen, Clyde hingegen hat zwar
einen festen Job als Barkeeper, wird aber von den Gästen schikaniert,
weil er einen Arm verlor und er eine Prothese trägt. Ihre zunehmenden
Geldsorgen wollen die Brüder beenden, indem sie beim bekanntesten
NASCAR-Rennen der Welt, dem Coca-Cola 600, einen genialen Raubüberfall
durchführen. Ihre Schwester Mellie (Riley Keough) soll helfen, weitere
Unterstützung für seinen Coup erhofft sich das vom Pech verfolgte Duo
vom legendären Bankräuber Joe Bang (Daniel Craig) – der allerdings erst
befreit werden muss, weil er momentan hinter Gittern sitzt. Und auch
nachdem das vollbracht ist, geht der Plan natürlich nicht so reibungslos
über die Bühne, wie Jimmy und Clyde sich das vorgestellt haben… " [filmstarts.de]
Unterhaltsam mit recht abstrusen Ideen garniert, durchaus
sehenswert! |

 |
16.09.17
Orient
|
Valeska Grisebach
Western
"Abenteuerlich wie im Western fühlt sich eine Gruppe Bauarbeiter aus
Deutschland, als sie nach Bulgarien reisen, um dort, mitten in der
Provinz, an einer Baustelle zum Einsatz zu kommen. Als Fremde im Ausland
sehen die Männer sich aber nicht nur einer unbekannten Kultur und
Sprache, sondern auch dem Misstrauen der Einheimischen und ihren eigenen
Vorurteilen ausgesetzt.
Als Meinhard (Meinhard Neumann) den Einwohnern des Dorfes daraufhin
erzählt, er wäre ein Fremdenlegionär, verstricken sich er und sein
Kollege Vincent (Reinhardt Wetrek) in immer neue Lügengeschichten. In
einem zunehmenden Konkurrenzkampf versuchen sie, die Anerkennung der
Dorfbewohner für sich zu gewinnen.
Western wurde im Mai 2017 erstmals auf den 70. Filmfestspielen von
Cannes gezeigt, wo der Film in der Sektion Un Certain Regard lief. Das
Drama wurde in Bulgarien unter der Regie von Valeska Grisebach gedreht "[movieplot]
Starke Kameraführung, starker Meinhard Neumann. Sehr gut! |

 |
08.11.17
Lunchkino |
Rolf Lyssy
Die letzte Pointe
"Für ihre 89 Lenze ist Gertrud Forster beneidenswert vital und
selbständig. Ihre grösste Angst ist es, dement im Altersheim zu enden.
Umso schockierter ist sie, als ein eleganter Engländer bei ihr
auftaucht, weil sie ihn auf einer Dating-Plattform für Senioren
angeschrieben hat. Da Gertrud sich an nichts dergleichen erinnern kann,
möchte sie nur noch eins: ihr möglichst selbstbestimmtes Ende, bevor sie
auf der Demenzstation landet.
Die Familie hat keine Ahnung von Gertruds finalem Vorhaben. Doch alle –
Tochter, Enkel und sogar Urenkelin – glauben besser zu wissen, was für
Gertruds Zukunft richtig ist. Und als sich der Sterbehelfer Balz in
Gertruds Lieblingsenkelin Meret verliebt, während der englische Verehrer
ihr weiter den Hof macht, muss Gertrud einmal mehr ganz eigene Wege
gehen…"[dieletztepointe.ch]
Wunderbarer Film über selbstbetimmtes Leben und Sterben! Mit Witz und
Humor gedreht, das muss man erst mal können! Monica Gubser in einer
Glanzrolle! |

 |
09.11.17
Picadilly |
Michael Haneke
Happy End
"Die zwölfjährige Eve (Fantine Haduin) filmt den körperlichen und psychischen
Zerfall ihrer Mutter. Ein Video, wie sie ihren Hamster tötet, lässt erahnen,
wozu das unscheinbare Mädchen im Stande ist. Kaum hat man sich aus der Enge der
Handykamera befreit, schon passiert die nächste Katastrophe: Auf einer Baustelle
löst sich das Erdreich und ein Arbeiter wird schwer verletzt. So weit so gut,
man kennt Haneke für seine wuchtigen Expositionen.
Wie bei Haneke üblich, geht es nicht um einzelne Figuren, sondern um das große
Ganze, um uns Alle, deshalb erzählt er auch in „Happy End“, wie in seinen
bisherigen Filmen, aus mehreren Perspektiven. Da gibt es den suizidgefährdeten
George (Jean Louis Trintignant), die Chefin des Bauunternehmens Anne (Isabelle
Huppert), ihren Geliebten Lawrence (Toby Jones), den untreuen Thomas (Mathieu
Kassovitz) und den überforderten Sohn Pierre (Franz Rogowski). Ähnlich wie in
seinem Meisterwerk „Code Inconnu“ soll der Ist-Zustand einer Gesellschaft
gezeigt werden. " [film.at] |
Nicht alles ist geglückt in diesem Film: Überlange Einstellungen, die das
Verständnis für die Figuren nicht wirklich erhöhen. Für mich etwas wirr. |
16.11.17
Movie 2 |
Ruben Östlund
The square
"Christian ist der smarte Kurator eines grossen Museums in Stockholm. Die
nächste spektakuläre Ausstellung, die er vorbereitet, ist «The Square». Sie
dreht sich um einen Platz, der als moralische Schutzzone fungieren und das
schwindende Vertrauen in die Gemeinschaft hinterfragen soll. Doch wie bei den
meisten modernen Menschen reicht auch bei Christian das Vertrauen nicht weit –
er wohnt abgeschottet in einem stylishen Apartment und würde seinen Tesla nicht
unbeaufsichtigt in einer zwielichtigen Gegend parken. Als Christian ausgeraubt
wird und ihm kurz darauf die provokante Mediakampagne zu «The Square» um die
Ohren fliegt, geraten sein Selbstverständnis wie auch sein Gesellschaftsbild
schwer ins Wanken. Ruben Östlund begibt sich in die schillernde Welt der
modernen Kunst und öffnet ihre moralischen Falltüren. Das ist eine klug
inszenierte, überraschende und äusserst unterhaltsame Satire zum Zustand der
heutigen Gesellschaft." [orientkino.ch]
Gut, rabenschwarz! |
   |
28.11.17
Lunchkino |
Laís Bodanzky
Just like our parents
"Rosa ist Ende dreißig und erfährt, dass ihre Mutter Krebs im Endstadium
hat. Sie hat nicht mehr lange zu Leben. Für Rosa, die zwei Kinder hat,
ein großer Schock. Aber nicht der Erste: kurz zuvor hat sie von ihrer
Mutter erfahren, dass sie gar nicht die leibliche Tochter ihres Vaters
ist. Vielmehr ist sie das Resultat eines Seitensprung ihrer Mutter mit
einem Politiker. Die Neuigkeiten stürzen Rosa als Ehefrau und Mutter in
eine Krise." [bz-ticket.de]
"Sie kümmert sich nicht nur um die Erziehung ihrer Töchter und
unterstützt ihren verrückten Vater finanziell, sondern ist als
Werbetexterin praktisch allein für das Familieneinkommen zuständig.
Allen versucht sie es recht zu machen und hat dabei ihre eigenen
Bedürfnisse aus dem Blick verloren. Immer mehr fühlt sie sich wie «Nora»
aus Henrik Ibsens gleichnamigen Drama – eingesperrt in einer Situation,
die sie so nicht selbst gewählt hat. Rosa beschliesst, aus ihrem Alltag
auszubrechen und sich auf die Suche nach sich selbst zu begeben."
[Natalie Fritz]
Grosses Kino für Liebhaber/innen des Personenkinos. Thematisch stark,
aber auch überzeugende Regie und Schauspieler/innen. |
   |
25.12.17
Lunchkino |


Dorota
Kobieta und Hugh Welchmann
Loving Vincent
Ein Jahr nach dem Tod Vincent van Goghs taucht plötzlich ein Brief des Künstlers
an dessen Bruder Theo auf. Der junge Armand Roulin soll den Brief aushändigen,
doch er kann den Bruder nicht ausfindig machen und reist in den verschlafenen
Ort Auvers-sur-Oise. Hier hat der berühmte Maler die letzten Wochen seines
Lebens verbracht. Auf der Suche nach dem Empfänger stößt Armand auf ein Netz aus
Ungereimtheiten und Lügen. Fest entschlossen will er die Wahrheit über den Tod
des Malers herausfinden.
Loving Vincent“ ist der erste Film, der vollständig aus Ölgemälden erschaffen
wurde und van Goghs berühmte Bilderwelten auf der Kinoleinwand lebendig werden
lässt. Ein nie dagewesenes Gesamtkunstwerk, das den Zuschauer visuell und
inhaltlich tief in die Welt des Vincent van Gogh eintauchen lässt. [www.lovingvincent-film.de]
Ganz grosses Kino, einen ganzen Film lang in der Welt und den Farben von van
Gogh. Sehr gut gemacht und erzählt! |


 |