Anzère - Les Rousses - Serin (Erdrutschgebiet von 1946)   1.8.20   Leitung: Stefan Eggenberg    zurück

Thema: "Poaceae"

"In der Erdneuzeit (Känozoikum) entstanden die modernen Familien der Blütenpflanzen, so auch die Gräser. Sie waren zunächst auf bewaldete und sumpfige Gebiete beschränkt. Mit der Entwicklung des kontinuierlichen Wachstumsprozesses* und der Windbestäubung wurden ab dem Oligozän die offenen Länder erobert. Steppen und Grasländer breiteten sich vor allem im Miozän aus. Man nimmt an, dass die Evolution der Süssgräser mit jener der großen Weidetiere (Wiederkäuer, Pferde, Kamele etc.) parallel ging."
"Süssgräser gehören zu den im Verlauf der Evolution sekundär entstandenen windblütigen Angiospermen. Spuren von Pollenkitt in Gräsern weisen darauf hin, dass die Vorgänger biotisch durch Vögel und Insekten bestäubt wurden. Pollenkitt verklebt die Pollenkörner zu größeren Übertragungseinheiten, was bei der Windbestäubung, die schwebfähige und leichte Pollen verlangt, störend wäre.
(Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BC%C3%9Fgr%C3%A4ser#Stammesgeschichte)

* Mehrere Knoten mit Wachstumszonen ermöglichen ein schnelles Wachstum über die übrigen Pflanzen hinaus. Dadurch wird die Windbestäubung, die eigentlich einem Rückschritt gleich kommt, wieder attraktiv. Zudem kann ein abgefressener/abgemähter Halm sofort wieder weiter wachsen.

   
Bestimmungshilfen (Quelle der Zeichnungen: Exkursionsunterlagen von Stefan Eggenberg)
1-blütige Ährchen  
Ährengräser Rispengräser


Fuchsschwanz
 

Lieschgras
 

Gerste, Waldgerste
 

Straussgras
 

Reitgras
 

Waldhirse
 

mehrblütige Ährchen  
Ährengräser  

Quecke
 

Raygras / Lolch
 

Zwenke
 

     
Rispengräser  "Haferährchen" mit langen Hüllspelzen (fast so lang wie das ganze Ährchen)

Schmiele
 

Kammschmiele
 


Haferschmiele
 

Hafer
 

Wiesenhafer
 

Goldhafer
 

   

Schmiele
 

Perlgras
 

Honiggras
 

Französisches Raygras / Frommental

   
Hüllspelzen viel kürzer als das Ährchen

Trespe
 

Schwingel
 

Rispengras
 

Pfeifengras
 

   
   
Poa alpina - Alpen-Rispengras (https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/2830n.htm)
Poa bulbosa - Knolliges Rispengras (https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/2825n.htm)
Anmerkungen:
Beide Arten sind "pseudovivipar": Vegetative Vermehrung durch Sprosse aus den Blattachseln; das sind gengleiche Klone
Alle Pflanzen dieser Arten sind entweder pseudovivipar ODER vermehren sich über Samen; sowohl als auch kommt nicht vor. Was entscheidet über die Fortpflanzungsart??
Agrostis capillaris - Haar-Straussgras (Blatthäutchen ca. 1,5mm; Blatt bis 4mm breit, ohne deutlichen Mittelnerv; https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/2937n.htm) Festuca rubra aggr. - Rot-Schwingel (Halmblätter rinnenförmig; Erneuerungssprosse eingerollt, borstlich
https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/2807n.htm)
Euphrasia salisburgensis - Salzburger Augentrost (nur am Grunde verzweigt; die mittleren Blätter 2-4mal so lang wie breit, mit 2-5 spitzen, begrannten Zähnen
https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/1768n.htm)
  (Grundblätter im Vergleich: links: Hieracium prenanthoides, rechts: Crepis pyrenaica
Hieracium prenanthoides - Hasenlattich-Habichtskraut
(untere Blätter zum Ansatz hin oft verbreitet
https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/2360n.htm)
Crepis pyrenaica - Pyrenäen-Pippau (mit den typisch 2-reihigen Hüllblättern, die äusseren abstehend
https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/2319n.htm)

Anmerkung: Beide Arten mit teils umfassenden Stängelblättern

Orthilia secunda  - Birngrün (Blätter "birnenblattförmig"?; Pionierpflanze auf Felsen; https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/1345n.htm)
Daphne mezéreum - Echter Seidelbast
(https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/0837n.htm)
Petasites paradoxus - Alpen-Pestwurz (Blätter unterseits dicht weissfilzig
https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/2151n.htm)
Anmerkung: Daphne (griechisch) heisst Lorbeer -> bezieht sich wohl auf die ähnlichen Blätter  
Pyrola minor - Kleines Wintergrün (Kelchblätter zugespitzt; Griffel kürzer* als der Fruchtknoten, senkrecht** zu ihm stehend; Blattränder mit winzigen Zähnchen
https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/1343n.htm)
Anmerkung: Pyrola media - Mittleres Wintergrün (Griffel länger* als der Fruchtknoten, schief** zu ihm stehend; https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/1344n.htm)
Euphrasia rostkoviana subsp. rostkoviana - Wiesen-Augentrost (drüsenhaarig°; meist ästig°°, kann aber auch unverzeigt daher kommen; https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/1776n.htm)
Anmerkungen:
Euphrasia rostkoviana subsp. montana - Berg-Augentrost (nur spärlich° drüsig; mit stumpfen Blattzähnen; https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/1775n.htm)
Euphrasia stricta - Steifer Augentrost (nicht° drüsenhaarig; nicht°° ästige, kann auch von Grund auf verzweigt sein; https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/1778n.htm)
Trisetum flavescens  - Wiesen-Goldhafer ("Trisetum" = dreigrannig
https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/2917n.htm
Cotoneaster integérrimus - Kahle Steinmispel
(https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/0483n.htm)
Salix purpurea - Purpur-Weide (Blatt vorne zackig*
https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/0767n.htm)
Salix elaeágnos - Lavendel-Weide (Blatt ohne* Zacken, unten weissfilzig**
https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/0766n.htm)
  Anmerkung: Salix viminalis - Korb-Weide (Blattunterseite nicht** filzig, sondern mit +/- parallelen Haaren bedeckt; https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/0765n.htm)
Veronica fruticulosa - Halbstrauchiger Ehrenpreis (Blütenstiele und Früchte abstehend drüsig* behaart; blühende Triebe mit 6-12** Blattpaaren; Krone blassrosa***
https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/1695n.htm)
Anmerkung: auch verholzt ist  Veronica fruticans - Felsen-Ehrenpreis (nicht drüsig* behaart; mit 3-6** Blattpaaren; Krone dunkelblau*** https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/1696n.htm)
Plantago atrata - Berg-Wegerich ("Adelgras": gleicht von weitem Grasblättern; https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/1650n.htm)
Poa supina - Läger-Rispengras (mit Ausläufern°; mehrjährig°°; unterstes Ährchen gerne hängend; https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/2828n.htm)
Anmerkungen:
Poa annua - Einjähriges Rispengras (ohne° Ausläufer; 1°°-jährig; https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/2827n.htm)
Bei beiden Gräsern sind die Hüllspelze ungleich lang
Galium megalospermum - Schweizer Labkraut (nur 3-5cm hoch, im Schutt weit kriechend; Blätter 6-7 im Quirl, lanzettlich bis eiförmig https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/1464n.htm)
Elymus helveticus - Schweizer Quecke (Blätter und Ähren aufrecht; Vorspelzen mit Doppelspitze** https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/2863an.htm)

Anmerkungen:
Elymus canina - Hunds-Quecke (Ähre schlaff, meist nickend*; Vorspelze nur mit einer Spitze**; https://schweizerflora.ch/pflanzen/neue_Nummern/htmseiten/2863n.htm)
s.auch Schmid-Hollinger, der E. helveticus 2011 in diesem Gebiet entdeckt und beschrieben hat. (
http://www.bio-schmidhol.ch/site/index.cfm?id_art=73749&actMenuItemID=33125&vsprache=DE) Von dieser Seite stammt das Bild links der Vorspelzen-Doppelspitze
E. helveticus ist näher mit arktischen E-Arten verwandt, als mit E. caninus