Saison 2016_2017 
29.09.2016
Schiffbau Halle
Stefan Pucher
Antigone, nach Sophokles

"Kreon, der neue König von Theben, erlässt ein Verbot, wonach der tote Polyneikes nicht bestattet werden dürfe, weil er das Vaterland verraten habe. Der Versuch, ihn zu bestatten, soll mit dem Tod geahndet werden. Doch Antigone stellt ihr eigenes Gewissen über das Gesetz und glaubt, den Göttern mehr gehorchen zu müssen als den Menschen. Sie beginnt die von den Göttern vorgeschriebenen Rituale, wovon ihre Schwester Ismene sie vergebens abzubringen versucht. Nachdem Antigone ihrem Bruder durch eine symbolische Bestattung den Einzug in den Hades ermöglicht hat, wird sie von einem Wächter entdeckt. Dieser führt Antigone zu Kreon und berichtet ihm, was Antigone getan habe. Die Frage Kreons an Antigone, ob der Wächter die Wahrheit gesprochen habe, bejaht sie. Sehr tapfer behauptet Antigone, das vor den Göttern Richtige getan zu haben. Sie sei bereit, für ihre Tat vor dem Gesetz zu büßen. Gleichzeitig versucht Ismene, sie in Schutz zu nehmen, und will sie nicht alleine in den Tod schicken. Deshalb ist sie bereit, vor Kreon zu behaupten, dass sie über Antigones Pläne Bescheid gewusst habe. Doch Antigone lehnt ihr Angebot ab.
Kreon verurteilt Antigone zum Tode durch Begraben bei lebendigem Leibe, obwohl sie die Braut seines Sohnes Haimon ist. Ihr wird genug Nahrung gegeben, um Sühne zu zeigen, sodass sie wieder freigelassen werden kann. Haimon ergreift für Antigone Partei, indem er seinem Vater Kreon Starrsinn vorwirft. Beide trennen sich im Streit. Als der Seher Teiresias jedoch Kreon den Tod innerhalb der eigenen Familie prophezeit, lenkt dieser ein. Doch es ist bereits zu spät: Antigone, in einem irdischen Verlies eingesperrt, hat sich dem Hungertod durch Suizid entzogen, woraufhin auch Haimon den Freitod wählt. Als seine Mutter, Kreons Frau Eurydike, davon hört, begeht sie ebenfalls Selbstmord. - Kreon erkennt, dass die Verantwortung bei ihm und die Schuld in seiner Hybris liegt."[wikipedia.org]



Grosses Bühnenspektakel in der Halle mit guter Live-Musik. Der Transport ins Heute gelingt nicht, zu trivial und auch unverständlich die Texte. Und: Warum trägt Antigone im Kerker Hotpants, die auch nach dem Hungertod noch blütenweiss sind?
28.10.2016
und
11.03.2017
Pfauen
Bastian Kraft
Homo Faber - nach Max Frisch

Einen Mehrwert zum Roman schafft Regisseur Bastian Kraft in seiner Zürcher Adaption, indem er die Perspektive der Frauen auf diesen selbstgerechten Mann einnimmt. Frostiger als noch Sam Shepard in Volker Schlöndorffs Verfilmung aus dem Jahr 1991 kommt dieser Zürcher Faber rüber. Und weniger facettenreich als die Romanfigur, deren Weltbild immerhin gegen Ende ins Wanken gerät. In dem kalten, seelenlosen Bühnenbild (Peter Baur) sind die beherrschenden Farben Schwarz und Weiss, denn in mehr Farben weiß dieser Faber nicht zu denken.
Die Frauen, die ihn bei seiner One-Man-Show beobachten – etwa Miriam Maertens als Geliebte Ivy und singendes Showgirl im Glitzerkleid – werden von ihm mit den typischen Frisch-Sätzen einschubladisiert, während er seine Laufbandkilometer abläuft, oder das Leben hinter einer Filmkamera beobachtet.
Unter dieser weiblichen Beobachterperspektive wird aus diesem Machertyp Faber ein lächerlicher Hamster im Laufrad. Die Mutter Sabeths, Fabers Jugendliebe Hanna (Lena Schwarz), sitzt wie eine Richterin hinter einem kleinen Tisch am Bühnenrand. Mit gesammelter Gefasstheit schaut sie der inzestuösen Liebesgeschichte zu und stellt zu Fabers Schwarz-Weiß-Malerei die richtige Frage: "Was hast du mit dem Kind gehabt?" Fabers Version der Geschichte glaubt sie nicht.
[Nachtkritik.de]
Eine herausragende Inszenierung mit einem Super-Schauspiel-Ensemble. Weltklasse: Matthias Neukirch als Faber und Lena Schwarz als Hanna!


29.10.2016
Pfauen
Stephan Kimmig
Dogville, nach dem Film von Lars von Trier

Lars von Trier erzählt in seinem Film „Dogville“ (2003) eine moderne Passionsgeschichte und eine Parabel über Rache und Moral, die zeigt, was die plötzliche Macht über einen fremden Menschen in einer Gemeinschaft auslösen kann. Inspiriert wurde er zu diesem Stoff unter anderem von Friedrich Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“.
[Schauspielhaus.ch]
„Kimmig hält sich strikt an Lars von Triers Textvorlage, verzichtet auf schockierende Demütigungsszenen, auf Assoziationen zur aktuellen Flüchtlingsthematik, schafft wohltuende Distanz. Es ist ein direktes, leises Spiel ohne moralisierende Aussagen und Weltverbesserungs-phantasien, klar strukturiert mit wenig Zwischentönen. Die Figuren geben sich sperrig, verbergen ihre wahre Emotion-alität. Nur der Erzähler sorgt mit seinen akrobatischen und clownesken Auftritten für etwas Heiterkeit. Eindrücklich ist die Schlussszene, in der Grace und ihr Vater über das Wesen von Macht und Gnade diskutieren, bis sie sich entscheidet, alle Bewohner, die sie erniedrigt, versklavt und vergewaltigt haben, abknallen zu lassen. Alle Schauspieler (darunter auch drei Kinder) verdienen grosses Lob für ihr differenziertes, packendes Rollenspiel. Katja Bürkle als Grace findet das richtige Mass zwischen Kalkül, Widerstand und Anpassung, Nils Kahnwald schlüpft gekonnt in verschiedene Rollen als Erzähler, Polizist, Gangster und Bube Moses, Edmund Telgenkämper als Tom Edison, der sich Schriftsteller nennt, entpuppt sich als feiger Moralist und Liebhaber. Geboten wird insgesamt eine gelungene, inspirierende Inszenierung und grossartige Schauspiel-kunst.“
[seniorweb.ch]
Sehr gut! Inszenierung und Schauspielensemble überzeugen voll!


03.11.2016
Pfauen, Kammer
Barbara Falter
Der thermale Widerstand von Frdinand Schmalz
(Uraufführung)

„wir sind schon lang auf kur. wir stehen sozusagen unter kuratel. die sorgen machen sich die anderen. wir sind umsorgt und das nicht schlecht. es gibt ein breites angebot an kuranwendungen. dampfbäder und massagen aller art. hier lässt man sich verwöhnen, hier kann man sich vergessen. und mit sich selbst vergisst man auch die sorgen, die diese aussenwelt uns machen könnte. heut kaufen wir uns ausnahmsweise eine zeitung, nur um das kreuzworträtsel aufzulösen. dann geht es wieder in die heissen schwefelbäder. kann sein, dass wir uns darin selbst auflösen, porentief gereingt und total erholt. nur manchmal kommt es vor, dass dumpf ein lärm von draussen in die badehallen dringt, verhallt dann aber wieder schnell. das merkt sogar der lärm, dass hier sein stören gänzlich unerwünscht ist. doch heute scheints, liegt etwas in der luft. es ist der dampf durchschnitten von dem lärm. die ruhepause macht heut selber pause. und weil der lärm auch in uns drinnen jetzt zu hallen noch beginnt, der hallt da nach in uns, ist plötzlich eine unruhe auch in uns drin, ein unbehagen, unwellness, dabei ist uns entspannung doch versprochen worden. es zittern uns die hände selbst bei 35 grad, weil es noch immer lärmt da in uns drin. und zitternd greifen wir drum nach der zeitung jetzt, schlagen sie auf: es ist ein umbruch grad im gange, ein politischer, in diesem land, um das kurbad aussen rum.
[Ferdinand Schmalz]
Kann, muss aber nicht sein. Nette Inszenierung, mehr aber nicht. Das Thema ist etwas gar weit her geholt...


20.11.2016
Alte Kirche
Boswil
Meisterkonzerte 2016
Calmus Ensemble Leipzig: "Klangreise"

"Die Musiker sind bestrebt, immer wieder neues Repertoire zu entdecken. Da sie alle gross geworden sind in der vielhundertjährigen Tradition grosser deutscher Knabenchöre sind sie natürlich in der Vokalmusik der Renaissance, des Barock und der Romantik zhu Hause, aber Musik unserer Zeit ist ihnen ebenfalls ein echtes Anliegen."
[Programmheft]
 "Don't worry, be happy" als wunderschön arrangierte A capella-Version war der Schlusspunkt!
27.11.2016
Kreuzkirche
Zürich

Züricher Singkreis
mysterium - ein Weihnachtskonzert
Mit Amadine Beyer und Les Cornets Noirs
Leitung: Tobias Arb

HEINRICH I.F. VON BIBER (1644 – 1704)
Mysteriensonaten: Verkündigung, Dornenkrone, Auferstehung

MICHAEL PRAETORIUS (1571 – 1621) Magnificat per omnes versus super ut re mi fa sol la

CRISTÓBAL DE MORALES (1500 – 1553) Regina coeli laetare

JOSQUIN DESPREZ (†1521) O virgo virginum

CLAUDIO MONTEVERDI (1567 – 1643) Sonata sopraSancta Maria ora pro nobis

 
02.12.2016
Pfauen, Kammer
Lily Sykes
Das Gelübde von Dominik Busch (Uraufführung)

"Tim, ein junger Arzt, fliegt zurück nach Europa, nachdem er fünf Monate in einer Krankenstation einer afrikanischen Grossstadt tätig war. Das Flugzeug, in dem er sitzt, stürzt ab. Während des Sturzflugs legt Tim ein Gelübde ab: wird er überleben, geht er für immer zurück nach Afrika. Dem Piloten gelingt eine Notwasserung und nun steht Tim vor der Entscheidung: Soll er seinem Gelübde Folge leisten oder sein altes Leben in Europa wieder aufnehmen? Der junge Schweizer Autor Dominik Busch stellt in seinem Stück in einer experimentellen Erzählform die Frage nach dem Vorhandensein einer nicht rationalen, geistigen Kraft und nach den Werten, auf deren Basis wir Entscheidungen treffen. Es ist eines der drei Gewinnerstücke der Autorentheatertage des Deutschen Theaters Berlin."
[Schauspielhaus]

Ein ganz starkes Stück mit präziser Sprache - chapeau Dominik Busch! Sehr gut inszeniert mit vier hervorragenden Schauspieler/innen.
Ein Theaterstück, das nicht in der Schublade verschwinden wird!



06.12.2016
Pfauen
Gísli Örn Garðarsson
Die Verwandlung - nach Franz Kafka

„Zwei Welten: Im Untergeschoss der zweistöckigen Bühne ist alles wie immer: alltäglicher Frühstücksmief. Mutter und Tochter adrett, der Vater mit dem Gestus des Familienoberhaupts, bescheidene Biederkeit, eine etwas verhuschte, stumme Gewohnheitsbehaglichkeit. Im Zimmer darüber aber ist die Welt aus dem Lot: Der Raum verrückt, um 90 Grad gekippt, sodass man seinen Bewohner, Gregor Samsa, dort eingenistet, eingesperrt, meist aus der Draufsicht erlebt.
Zugegeben, kein schlechter Einfall, wenn es um die Frage der Fragen geht: Wie stellt man auf der Bühne dar, was dank der virtuosen Erzählkunst Kafkas im Prosatext unausgesprochen, uneindeutig bleiben kann: hat tatsächlich eine körperliche Verwandlung stattgefunden oder ist alles nur ein böser Traum, Einbildung, Fantasie? Wessen Realitätsverhältnis ist gestört: Gregors – oder das der Familie?“
[Deutschlandfunk]
In den Kritiken nicht nur gut weggekommen - wieder einmal, weil Kritiker/innen es besser wissen, was Kafka uns mit diesem Text sagen wollte. Für mich eine originelle und doch auch naheliegende Interpretation. Starker Oberturner Claudius Körber!


10.12.2016
St. Anton Wettingen

Hector Berlioz (1803-1869) `Enfance du Christ´
Oratorium für Solisten, Chor und grosses Orchester
Ein selten aufgeführtes, stimmungsvolles und aufwühlendes Werk von Hector Berlioz. Dem Untertitel „Geistliche Trilogie“ entsprechend werden die biblischen Ereignisse in drei Abschnitten erzählt: Der Traum des Herodes – Die Flucht nach Ägypten – Die Ankunft in Sais.
Das ca. 90 Minuten dauernde Oratorium wird mit einem grossen Orchester aufgeführt, mit dem Kammerorchester K65, ergänzt durch Instrumentalsolisten, .

Mit vielfältig wechselnder Musik schildern das Orchester, die Gesangssolisten und der Chor in spannender Abfolge die einzelnen Szenen: Die wahnhaften Albträume des Herodes in düsteren Kadenzen – den Patrouillengang der römischen Wächter mit stampfenden Rhythmen – der Chor der Wahrsager schliesst in wilden Kadenzen mit der Aufforderung zum Kindermord – abrupt dann der Übergang in ein inniges, ruhiges Zwiegespräch zwischen Maria und Joseph – dann erklingt von oben herab in himmlischen Klängen der Engelschor mit der Aufforderung zur Flucht – in tragenden Melodien verabschiedet der Hirtenchor (Keimzelle des ganzen Oratoriums) die Heilige Familie – die Rast unterwegs endet in einem sanften Halleluja – im Duett bitten Joseph und Maria um Herberge, werden als Fremdlinge mit rüden Drohungen abgewiesen – die Verzweiflung der Familie kommt in hektischen Phrasen zum Ausdruck – endlich doch eine Unterkunft bei einem einfachen Zimmermann – der Abend dieses glücklichen Tages endet in gemeinsamem Musizieren, ausgedrückt durch ein wunderbares Trio für Harfe und zwei Flöten (dieses herrliche „kleine Konzert im Konzert“ ist ein tief emotionaler Glanzpunkt und allein schon den Besuch dieses Werkes wert!) – mit ruhigen, entspannten Melodien geleitet die Gastfamilie die drei Flüchtlinge ins Nachtlager – mit einem kunstvollen Epilog, gesungen vom a cappella Chor, endet das Werk mit einer Mahnung zu Demut und Barmherzigkeit, zu tiefer, reiner Liebe, die allein zum Himmel führt, in einem innigen, tiefberührenden Pianissimo.

k65 mit Felix, Dominik, Manuela, Elisabeth, Marianne und Alexandra
14.12.2016
Pfauen
Barbara Frey
"Frau Schmitz von Lukas Bärfuss (Uraufführung)

Als die Existenz der Firma auf dem Spiel steht, weil die Zulieferer in Pakistan wegbrechen, wäre Frau Schmitz die ideale Person, um die Firma zu retten. Jedoch: ist Frau Schmitz wirklich eine Frau? In Männerkleidung absolviert sie erfolgreich ihre Geschäftsreise, doch nach ihrer Rückkehr in die Firma gerät allmählich alles aus den Fugen. Wer ist Frau Schmitz eigentlich? Welche Kleidung passt zu ihr? Und was für Erwartungen hat ihre Umgebung an sie, als Ehefrau, als Arbeitskollegin, als Konkurrentin?"
[Schauspielhaus]

Michael Feller von der Berner Zeitung ist beeindruckt, "wie Bärfuss Themen wie Geschlechteridentität und falsche Toleranz mit Leichtigkeit und Witz auf die Bühne stellt". Barbara Frey führe mit einfachsten Mitteln Regie. "Szene um Szene wird das involvierte Personal per Scheinwerfer hervorgehoben. Viel mehr passiert nicht. Das wirkt gegen Ende der 100 Minuten etwas statisch, funktioniert aber dennoch." Weil Bärfuss seinen Figuren glasklare, dichte und wohlformulierte Sätze in den Mund lege – "und die Schauspieler ihre Rollen so gut verinnerlicht haben, dass sie auch sitzend die nötige Spannung halten".[In nachtkritik.de]

Mir ging es auch so: "Die Schauspieler füllen ihr textliches Requisitendasein mit maximaler Komödiantik, allen voran der hinreißend trockene Markus Scheumann. Aber aus der Anekdote eine gute Geschichte machen, können sie auch nicht."[Nachtkritik.de]
05.01.2017
Schiffbau Box
Sebastian Nübling
InFormation von Guy Krneta

„Spoken-Word-Autor Guy Krneta und Regisseur Sebastian Nübling haben die herrschende Medienkrise zum Anlass genommen, unter dem Titel „In Formation“ einen facettenreichen Theaterabend über den viel diskutierten Medienwandel zu gestalten. Dazu haben sie in Redaktionsstuben recherchiert, Medienexperten und Verleger befragt. Entstanden ist ein unterhaltsames Themenstück, das die Krise der Medien und des Journalismus aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und hinterfragt. Geboten wird keine trockene Analyse, sondern eine mit viel Witz und Humor gestaltete Auslegeordnung über die Malaise der klassischen Medien. Mit von der Partie sind die Zuschauer und wechselnde Live-Gäste, die zwischendurch über ihr Medienverhalten und ihre Sicht des Medienwandels befragt werden.“ [seniorweb.ch]
Gute Inszenierung - die Frage, ob Printmedien in Zukunft wie das Schweizer Fernsehen oder auch Kulturstätten staatlich unterstützt werden sollen wird wohl schon bald in den Fokus rücken.


07.01.2017
Pfauen
Meret Matter
Der Teufel mit den 3 goldenen Haaren
(Grimm-Märchen)
Dem Teufel seine drei goldenen Haare stehlen, eine unmögliche Aufgabe? Nicht für Felix, der mit einer Glückshaut geboren wird und die Weissagung erhält, eines Tages König zu werden. Der jetzige König regiert grausam und gemein. Er wettet, dass er in Bösartigkeit sogar den Teufel übertreffen könne. Mit der Musik der Band Schtärneföifi und in der Bearbeitung von Meret Matter und Stefanie Grob wird das Märchen zu einer abenteuerlichen Geschichte darum, ob es den beiden Kindern gelingt, mit Selbstvertrauen, Talent und Mut die Welt zu verändern. Nach dem Erfolg von „Die Odyssee für Kinder“ sind Schtärneföifi zum zweiten Mal in der Regie von Meret Matter im Pfauen zu erleben."
[schauspielhaus.ch]
„Es ist eine grossartige Bearbeitung eines wunderlichen Grimm-Märchens. Die Berner Autorin Stefanie Grob, Regisseurin Meret Matter und die Zürcher Kinderrockstars Stärneföifi machen spannendes Theater mit richtig guter Musik. Im Publikum zeigen sich die Kinder nach den zwei Stunden inklusive Pause gleichermassen begeistert („Zu-ga-be, Zu-ga-be!“) wie ihre Beglei-tungsberechtigten.“
[Berner Zeitung]
Sehr gut finde ich die Mischung zwischen "altem Märchen" mit den entsprechenden Kostümen und den sehr guten, Hochdeutsch sprechenden Schauspieler/innen des Schauspielhauses und den frechen Mundart sprechenden "Volk", inkl Königstochter. Sehr gute Inszenierung, sehr gute Musiktruppe "Stärneföifi", sehr gute Bühnenbilder, einfach supergut gelungen!

13.01.2017
Schiffbau
René Pollesch
High( du weisst wovon)

"Autor und Regisseur René Pollesch schreibt moderne Komödien, die grossen Sprachwitz und Theorie miteinander verweben. Im Wechsel mit sogenannten Clips, in ständigem selbstverständlichen Rollentausch sowie mit der Unterstützung eines Damensprechchors befragt das Ensemble Phänomene aus Alltag, Liebe und Arbeit in Zeiten des Kapitalismus. Mit dem Ensemble des Schauspielhauses Zürich entwickelt René Pollesch bereits die siebte Arbeit." 
[Schauspielhaus.ch]
"Trotz Hilfestellung durch Live-Video – die Spielanlage hat etwas Beliebiges, auch etwas Angestrengtes." Der Abend verliere dadurch an Dringlichkeit, "es scheint, Pollesch kommt besser zur Wirkung in der frontalen Konfrontation, wenn seine Gedanken und Argumente richtig aufs Publikum knallen." In diesem Rundumlauf verliere der Abend – auch an intellektueller – Präsenz."
[SRF]
Dann wäre da noch die Tonanalge, die zum wiederholten Mal in der Halle nicht genügt: Dröhnend die Musik aus den Boxen, kaum verständlich die um ihr Verständnis schreienden Schauspieler/innen. Und aus der Hörhilfe gibt's hie und da ein Schnarren, sonst nichts. Schade.


26.01.2017
Pfauen
Karin Henkel
Onkel Wanja von Anton Tschechow

"Wie ein Parasit nistet sich der despotische, pensionierte Professor Serebrjakow mit seiner neuen, schönen Gattin Jelena auf dem Landgut seiner verstorbenen Frau ein, denn das Leben in der Stadt ist zu teuer geworden. Seine Tochter Sonja und ihr Onkel Wanja, der Bruder der Verstorbenen, arbeiten seit etlichen Jahren hart für den Erhalt des Guts und ertragen die dortige Einöde nur schwer. Wanja hat zudem die Hälfte seiner Lebenszeit mit dem Lektorieren der vermeintlich weltbewegenden Kunsttheorien des Professors verbracht. Als sich diese nun als vollkommen unbedeutend entpuppen und Serebrjakow zudem eröffnet, das Gut verkaufen zu wollen, um seinen Alterssitz zu finanzieren, sorgt Wanjas schmerzhafte Desillusionierung für eine Eskalation. Er begeht einen Mordversuch, um sich endgültig aus seiner sinnentleerten Abhängigkeit zu befreien. Vergeblich. Wanja schiesst daneben. Keine Aussicht auf Veränderung. „Bilder aus dem Landleben“ untertitelte Tschechow 1896 sein Stück, heute könnte es auch „Mosaik einer Depression“ heissen."
[schauspielhaus.ch]




Regie, Bühnenbild und Schauspieltruppe: einfach super!
Zwei Stunden tiefste Depression kann man wohl kaum herzerwärmender inszenieren.
Ein zweiter Besuch unterstreicht diese Einschätzung nochmals!
"Meisterhaft führt Henkel sie alle auf dem Grat von Komik und Tragik, jeden Moment droht der Absturz auf die eine Seite oder andere Seite, stets wird er gerade noch umgangen. Man lacht, dabei ist alles jämmerlich. Und dafür sind die Spieler unglaublich genau geführt, das Spiel von Anziehung und Abstossung läuft genauso wie mit Worten wie Gesten, Blicken und Körpern. Umarmungen sind hier immer auch Ringkämpfe.“ Thurgauer Zeitung]
08.02.2017
Pfauen
Lambchop
Kurt Wagner, vocals & band
"Mit knapp 57 Jahren hat der Musiker aus Nashville sich und sein musikalisches Vehikel namens Lambchop nochmals komplett neu erfunden. Für sein neues Album namens „Flotus“ hat er sich mit zwei Zielsetzungen ins Studio begeben: Ein Album aufzunehmen, das seiner Frau Mary gewidmet ist, bzw. ihr möglichst gefallen solle, und zweitens, ein Album aufzunehmen, das mehrheitlich mit seiner Stimme als Hauptinstrument aufgenommen werden würde. Also hat er seine Stimme gesampelt, bearbeitet, verstellt, Beats daraus gebastelt, Prozessoren, Filter, Sequenzer, alles mit seiner Stimme gefüttert. Dann kamen die Bandkollegen und haben ihren Teil dazu beigetragen. Entstanden ist so ein wagemutiges, ein neuartiges Lambchop-Album, das aber natürlich immer noch nach Lambchop klingt. Am 8. Februar stellt die Band es live in Zürich vor – im Schauspielhaus im Rahmen von „pfauen:sounds“."
[schauspielhaus.ch]
Sehr schönes Konzert, noch schöner wäre es gewesen, wenn die Musiker etwas mehr "Ausgang" gehabt hätten. Fast alles im Dienste des Meisters...
03.03.2017
Pfauen
Alvis Hermanis
Mademe de Sade

"Das Stück ist ein Skandal und es handelt vom Skandal eines Menschen, der seine Triebe auslebt, der das „Unbehagen in der Kultur“ nicht hinnehmen will. Es ist ein spätes Stück des japanischen Autors Yukio Mishima, das 1965 geschrieben und mit grossem Erfolg auch ausserhalb Japans aufgeführt wurde.
Das Stück spielt im Salon der Madame de Montreuil, wo die Damen auf den Marquis de Sade Bezug nehmen, der derweil die Pariser Bordelle frequentiert. Der Dialog entfaltet die Spannungen zwischen den Frauen, die sich – jeweils unterschiedlich – auf den Marquis, diesen abwesenden Mittelpunkt, beziehen. Sie erleben indirekt dessen Leidenschaften. „Hinter der Eiseskälte lodernde Glut ahnen lassen“ lautet die Anweisung von Mishima. Renée, die Titelfigur des Stücks, kämpft ihr Leben lang um die Freilassung ihres Gatten, des Marquis de Sade, aus dem Gefängnis. Ihre Mutter dagegen verteidigt das Realitätsprinzip der gegenwärtigen Gesellschaft, das Recht und Gesetz des Ancien Régime."
[schauspielhaus.ch]

Die Inszenierung ist von Kritikerseite vernichtend beurteilt worden. Ich fand den ersten Teil durchaus gelungen - das Erschrecken ob der eigenen Reaktion beim Anhören von Sades Abscheulichkeiten hat funktioniert. Dass das Stück das Einschlafen begünstigt, haben meine beiden Nachbarn eindrücklich bewiesen...


15.03.2017
Pfauen Kammer
Sophia Bodamer
Der Junge, den es nicht gab nach Sjon

"Die Welt von Máni Steinn, einem 16-jährigen Waisen, gehört dem Film, dem Stummfilm. Während 1918 der Erste Weltkrieg zu Ende geht und Island die Unabhängigkeit erhält, sitzt der Junge, wann immer es ihm möglich ist, im Kino. Sein Geld verdient er als Stricher für homosexuelle Freier. Er lebt in ständiger Angst, da Homosexualität zu dieser Zeit verboten ist und rigoros bestraft wird. Als ihm eines Tages die etwa gleichaltrige Sóla Guðb auf ihrem Motorrad erscheint, ist er fasziniert von dem Mädchen und von ihrer Überzeugung, dass es sich lohnt, für seine Leidenschaft zu kämpfen. Sóla wird für Máni zur Verkörperung seines Filmidols Musidora.
Der isländische Autor Sjón erzählt vor dem historischen und politischen Hintergrund Islands eine packende, bildgewaltige, manchmal ins Traumhafte abgleitende Geschichte eines Aussenseiters und seiner Leidenschaft.
Michael Neuenschwander bringt diese Geschichte, die er gemeinsam mit der Regisseurin Sophia Bodamer für die Kammer erarbeitet hat, auf die Bühne."
[schauspielhaus.ch]


Ein eindrücklicher, nicht alltäglicher Text, sehr gut vorgetragen! Theater? Doch wohl eher eine auswendig  und ausgezeichnet vorgetragene Zusammenfassung des Buches.
Unbedingt das Buch kaufen & lesen!
17.03.2017
und
25.04.2017
Pfauen
 
Alize Zandwijk
Die Wildente von Hendrik Ibsen

"Ein somnambules Spiel der Verfehlungen inmitten der dunklen Raumkomposition – halb Dachboden, halb hoch aufragender Luftschutzbunker –, die Thomas Rupert in den Pfauen des Schauspielhauses Zürich gebaut hat.
Die geräumige, entortete Halbwirklichkeit des Arrangements passt bestens zu Henrik Ibsens "Wildente". Es ist das Stück der wabernden Lebenslügen. Im Zentrum: das Haus der Familie Ekdal, wo schiefe Selbstwertfantasien unter der Glasglocke gezüchtet werden. Großvater Ekdal, einst ein Leutnant, saß wegen eines Wirtschaftsskandals Jahre hinter Gittern. Jetzt greift ihm sein ehemaliger Geschäftspartner Werle (der sich im Skandal auf dubiose Weise schadlos halten konnte) finanziell unter die Arme (was keiner wissen darf). Um sich nicht dem Desaster seines Niedergangs zu stellen, geht Ekdal regelmäßig auf den Dachboden Kaninchen schießen, als sei er noch der wackere Bärentöter von einst.
Ekdals studierter Sohn Hjalmar, der mit Werles Kurzzeitaffäre Gina verheiratet wurde (die Vorgeschichte ist ihm wiederum verborgen), verdingt sich leidlich als Fotograf und bastelt in seiner Freizeit an einer bahnbrechenden "Erfindung", die den Ruf der Familie wiederherstellen soll. Allein es mangelt ihm an "Eingebung". Derweil pflegt Hjalmars Tochter Hedvig eine angeschossene, flugunfähige Wildente. Dass diese Ente das Symbol der desolaten Zustände bei Ekdals ist, betont Werles Sohn Gregers, wenn er antritt, das ganze Gestrüpp aus Kleinstillusionen zu roden.
[nachtkritik.de]
Wieder einmal: Hervorragende Schauspielertruppe, auch die Inszenierung gefällt mir sehr! Beim zweiten Besuch fällt mir die hervorragende Musikerin erst so richtig auf!


21.03.17
Gran Teatre
del Liceu

 
Rigoletto von Giuseppe Verdi

 
"Rigoletto ist eine Oper von Giuseppe Verdi, die 1851 am Teatro La Fenice in Venedig uraufgeführt wurde. Das Libretto stammt von Francesco Maria Piave und beruht auf dem Melodrama Le roi s’amuse von Victor Hugo (1832). Die Oper wurde zunächst von der Zensur beanstandet; Verdi und Piave mussten daher unter anderem den ursprünglich vorgesehenen Titel La maledizione (Der Fluch) ändern sowie den Schauplatz von Paris nach Mantua verlegen. Die für Verdi wesentlichen Elemente, wie die verkrüppelte Hauptfigur Rigoletto und der Sack, in den dessen sterbende Tochter gesteckt wird, blieben jedoch erhalten.
Die Oper gilt als das erste Meisterwerk Verdis und begründete dessen Weltruhm.Verdi selbst hielt Rigoletto für eines seiner gelungensten Werke und im Unterschied zu anderen Verdi-Opern gibt es keine Überarbeitungen oder Neufassungen. Rigoletto war schon bei der Uraufführung ein überwältigender Erfolg und wurde in den nächsten Jahren an fast allen europäischen Opernhäusern gespielt."
[wikipedia]

Eine sehr starke Inszenierung mit hervorragenden Solist/innen, mit perfektem Männerchor und Orchester. Auf den Plätze der 4. Kategorie mit "60% Bühnenblick" im zweiten Stock waren wir in der ersten Reihe nahe am Orchester und der Bühne. Ein Erlebnis!
 



 



23.03.17
Palau
de la
Musica
La Traviata von Giuseppe Verdi
 
"La traviata für Die vom Wege Abgekommene ist eine
Oper von Giuseppe Verdi (Musik) und Francesco Maria Piave (Libretto) nach dem Roman Die Kameliendame (1848), den der Autor Alexandre Dumas der Jüngere im Februar 1852 auch als Schauspiel auf die Bühne gebracht hatte. Die Oper wurde am 6. März 1853 im Teatro La Fenice in Venedig uraufgeführt und fiel zunächst beim Publikum durch, bevor sie überarbeitet zu einer der erfolgreichsten Opern der Musikgeschichte wurde.
Wie zuvor in Rigoletto und Il trovatore stellte Verdi eine von der Gesellschaft geächtete und abgelehnte Person ins Zentrum des Geschehens. Eine Oper über eine Edelprostituierte (damals Kurtisane), die noch dazu an Tuberkulose stirbt, war für die damalige Zeit eine unerhörte Neuerung.
Die fast durchgehend auf der Bühne präsente Hauptfigur Violetta stellt wegen der Ausdrucksvielfalt und des großen Umfangs eine der glanzvollsten Partien für einen dramatischen Koloratursopran dar. Viele große Sängerinnen wie Maria Callas  feierten mit ihr Triumphe."
[wikipedia]

Nach der perfekten Aufführung von "Rigoletto" vor zwei Tagen, war diese Aufführung eine leise Enttäuschung. Nur die Sopranistin überzeugte in ihrer Rolle. Aber auch das Orchester, das hinter den Sänger/innen spielte (!) und der Chor waren der Sache nicht gewachsen. Kein Bühenbild, einfach ein rechteckiger Platz, auf dem gesungen und gespielt wurde.
Dafür ist der Saal wunderschön, er fasst 2000 Personen.


30.03.2016
Pfauen, Kammer
Zino Wey
Zündels Abgang nach Markus Werner

"Der Abend ist ein Geschenk: Der Autor Markus Werner, letzten Juli zu früh verstorben, hätte ihn, man wagt die Behauptung, gemocht. Weniger gemocht hätte er wohl Festlegungen wie diese, Zuschreibungen über seine Vorlieben. Denn er war ja der Widerständler unter den Schweizer Romanciers und lebte, man kann es mit den Worten eines seiner Protagonisten sagen, im „Gefühl endgültig besiegelter Unzugehörigkeit“. Diese Gefühlslage hat er dem unheldenhaften Titelhelden seines ersten Romans, „Zündels Abgang“ (1984), mitgegeben – Konrad Zündel leidet an seinem Lebensgefühl wie an einer allen Sinn zersetzenden Weltenbürde. In der kleinen Kammer des Schauspielhauses Zürich ist dieser Zündel, Zündler, Zünsler wiederauferstanden. Er lebt hier fort in Bild und Ton und in der schmalen, körperlosen Schattenfigur des Schauspielers Fritz Fenne. Auch er ist ein Geschenk und widmet dem Autor ein Andenken, denn die Inszenierung hält sich, genügsam, nur am Besten fest: an Markus Werners hochpoetischen Sätzen.
Die präzise, sparsame Bühnenfassung von Zino Wey und Gwendolyne Melchinger findet den akkuraten Ton, die tonlose Schärfe und die permafrostige Schauspielerführung, die der Autor für seine Hauptfiguren vorgesehen hat.“
[NZZ]
Sehr gut, dass die Sprache von Markus Werner übernommen wurde. Ich hätte mir eine etwas bedächtigere, (schweizerische) Sprechweise gewünscht. Mir schien, als wollte man in den anderthalb Stunden möglichst viel Text unterbringen. Vielleicht liegt das aber auch nur an meinem eingeschränkten Hörvermögen und -verständnis...


02.05.2017
Pfauen
Herbert Fritsch
Grimmige Märchen - Uraufführung

„Es war einmal, vor tausend und mehr Jahren, in einem alten Schloss mitten in einem grossen, tiefen Wald…“ – So beginnen sie, die fantastischen Geschichten der Brüder Grimm. Und alles deutet darauf hin, dass das, was nun folgen wird, nicht aus dem Hier und Jetzt kommt und nicht von dort, wo wir uns auskennen. Doch alles, was uns aus den Märchen entgegenkommt, kennen wir seit Kindertagen und trotzdem ist uns vieles davon verschlossen. Diese Geschichten öffnen Tür und Riegel: Die von den Brüdern Grimm eifrig gesammelten und kanonisierten Märchen führen uns in eine Welt der Fantasie, der Träume und des Wunderbaren, des Grausamen und Bösen, des Geheimnisvollen und Schönen. Fabelwesen, Zwerge, Geister, Hexen, sprechende Tiere, verkappte Prinzen und versteckte Prinzessinnen, böse Stiefmütter und feige Väter versammeln sich hier zu einer Fülle von Geschichten, die einen Zugang zu verborgenen Schichten und Abgründen des Menschlichen freilegen.
Die Räume der Magie, des Zaubers, des Fantastischen, die im Märchen präsent sind, sind Rückzugsraum und Gegenwelt zur Realität. Im Kampf des Guten gegen das Böse lassen sie die Fiktion einer geordneten Welt für einen Augenblick wahr werden. Ihre Warnung betrifft dann die Tatsache, dass es auch ganz anders sein könnte als es ist. Die „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm gelten neben der Lutherbibel als das bekannteste und meistübersetzte Buch deutscher Sprache. Es ist schon lange Kultur- und immer wieder Zeitgeschichte. Ein Klassiker der Welt- und Gegenwartsliteratur.
Der Regisseur Herbert Fritsch begibt  sich erstmals auf eine theatrale Entdeckungsreise in die Märchenwelt der Brüder Grimm."
[schauspielhaus.ch]
Farbenfroh, spielfreudig das Personal, präzise und ausdrucksstark, gut!




"Wo lebt die Poesie wirklicher als da, wo sie die Seele trifft …“ Wilhelm Grimm
20.05.2017
ZKO-Haus
Zürich

Spätlese, Züricher Singkreis a capella
Jubiläumskonzert, 50 Jahre Singkreis

Unter Anderem: "Heiteres Herbarium" nach Gedichten von Karl Heinrich Waggerl von Leopold Katt und Erich R. Sorge

 
24.05.2017
Pfauen
Sebastian Baumgarten
Herr Puntila und sein Knecht Matti von Bertolt Brecht

"Mit dem finnischen Gutsbesitzer Puntila entwarf Bertolt Brecht das Porträt eines Kapitalisten mit zwei Gesichtern: Während seine Menschlichkeit mit dem Grad seiner Betrunkenheit wächst, ist er nüchtern ein Ausbeuter, der seine Untergebenen auf oft brutale und hinterhältige Weise schikaniert. In betrunkenem Zustand jedoch zieht er seinen Chauffeur Matti ins Vertrauen darüber, dass er es bereut, die bevorstehende Hochzeit seiner Tochter Eva mit dem langweiligen Attaché arrangiert zu haben – und in seinem Rausch hält Puntila ausgerechnet Matti für den idealen Bräutigam seiner Tochter. Der standesbewusste Matti sieht jedoch in der Klassenzugehörigkeit Evas ein unüberwindbares Hindernis und lässt sie zu einem „Examen“ antreten – doch Eva besteht die Prüfung zur einfachen Frau aus dem Volk nicht. Matti verlässt schliesslich Puntilas Hof mit den Worten: „Der Schlimmste bist du nicht, den ich getroffen / Denn du bist fast ein Mensch, wenn du besoffen.“
[schauspielhaus.ch]
Vernichtende Kritik auf nachtkritik.de. Kritiker, die wissen, wie's zu machen wäre oder eben, wie's nicht zu machen ist. Mir gefallen die präzisen Bilder, die Regisseur und Schauspieler/innen auf der Bühne erzeugen.
31.05.2017
Pfauen
Barbara Frey
Jakob von Gunten nach Robert Walser

„Man lernt hier sehr wenig, es fehlt an Lehrkräften und wir Knaben vom Institut Benjamenta werden es zu nichts bringen, wir werden alle etwas sehr Kleines und Untergeordnetes im späteren Leben sein“, beginnt Robert Walsers fiktiver Tagebuchroman aus der Perspektive des Internatszöglings Jakob von Gunten, erschienen im Jahr 1909. Der Ort der Handlung ist eine Dienerschule, in welcher die Entwicklung der Schüler nicht gefördert, sondern verhindert wird. Die Lehrer schlafen, sind tot, scheintot oder versteinert, ausser dem monströsen Vorsteher Herrn Benjamenta und seiner leidenden Schwester Fräulein Benjamenta. Der Grundsatz des Instituts lautet „Wenig, aber gründlich!“. Jakob von Gunten ist intelligent und stammt aus bürgerlichen Verhältnissen, jedoch verfolgt er stoisch das Ziel, eine „reizende, kugelrunde Null“ zu werden. Er führt ein sonderbares Doppelleben, ein geregeltes und ein ungeregeltes, hochmütig und demütig zugleich, ein ernsthafter Spieler, der seine Traumvisionen nicht von der Realität trennt. Am Ende dieses avantgardistischen, verstörenden Anti-Bildungsromans bleiben nur der Vorsteher des sich auflösenden Instituts – einem entthronten König gleich – und Jakob von Gunten übrig. Fräulein Benjamenta ist an Lieblosigkeit gestorben und die anderen Eleven haben ihre Anstellung als Diener erhalten. Herr Benjamenta, der sich selbst als bedrohlichen Unmenschen bezeichnet, fühlt sich in der Gegenwart von Jakob zum ersten Mal lebendig und fleht ihn an, mit ihm in die Welt hinaus zu ziehen. Zuletzt reiten der Herr und sein Zögling Seite an Seite in die Wüste, ins Nichts und der Erzähler fragt: „Und wenn ich zerschelle und verderbe, was bricht und verdirbt dann? Eine Null.“
[schauspielhaus.ch]
"Die Leichtigkeit, die Robert Walser in seinen Roman eingeschrieben hat, sie ist bei Barbara Frey nie zu spüren. Im Gegenteil. Der burleske Gedanke, dass die Freiheit gerade im bedingungslosen Dienen zu finden sein könnte, er wird erstickt, indem die Geschichte konsequent als Dystopie erzählt wird: Im Bühnenbild, im langsamen Rhythmus und im gedrechselten Spielstil erzeugt der Abend eine Stimmung von bleierner Gefühlskälte und von Gefangenheit." [nachtkritik.de]  
Da muss ich leider zustimmen. Bleiern war für mich der Abend, irgendwie blutleer.



1pt
 
29.06.2017
Pfauen Kammer
Tobias Herzberg
"Muttermale Fenster blau von Sasha M. Salzmann

Es ist Winter, irgendwo im Wald, ein Junge überrascht einen Mann mit seinem Besuch. Als er behaupte, der Mann sei sein Grossvater, reagiert dieser schroff und abweisend. Irgendwo in der Stadt: Ein Paar schirmt sich von der Aussenwelt ab. Leo ist Maler. Lena nimmt ihm den Pinsel ab und malt die Fenster dunkel. Die Suche nach Herkunft und Identität führt zu ungeahnten Begegnungen und Entdeckungen." [Schauspielhaus]
Intensives Spiel auf engstem Raum. Leider ist für mich die Tonqualität kaum erschwinglich...


14.07.2017
Opernhaus
Cesare Lievi
Il barbiere die Siviglia von Gioachino Rossini

"Liebe, List und Geld – das sind die Zutaten, aus denen Gioachino Rossini seine populärste Opera buffa Il barbiere di Siviglia gemixt hat. Die Geschichte geht so: Zwei junge Leute lieben sich (der Graf Almaviva und Rosina), zwei Alte versuchen, diese Liebe zu hintertreiben (Rosinas Vormund Dr. Bartolo, der es auf ihre Mitgift abgesehen hat, und der Intrigant Don Basilio), ergänzt von einem gewitzten Kopf, der sich nicht nur mit Frisuren bestens auskennt, sondern auch in Liebesangelegenheiten als allererste Adresse gilt (Figaro). Seit der Uraufführung von 1816 hat Rossinis Komödie, die auf Beaumarchais’ gleichnamigem Theaterstück basiert, nichts von ihrer Frische eingebüsst. Unmöglich, sich der rhythmischen Sogkraft, den Crescendo-Spiralen, den irrwitzigen Ensembles oder Arien-Highlights wie Figaros Zungenbrecher Largo al factotum zu entziehen"
[Opernhaus]
Dank Laufschrift erschliesst sich die dazugehörige Musik wunderbar.  Bühnenbild: Mario Botta