Saison 2016_2017
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29.09.2016
Schiffbau Halle |
Stefan Pucher
Antigone, nach Sophokles
"Kreon, der neue König von
Theben, erlässt ein Verbot, wonach der tote Polyneikes nicht
bestattet werden dürfe, weil er das Vaterland verraten habe.
Der Versuch, ihn zu bestatten, soll mit dem Tod geahndet
werden. Doch Antigone stellt ihr eigenes Gewissen über das
Gesetz und glaubt, den Göttern mehr gehorchen zu müssen als
den Menschen. Sie beginnt die von den Göttern
vorgeschriebenen Rituale, wovon ihre Schwester Ismene sie
vergebens abzubringen versucht. Nachdem Antigone ihrem
Bruder durch eine symbolische Bestattung den Einzug in den
Hades ermöglicht hat, wird sie von einem Wächter entdeckt.
Dieser führt Antigone zu Kreon und berichtet ihm, was
Antigone getan habe. Die Frage Kreons an Antigone, ob der
Wächter die Wahrheit gesprochen habe, bejaht sie. Sehr
tapfer behauptet Antigone, das vor den Göttern Richtige
getan zu haben. Sie sei bereit, für ihre Tat vor dem Gesetz
zu büßen. Gleichzeitig versucht Ismene, sie in Schutz zu
nehmen, und will sie nicht alleine in den Tod schicken.
Deshalb ist sie bereit, vor Kreon zu behaupten, dass sie
über Antigones Pläne Bescheid gewusst habe. Doch Antigone
lehnt ihr Angebot ab.
Kreon verurteilt Antigone zum Tode durch Begraben bei
lebendigem Leibe, obwohl sie die Braut seines Sohnes Haimon
ist. Ihr wird genug Nahrung gegeben, um Sühne zu zeigen,
sodass sie wieder freigelassen werden kann. Haimon ergreift
für Antigone Partei, indem er seinem Vater Kreon Starrsinn
vorwirft. Beide trennen sich im Streit. Als der Seher
Teiresias jedoch Kreon den Tod innerhalb der eigenen Familie
prophezeit, lenkt dieser ein. Doch es ist bereits zu spät:
Antigone, in einem irdischen Verlies eingesperrt, hat sich
dem Hungertod durch Suizid entzogen, woraufhin auch Haimon
den Freitod wählt. Als seine Mutter, Kreons Frau Eurydike,
davon hört, begeht sie ebenfalls Selbstmord. - Kreon
erkennt, dass die Verantwortung bei ihm und die Schuld in
seiner Hybris liegt."[wikipedia.org]
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Grosses Bühnenspektakel in der Halle mit guter Live-Musik. Der Transport
ins Heute gelingt nicht, zu trivial und auch unverständlich die Texte. Und: Warum trägt Antigone
im Kerker Hotpants, die auch nach dem Hungertod noch blütenweiss sind? |
28.10.2016
und
11.03.2017
Pfauen |
Bastian Kraft
Homo Faber - nach Max Frisch
Einen Mehrwert zum Roman schafft Regisseur
Bastian Kraft in seiner Zürcher Adaption, indem
er die Perspektive der Frauen auf diesen
selbstgerechten Mann einnimmt. Frostiger als
noch Sam Shepard in Volker Schlöndorffs
Verfilmung aus dem Jahr 1991 kommt dieser
Zürcher Faber rüber. Und weniger facettenreich
als die Romanfigur, deren Weltbild immerhin
gegen Ende ins Wanken gerät. In dem kalten,
seelenlosen Bühnenbild (Peter Baur) sind die
beherrschenden Farben Schwarz und Weiss, denn in
mehr Farben weiß dieser Faber nicht zu denken.
Die Frauen, die ihn bei seiner One-Man-Show
beobachten – etwa Miriam Maertens als Geliebte
Ivy und singendes Showgirl im Glitzerkleid –
werden von ihm mit den typischen Frisch-Sätzen
einschubladisiert, während er seine
Laufbandkilometer abläuft, oder das Leben hinter
einer Filmkamera beobachtet.
Unter dieser weiblichen Beobachterperspektive
wird aus diesem Machertyp Faber ein lächerlicher
Hamster im Laufrad. Die Mutter Sabeths, Fabers
Jugendliebe Hanna (Lena Schwarz), sitzt wie eine
Richterin hinter einem kleinen Tisch am
Bühnenrand. Mit gesammelter Gefasstheit schaut
sie der inzestuösen Liebesgeschichte zu und
stellt zu Fabers Schwarz-Weiß-Malerei die
richtige Frage: "Was hast du mit dem Kind
gehabt?" Fabers Version der Geschichte glaubt
sie nicht. [Nachtkritik.de]
Eine herausragende Inszenierung mit einem
Super-Schauspiel-Ensemble. Weltklasse: Matthias
Neukirch als Faber und Lena Schwarz als Hanna!
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29.10.2016
Pfauen |
Stephan Kimmig
Dogville, nach dem Film von Lars von Trier
Lars von Trier erzählt in seinem Film „Dogville“ (2003) eine moderne
Passionsgeschichte und eine Parabel über Rache und Moral, die zeigt, was
die plötzliche Macht über einen fremden Menschen in einer Gemeinschaft
auslösen kann. Inspiriert wurde er zu diesem Stoff unter anderem von
Friedrich Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“.
[Schauspielhaus.ch]
„Kimmig hält sich strikt an Lars von Triers Textvorlage, verzichtet auf
schockierende Demütigungsszenen, auf Assoziationen zur aktuellen
Flüchtlingsthematik, schafft wohltuende Distanz. Es ist ein direktes,
leises Spiel ohne moralisierende Aussagen und
Weltverbesserungs-phantasien, klar strukturiert mit wenig Zwischentönen.
Die Figuren geben sich sperrig, verbergen ihre wahre Emotion-alität. Nur
der Erzähler sorgt mit seinen akrobatischen und clownesken Auftritten
für etwas Heiterkeit. Eindrücklich ist die Schlussszene, in der Grace
und ihr Vater über das Wesen von Macht und Gnade diskutieren, bis sie
sich entscheidet, alle Bewohner, die sie erniedrigt, versklavt und
vergewaltigt haben, abknallen zu lassen. Alle Schauspieler (darunter
auch drei Kinder) verdienen grosses Lob für ihr differenziertes,
packendes Rollenspiel. Katja Bürkle als Grace findet das richtige Mass
zwischen Kalkül, Widerstand und Anpassung, Nils Kahnwald schlüpft
gekonnt in verschiedene Rollen als Erzähler, Polizist, Gangster und Bube
Moses, Edmund Telgenkämper als Tom Edison, der sich Schriftsteller
nennt, entpuppt sich als feiger Moralist und Liebhaber. Geboten wird
insgesamt eine gelungene, inspirierende Inszenierung und grossartige
Schauspiel-kunst.“ [seniorweb.ch]
Sehr gut! Inszenierung und
Schauspielensemble überzeugen voll! |
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03.11.2016
Pfauen, Kammer |
Barbara Falter
Der thermale Widerstand von Frdinand Schmalz
(Uraufführung)
„wir sind schon lang auf kur. wir stehen sozusagen unter kuratel. die
sorgen machen sich die anderen. wir sind umsorgt und das nicht schlecht.
es gibt ein breites angebot an kuranwendungen. dampfbäder und massagen
aller art. hier lässt man sich verwöhnen, hier kann man sich vergessen.
und mit sich selbst vergisst man auch die sorgen, die diese aussenwelt
uns machen könnte. heut kaufen wir uns ausnahmsweise eine zeitung, nur
um das kreuzworträtsel aufzulösen. dann geht es wieder in die heissen
schwefelbäder. kann sein, dass wir uns darin selbst auflösen, porentief
gereingt und total erholt. nur manchmal kommt es vor, dass dumpf ein
lärm von draussen in die badehallen dringt, verhallt dann aber wieder
schnell. das merkt sogar der lärm, dass hier sein stören gänzlich
unerwünscht ist. doch heute scheints, liegt etwas in der luft. es ist
der dampf durchschnitten von dem lärm. die ruhepause macht heut selber
pause. und weil der lärm auch in uns drinnen jetzt zu hallen noch
beginnt, der hallt da nach in uns, ist plötzlich eine unruhe auch in uns
drin, ein unbehagen, unwellness, dabei ist uns entspannung doch
versprochen worden. es zittern uns die hände selbst bei 35 grad, weil es
noch immer lärmt da in uns drin. und zitternd greifen wir drum nach der
zeitung jetzt, schlagen sie auf: es ist ein umbruch grad im gange, ein
politischer, in diesem land, um das kurbad aussen rum.
[Ferdinand Schmalz]
Kann, muss aber nicht sein. Nette Inszenierung, mehr aber nicht. Das
Thema ist etwas gar weit her geholt... |
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20.11.2016
Alte Kirche
Boswil |
Meisterkonzerte 2016
Calmus Ensemble Leipzig: "Klangreise"
"Die Musiker sind bestrebt, immer wieder neues Repertoire zu entdecken.
Da sie alle gross geworden sind in der vielhundertjährigen Tradition
grosser deutscher Knabenchöre sind sie natürlich in der Vokalmusik der
Renaissance, des Barock und der Romantik zhu Hause, aber Musik unserer
Zeit ist ihnen ebenfalls ein echtes Anliegen."
[Programmheft]
"Don't worry, be happy" als wunderschön arrangierte A capella-Version war
der Schlusspunkt! |
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27.11.2016
Kreuzkirche
Zürich |
Züricher Singkreis
mysterium - ein Weihnachtskonzert
Mit Amadine Beyer und Les Cornets Noirs
Leitung: Tobias Arb
HEINRICH I.F. VON BIBER (1644 –
1704)
Mysteriensonaten: Verkündigung,
Dornenkrone, Auferstehung
MICHAEL PRAETORIUS (1571 – 1621) Magnificat per omnes
versus super ut re mi fa sol la
CRISTÓBAL DE MORALES (1500 – 1553) Regina coeli laetare
JOSQUIN DESPREZ (†1521) O virgo virginum
CLAUDIO MONTEVERDI (1567 – 1643) Sonata sopraSancta
Maria ora pro nobis |
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02.12.2016
Pfauen, Kammer |
Lily Sykes
Das Gelübde von Dominik Busch (Uraufführung)
"Tim, ein junger Arzt, fliegt zurück nach Europa, nachdem er fünf Monate
in einer Krankenstation einer afrikanischen Grossstadt tätig war. Das
Flugzeug, in dem er sitzt, stürzt ab. Während des Sturzflugs legt Tim
ein Gelübde ab: wird er überleben, geht er für immer zurück nach Afrika.
Dem Piloten gelingt eine Notwasserung und nun steht Tim vor der
Entscheidung: Soll er seinem Gelübde Folge leisten oder sein altes Leben
in Europa wieder aufnehmen? Der junge Schweizer Autor Dominik Busch
stellt in seinem Stück in einer experimentellen Erzählform die Frage
nach dem Vorhandensein einer nicht rationalen, geistigen Kraft und nach
den Werten, auf deren Basis wir Entscheidungen treffen. Es ist eines der
drei Gewinnerstücke der Autorentheatertage des Deutschen Theaters
Berlin." [Schauspielhaus]
Ein ganz starkes Stück mit präziser
Sprache - chapeau Dominik Busch! Sehr gut inszeniert mit vier
hervorragenden Schauspieler/innen.
Ein Theaterstück, das nicht in der Schublade verschwinden wird! |
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06.12.2016
Pfauen |
Gísli Örn Garðarsson
Die Verwandlung - nach Franz Kafka
„Zwei Welten: Im Untergeschoss der zweistöckigen Bühne ist alles wie immer:
alltäglicher Frühstücksmief. Mutter und Tochter adrett, der Vater mit dem Gestus
des Familienoberhaupts, bescheidene Biederkeit, eine etwas verhuschte, stumme
Gewohnheitsbehaglichkeit. Im Zimmer darüber aber ist die Welt aus dem Lot: Der
Raum verrückt, um 90 Grad gekippt, sodass man seinen Bewohner, Gregor Samsa,
dort eingenistet, eingesperrt, meist aus der Draufsicht erlebt.
Zugegeben, kein schlechter Einfall, wenn es um die Frage der Fragen geht: Wie
stellt man auf der Bühne dar, was dank der virtuosen Erzählkunst Kafkas im
Prosatext unausgesprochen, uneindeutig bleiben kann: hat tatsächlich eine
körperliche Verwandlung stattgefunden oder ist alles nur ein böser Traum,
Einbildung, Fantasie? Wessen Realitätsverhältnis ist gestört: Gregors – oder das
der Familie?“ [Deutschlandfunk]
In den Kritiken nicht nur gut weggekommen - wieder einmal, weil Kritiker/innen
es besser wissen, was Kafka uns mit diesem Text sagen wollte. Für mich eine
originelle und doch auch naheliegende Interpretation. Starker Oberturner
Claudius Körber! |
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10.12.2016
St. Anton Wettingen |
Hector Berlioz (1803-1869) `Enfance du Christ´
Oratorium für Solisten, Chor und grosses Orchester
Ein selten
aufgeführtes, stimmungsvolles und aufwühlendes Werk von Hector Berlioz.
Dem Untertitel „Geistliche Trilogie“ entsprechend werden die biblischen
Ereignisse in drei Abschnitten erzählt: Der Traum des Herodes – Die
Flucht nach Ägypten – Die Ankunft in Sais.
Das ca. 90 Minuten dauernde Oratorium wird mit einem grossen Orchester
aufgeführt, mit dem Kammerorchester K65, ergänzt durch
Instrumentalsolisten, .
Mit vielfältig wechselnder Musik schildern das Orchester, die
Gesangssolisten und der Chor in spannender Abfolge die einzelnen Szenen:
Die wahnhaften Albträume des Herodes in düsteren Kadenzen – den
Patrouillengang der römischen Wächter mit stampfenden Rhythmen – der
Chor der Wahrsager schliesst in wilden Kadenzen mit der Aufforderung zum
Kindermord – abrupt dann der Übergang in ein inniges, ruhiges
Zwiegespräch zwischen Maria und Joseph – dann erklingt von oben herab in
himmlischen Klängen der Engelschor mit der Aufforderung zur Flucht – in
tragenden Melodien verabschiedet der Hirtenchor (Keimzelle des ganzen
Oratoriums) die Heilige Familie – die Rast unterwegs endet in einem
sanften Halleluja – im Duett bitten Joseph und Maria um Herberge, werden
als Fremdlinge mit rüden Drohungen abgewiesen – die Verzweiflung der
Familie kommt in hektischen Phrasen zum Ausdruck – endlich doch eine
Unterkunft bei einem einfachen Zimmermann – der Abend dieses glücklichen
Tages endet in gemeinsamem Musizieren, ausgedrückt durch ein wunderbares
Trio für Harfe und zwei Flöten (dieses herrliche „kleine Konzert im
Konzert“ ist ein tief emotionaler Glanzpunkt und allein schon den Besuch
dieses Werkes wert!) – mit ruhigen, entspannten Melodien geleitet die
Gastfamilie die drei Flüchtlinge ins Nachtlager – mit einem kunstvollen
Epilog, gesungen vom a cappella Chor, endet das Werk mit einer Mahnung
zu Demut und Barmherzigkeit, zu tiefer, reiner Liebe, die allein zum
Himmel führt, in einem innigen, tiefberührenden Pianissimo. |
k65 mit Felix, Dominik, Manuela, Elisabeth, Marianne und Alexandra
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14.12.2016
Pfauen |
Barbara Frey
"Frau Schmitz von Lukas Bärfuss (Uraufführung)
Als die Existenz der Firma auf dem Spiel steht, weil die Zulieferer in
Pakistan wegbrechen, wäre Frau Schmitz die ideale Person, um die Firma
zu retten. Jedoch: ist Frau Schmitz wirklich eine Frau? In
Männerkleidung absolviert sie erfolgreich ihre Geschäftsreise, doch nach
ihrer Rückkehr in die Firma gerät allmählich alles aus den Fugen. Wer
ist Frau Schmitz eigentlich? Welche Kleidung passt zu ihr? Und was für
Erwartungen hat ihre Umgebung an sie, als Ehefrau, als Arbeitskollegin,
als Konkurrentin?" [Schauspielhaus]
Michael Feller von der
Berner Zeitung ist
beeindruckt, "wie Bärfuss Themen wie Geschlechteridentität und falsche
Toleranz mit Leichtigkeit und Witz auf die Bühne stellt". Barbara Frey
führe mit einfachsten Mitteln Regie. "Szene um Szene wird das
involvierte Personal per Scheinwerfer hervorgehoben. Viel mehr passiert
nicht. Das wirkt gegen Ende der 100 Minuten etwas statisch, funktioniert
aber dennoch." Weil Bärfuss seinen Figuren glasklare, dichte und
wohlformulierte Sätze in den Mund lege – "und die Schauspieler ihre
Rollen so gut verinnerlicht haben, dass sie auch sitzend die nötige
Spannung halten".[In nachtkritik.de]
Mir ging es auch so: "Die
Schauspieler füllen ihr textliches Requisitendasein mit maximaler
Komödiantik, allen voran der hinreißend trockene Markus Scheumann. Aber
aus der Anekdote eine gute Geschichte machen, können sie auch nicht."[Nachtkritik.de] |
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05.01.2017
Schiffbau Box |
Sebastian Nübling
InFormation von Guy Krneta
„Spoken-Word-Autor Guy Krneta und Regisseur Sebastian Nübling haben die
herrschende Medienkrise zum Anlass genommen, unter dem Titel „In
Formation“ einen facettenreichen Theaterabend über den viel diskutierten
Medienwandel zu gestalten. Dazu haben sie in Redaktionsstuben
recherchiert, Medienexperten und Verleger befragt. Entstanden ist ein
unterhaltsames Themenstück, das die Krise der Medien und des
Journalismus aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und
hinterfragt. Geboten wird keine trockene Analyse, sondern eine mit viel
Witz und Humor gestaltete Auslegeordnung über die Malaise der
klassischen Medien. Mit von der Partie sind die Zuschauer und wechselnde
Live-Gäste, die zwischendurch über ihr Medienverhalten und ihre Sicht
des Medienwandels befragt werden.“ [seniorweb.ch]
Gute Inszenierung - die Frage, ob Printmedien in Zukunft wie das
Schweizer Fernsehen oder auch Kulturstätten staatlich unterstützt werden
sollen wird wohl schon bald in den Fokus rücken. |
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07.01.2017
Pfauen |
Meret Matter
Der Teufel mit den 3 goldenen Haaren
(Grimm-Märchen)
Dem Teufel seine drei goldenen Haare stehlen, eine unmögliche Aufgabe?
Nicht für Felix, der mit einer Glückshaut geboren wird und die
Weissagung erhält, eines Tages König zu werden. Der jetzige König
regiert grausam und gemein. Er wettet, dass er in Bösartigkeit sogar den
Teufel übertreffen könne. Mit der Musik der Band Schtärneföifi und in
der Bearbeitung von Meret Matter und Stefanie Grob wird das Märchen zu
einer abenteuerlichen Geschichte darum, ob es den beiden Kindern
gelingt, mit Selbstvertrauen, Talent und Mut die Welt zu verändern. Nach
dem Erfolg von „Die Odyssee für Kinder“ sind Schtärneföifi zum zweiten
Mal in der Regie von Meret Matter im Pfauen zu erleben."
[schauspielhaus.ch]
„Es ist eine grossartige Bearbeitung eines wunderlichen Grimm-Märchens.
Die Berner Autorin Stefanie Grob, Regisseurin Meret Matter und die
Zürcher Kinderrockstars Stärneföifi machen spannendes Theater mit
richtig guter Musik. Im Publikum zeigen sich die Kinder nach den zwei
Stunden inklusive Pause gleichermassen begeistert („Zu-ga-be, Zu-ga-be!“)
wie ihre Beglei-tungsberechtigten.“ [Berner
Zeitung]
Sehr gut finde ich die Mischung zwischen "altem Märchen" mit den
entsprechenden Kostümen und den sehr guten, Hochdeutsch sprechenden
Schauspieler/innen des Schauspielhauses und den frechen Mundart
sprechenden "Volk", inkl Königstochter. Sehr gute Inszenierung, sehr
gute Musiktruppe "Stärneföifi", sehr gute Bühnenbilder, einfach supergut
gelungen!
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13.01.2017
Schiffbau |
René Pollesch
High( du weisst wovon)
"Autor und Regisseur René Pollesch schreibt moderne Komödien, die
grossen Sprachwitz und Theorie miteinander verweben. Im Wechsel mit
sogenannten Clips, in ständigem selbstverständlichen Rollentausch sowie
mit der Unterstützung eines Damensprechchors befragt das Ensemble
Phänomene aus Alltag, Liebe und Arbeit in Zeiten des Kapitalismus. Mit
dem Ensemble des Schauspielhauses Zürich entwickelt René Pollesch
bereits die siebte Arbeit." [Schauspielhaus.ch]
"Trotz Hilfestellung durch Live-Video – die Spielanlage hat etwas
Beliebiges, auch etwas Angestrengtes." Der Abend verliere dadurch an
Dringlichkeit, "es scheint, Pollesch kommt besser zur Wirkung in der
frontalen Konfrontation, wenn seine Gedanken und Argumente richtig aufs
Publikum knallen." In diesem Rundumlauf verliere der Abend – auch an
intellektueller – Präsenz."[SRF]
Dann wäre da noch die Tonanalge, die zum wiederholten Mal in der Halle
nicht genügt: Dröhnend die Musik aus den Boxen, kaum verständlich die um
ihr Verständnis schreienden Schauspieler/innen. Und aus der Hörhilfe
gibt's hie und da ein Schnarren, sonst nichts. Schade. |
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26.01.2017
Pfauen |
Karin Henkel
Onkel Wanja von Anton Tschechow
"Wie ein Parasit nistet sich der despotische, pensionierte Professor
Serebrjakow mit seiner neuen, schönen Gattin Jelena auf dem Landgut
seiner verstorbenen Frau ein, denn das Leben in der Stadt ist zu teuer
geworden. Seine Tochter Sonja und ihr Onkel Wanja, der Bruder der
Verstorbenen, arbeiten seit etlichen Jahren hart für den Erhalt des Guts
und ertragen die dortige Einöde nur schwer. Wanja hat zudem die Hälfte
seiner Lebenszeit mit dem Lektorieren der vermeintlich weltbewegenden
Kunsttheorien des Professors verbracht. Als sich diese nun als
vollkommen unbedeutend entpuppen und Serebrjakow zudem eröffnet, das Gut
verkaufen zu wollen, um seinen Alterssitz zu finanzieren, sorgt Wanjas
schmerzhafte Desillusionierung für eine Eskalation. Er begeht einen
Mordversuch, um sich endgültig aus seiner sinnentleerten Abhängigkeit zu
befreien. Vergeblich. Wanja schiesst daneben. Keine Aussicht auf
Veränderung. „Bilder aus dem Landleben“ untertitelte Tschechow 1896 sein
Stück, heute könnte es auch „Mosaik einer Depression“ heissen."
[schauspielhaus.ch] |
Regie, Bühnenbild und Schauspieltruppe: einfach super!
Zwei Stunden tiefste Depression kann man wohl kaum herzerwärmender
inszenieren. Ein zweiter Besuch unterstreicht diese
Einschätzung nochmals! |
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"Meisterhaft führt Henkel sie alle auf dem Grat von Komik und Tragik,
jeden Moment droht der Absturz auf die eine Seite oder andere Seite,
stets wird er gerade noch umgangen. Man lacht, dabei ist alles
jämmerlich. Und dafür sind die Spieler unglaublich genau geführt, das
Spiel von Anziehung und Abstossung läuft genauso wie mit Worten wie
Gesten, Blicken und Körpern. Umarmungen sind hier immer auch
Ringkämpfe.“ Thurgauer Zeitung] |
08.02.2017
Pfauen |
Lambchop
Kurt Wagner, vocals & band
"Mit knapp 57 Jahren hat der Musiker aus Nashville sich und sein
musikalisches Vehikel namens Lambchop nochmals komplett neu erfunden.
Für sein neues Album namens „Flotus“ hat er sich mit zwei Zielsetzungen
ins Studio begeben: Ein Album aufzunehmen, das seiner Frau Mary gewidmet
ist, bzw. ihr möglichst gefallen solle, und zweitens, ein Album
aufzunehmen, das mehrheitlich mit seiner Stimme als Hauptinstrument
aufgenommen werden würde. Also hat er seine Stimme gesampelt,
bearbeitet, verstellt, Beats daraus gebastelt, Prozessoren, Filter,
Sequenzer, alles mit seiner Stimme gefüttert. Dann kamen die
Bandkollegen und haben ihren Teil dazu beigetragen. Entstanden ist so
ein wagemutiges, ein neuartiges Lambchop-Album, das aber natürlich immer
noch nach Lambchop klingt. Am 8. Februar stellt die Band es live in
Zürich vor – im Schauspielhaus im Rahmen von „pfauen:sounds“."
[schauspielhaus.ch]
Sehr schönes Konzert, noch schöner wäre es gewesen, wenn die Musiker
etwas mehr "Ausgang" gehabt hätten. Fast alles im Dienste des
Meisters... |
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03.03.2017
Pfauen |
Alvis Hermanis
Mademe de Sade
"Das Stück ist ein Skandal und es handelt vom Skandal eines Menschen,
der seine Triebe auslebt, der das „Unbehagen in der Kultur“ nicht
hinnehmen will. Es ist ein spätes Stück des japanischen Autors Yukio
Mishima, das 1965 geschrieben und mit grossem Erfolg auch ausserhalb
Japans aufgeführt wurde.
Das Stück spielt im Salon der Madame de Montreuil, wo die Damen auf den
Marquis de Sade Bezug nehmen, der derweil die Pariser Bordelle
frequentiert. Der Dialog entfaltet die Spannungen zwischen den Frauen,
die sich – jeweils unterschiedlich – auf den Marquis, diesen abwesenden
Mittelpunkt, beziehen. Sie erleben indirekt dessen Leidenschaften.
„Hinter der Eiseskälte lodernde Glut ahnen lassen“ lautet die Anweisung
von Mishima. Renée, die Titelfigur des Stücks, kämpft ihr Leben lang um
die Freilassung ihres Gatten, des Marquis de Sade, aus dem Gefängnis.
Ihre Mutter dagegen verteidigt das Realitätsprinzip der gegenwärtigen
Gesellschaft, das Recht und Gesetz des Ancien Régime."
[schauspielhaus.ch]
Die Inszenierung ist von Kritikerseite vernichtend beurteilt worden. Ich
fand den ersten Teil durchaus gelungen - das Erschrecken ob der eigenen
Reaktion beim Anhören von Sades Abscheulichkeiten hat funktioniert. Dass
das Stück das Einschlafen begünstigt, haben meine beiden Nachbarn
eindrücklich bewiesen... |
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15.03.2017
Pfauen Kammer |
Sophia Bodamer
Der Junge, den es nicht gab nach Sjon
"Die Welt von Máni Steinn, einem 16-jährigen Waisen, gehört dem Film,
dem Stummfilm. Während 1918 der Erste Weltkrieg zu Ende geht und Island
die Unabhängigkeit erhält, sitzt der Junge, wann immer es ihm möglich
ist, im Kino. Sein Geld verdient er als Stricher für homosexuelle
Freier. Er lebt in ständiger Angst, da Homosexualität zu dieser Zeit
verboten ist und rigoros bestraft wird. Als ihm eines Tages die etwa
gleichaltrige Sóla Guðb auf ihrem Motorrad erscheint, ist er fasziniert
von dem Mädchen und von ihrer Überzeugung, dass es sich lohnt, für seine
Leidenschaft zu kämpfen. Sóla wird für Máni zur Verkörperung seines
Filmidols Musidora.
Der isländische Autor Sjón erzählt vor dem historischen und politischen
Hintergrund Islands eine packende, bildgewaltige, manchmal ins
Traumhafte abgleitende Geschichte eines Aussenseiters und seiner
Leidenschaft.
Michael Neuenschwander bringt diese Geschichte, die er gemeinsam mit der
Regisseurin Sophia Bodamer für die Kammer erarbeitet hat, auf die
Bühne." [schauspielhaus.ch] |
Ein eindrücklicher, nicht alltäglicher Text, sehr gut vorgetragen!
Theater? Doch wohl eher eine auswendig und ausgezeichnet
vorgetragene Zusammenfassung des Buches.
Unbedingt das Buch kaufen & lesen! |
17.03.2017
und
25.04.2017
Pfauen
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Alize Zandwijk
Die Wildente von Hendrik Ibsen
"Ein somnambules Spiel der Verfehlungen inmitten
der dunklen Raumkomposition – halb Dachboden,
halb hoch aufragender Luftschutzbunker –, die
Thomas Rupert in den Pfauen des Schauspielhauses
Zürich gebaut hat.
Die geräumige, entortete Halbwirklichkeit des
Arrangements passt bestens zu Henrik Ibsens
"Wildente". Es ist das Stück der wabernden
Lebenslügen. Im Zentrum: das Haus der Familie
Ekdal, wo schiefe Selbstwertfantasien unter der
Glasglocke gezüchtet werden. Großvater Ekdal,
einst ein Leutnant, saß wegen eines
Wirtschaftsskandals Jahre hinter Gittern. Jetzt
greift ihm sein ehemaliger Geschäftspartner
Werle (der sich im Skandal auf dubiose Weise
schadlos halten konnte) finanziell unter die
Arme (was keiner wissen darf). Um sich nicht dem
Desaster seines Niedergangs zu stellen, geht
Ekdal regelmäßig auf den Dachboden Kaninchen
schießen, als sei er noch der wackere Bärentöter
von einst.
Ekdals studierter Sohn Hjalmar, der mit Werles
Kurzzeitaffäre Gina verheiratet wurde (die
Vorgeschichte ist ihm wiederum verborgen),
verdingt sich leidlich als Fotograf und bastelt
in seiner Freizeit an einer bahnbrechenden
"Erfindung", die den Ruf der Familie
wiederherstellen soll. Allein es mangelt ihm an
"Eingebung". Derweil pflegt Hjalmars Tochter
Hedvig eine angeschossene, flugunfähige
Wildente. Dass diese Ente das Symbol der
desolaten Zustände bei Ekdals ist, betont Werles
Sohn Gregers, wenn er antritt, das ganze
Gestrüpp aus Kleinstillusionen zu roden.[nachtkritik.de]
Wieder einmal: Hervorragende Schauspielertruppe,
auch die Inszenierung gefällt mir sehr! Beim
zweiten Besuch fällt mir die hervorragende
Musikerin erst so richtig auf!
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21.03.17
Gran Teatre
del Liceu
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Rigoletto von
Giuseppe Verdi
"Rigoletto ist eine Oper von
Giuseppe Verdi, die 1851 am Teatro La Fenice in Venedig
uraufgeführt wurde. Das Libretto stammt von Francesco Maria
Piave und beruht auf dem Melodrama Le roi s’amuse von
Victor Hugo (1832). Die Oper wurde zunächst von der Zensur
beanstandet; Verdi und Piave mussten daher unter anderem den
ursprünglich vorgesehenen Titel La maledizione (Der
Fluch) ändern sowie den Schauplatz von Paris nach Mantua
verlegen. Die für Verdi wesentlichen Elemente, wie die
verkrüppelte Hauptfigur Rigoletto und der Sack, in den
dessen sterbende Tochter gesteckt wird, blieben jedoch
erhalten.
Die Oper gilt als das erste Meisterwerk Verdis und
begründete dessen Weltruhm.Verdi selbst hielt Rigoletto
für eines seiner gelungensten Werke und im Unterschied zu
anderen Verdi-Opern gibt es keine Überarbeitungen oder
Neufassungen. Rigoletto war schon bei der
Uraufführung ein überwältigender Erfolg und wurde in den
nächsten Jahren an fast allen europäischen Opernhäusern
gespielt."
[wikipedia]
Eine sehr starke Inszenierung
mit hervorragenden Solist/innen, mit perfektem Männerchor
und Orchester. Auf den Plätze der 4. Kategorie mit "60%
Bühnenblick" im zweiten Stock waren wir in der ersten Reihe
nahe am Orchester und der Bühne. Ein Erlebnis!
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23.03.17
Palau
de la
Musica |
La Traviata von
Giuseppe Verdi
"La traviata für Die vom
Wege Abgekommene ist eine
Oper von Giuseppe Verdi (Musik) und Francesco Maria Piave
(Libretto) nach dem Roman Die Kameliendame (1848),
den der Autor Alexandre Dumas der Jüngere im Februar 1852
auch als Schauspiel auf die Bühne gebracht hatte. Die Oper
wurde am 6. März 1853 im Teatro La Fenice in Venedig
uraufgeführt und fiel zunächst beim Publikum durch, bevor
sie überarbeitet zu einer der erfolgreichsten Opern der
Musikgeschichte wurde.
Wie zuvor in Rigoletto und Il trovatore
stellte Verdi eine von der Gesellschaft geächtete und
abgelehnte Person ins Zentrum des Geschehens. Eine Oper über
eine Edelprostituierte (damals Kurtisane), die noch dazu an
Tuberkulose stirbt, war für die damalige Zeit eine unerhörte
Neuerung.
Die fast durchgehend auf der Bühne präsente Hauptfigur
Violetta stellt wegen der Ausdrucksvielfalt und des großen
Umfangs eine der glanzvollsten Partien für einen
dramatischen Koloratursopran dar. Viele große Sängerinnen
wie Maria Callas feierten mit ihr Triumphe."[wikipedia]
Nach der perfekten Aufführung von "Rigoletto" vor zwei
Tagen, war diese Aufführung eine leise Enttäuschung. Nur die
Sopranistin überzeugte in ihrer Rolle. Aber auch das
Orchester, das hinter den Sänger/innen spielte (!) und der
Chor waren der Sache nicht gewachsen. Kein Bühenbild,
einfach ein rechteckiger Platz, auf dem gesungen und
gespielt wurde.
Dafür ist der Saal wunderschön, er fasst 2000 Personen.
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30.03.2016
Pfauen, Kammer |
Zino Wey
Zündels Abgang nach Markus Werner
"Der Abend ist ein Geschenk: Der Autor Markus Werner, letzten Juli zu
früh verstorben, hätte ihn, man wagt die Behauptung, gemocht. Weniger
gemocht hätte er wohl Festlegungen wie diese, Zuschreibungen über seine
Vorlieben. Denn er war ja der Widerständler unter den Schweizer
Romanciers und lebte, man kann es mit den Worten eines seiner
Protagonisten sagen, im „Gefühl endgültig besiegelter Unzugehörigkeit“.
Diese Gefühlslage hat er dem unheldenhaften Titelhelden seines ersten
Romans, „Zündels Abgang“ (1984), mitgegeben – Konrad Zündel leidet an
seinem Lebensgefühl wie an einer allen Sinn zersetzenden Weltenbürde. In
der kleinen Kammer des Schauspielhauses Zürich ist dieser Zündel,
Zündler, Zünsler wiederauferstanden. Er lebt hier fort in Bild und Ton
und in der schmalen, körperlosen Schattenfigur des Schauspielers Fritz
Fenne. Auch er ist ein Geschenk und widmet dem Autor ein Andenken, denn
die Inszenierung hält sich, genügsam, nur am Besten fest: an Markus
Werners hochpoetischen Sätzen.
Die präzise, sparsame Bühnenfassung von Zino Wey und Gwendolyne
Melchinger findet den akkuraten Ton, die tonlose Schärfe und die
permafrostige Schauspielerführung, die der Autor für seine Hauptfiguren
vorgesehen hat.“ [NZZ]
Sehr gut, dass die Sprache von Markus Werner übernommen wurde. Ich hätte
mir eine etwas bedächtigere, (schweizerische) Sprechweise gewünscht. Mir
schien, als wollte man in den anderthalb Stunden möglichst viel Text
unterbringen. Vielleicht liegt das aber auch nur an meinem
eingeschränkten Hörvermögen und -verständnis... |
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02.05.2017
Pfauen |
Herbert Fritsch
Grimmige Märchen - Uraufführung
„Es war einmal, vor tausend und mehr Jahren, in einem alten Schloss
mitten in einem grossen, tiefen Wald…“ – So beginnen sie, die
fantastischen Geschichten der Brüder Grimm. Und alles deutet darauf hin,
dass das, was nun folgen wird, nicht aus dem Hier und Jetzt kommt und
nicht von dort, wo wir uns auskennen. Doch alles, was uns aus den
Märchen entgegenkommt, kennen wir seit Kindertagen und trotzdem ist uns
vieles davon verschlossen. Diese Geschichten öffnen Tür und Riegel: Die
von den Brüdern Grimm eifrig gesammelten und kanonisierten Märchen
führen uns in eine Welt der Fantasie, der Träume und des Wunderbaren,
des Grausamen und Bösen, des Geheimnisvollen und Schönen. Fabelwesen,
Zwerge, Geister, Hexen, sprechende Tiere, verkappte Prinzen und
versteckte Prinzessinnen, böse Stiefmütter und feige Väter versammeln
sich hier zu einer Fülle von Geschichten, die einen Zugang zu
verborgenen Schichten und Abgründen des Menschlichen freilegen.
Die Räume der Magie, des Zaubers, des Fantastischen, die im Märchen
präsent sind, sind Rückzugsraum und Gegenwelt zur Realität. Im Kampf des
Guten gegen das Böse lassen sie die Fiktion einer geordneten Welt für
einen Augenblick wahr werden. Ihre Warnung betrifft dann die Tatsache,
dass es auch ganz anders sein könnte als es ist. Die „Kinder- und
Hausmärchen“ der Brüder Grimm gelten neben der Lutherbibel als das
bekannteste und meistübersetzte Buch deutscher Sprache. Es ist schon
lange Kultur- und immer wieder Zeitgeschichte. Ein Klassiker der Welt-
und Gegenwartsliteratur.
Der Regisseur Herbert Fritsch begibt sich erstmals auf eine
theatrale Entdeckungsreise in die Märchenwelt der Brüder Grimm."
[schauspielhaus.ch]
Farbenfroh, spielfreudig das Personal, präzise und ausdrucksstark, gut! |
"Wo lebt die Poesie wirklicher als da, wo sie die Seele trifft …“
Wilhelm Grimm |
20.05.2017
ZKO-Haus
Zürich |
Spätlese,
Züricher Singkreis a capella
Jubiläumskonzert, 50 Jahre Singkreis
Unter Anderem: "Heiteres Herbarium" nach Gedichten von Karl Heinrich
Waggerl von Leopold Katt und Erich R. Sorge
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24.05.2017
Pfauen |
Sebastian Baumgarten
Herr Puntila und sein Knecht Matti von Bertolt Brecht
"Mit dem finnischen Gutsbesitzer Puntila entwarf Bertolt Brecht das
Porträt eines Kapitalisten mit zwei Gesichtern: Während seine
Menschlichkeit mit dem Grad seiner Betrunkenheit wächst, ist er nüchtern
ein Ausbeuter, der seine Untergebenen auf oft brutale und hinterhältige
Weise schikaniert. In betrunkenem Zustand jedoch zieht er seinen
Chauffeur Matti ins Vertrauen darüber, dass er es bereut, die
bevorstehende Hochzeit seiner Tochter Eva mit dem langweiligen Attaché
arrangiert zu haben – und in seinem Rausch hält Puntila ausgerechnet
Matti für den idealen Bräutigam seiner Tochter. Der standesbewusste
Matti sieht jedoch in der Klassenzugehörigkeit Evas ein unüberwindbares
Hindernis und lässt sie zu einem „Examen“ antreten – doch Eva besteht
die Prüfung zur einfachen Frau aus dem Volk nicht. Matti verlässt
schliesslich Puntilas Hof mit den Worten: „Der Schlimmste bist du nicht,
den ich getroffen / Denn du bist fast ein Mensch, wenn du besoffen.“
[schauspielhaus.ch]
Vernichtende Kritik auf nachtkritik.de. Kritiker, die wissen, wie's zu
machen wäre oder eben, wie's nicht zu machen ist. Mir gefallen die
präzisen Bilder, die Regisseur und Schauspieler/innen auf der Bühne
erzeugen. |
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31.05.2017
Pfauen |
Barbara
Frey
Jakob von Gunten nach Robert Walser
„Man lernt hier sehr wenig, es fehlt an Lehrkräften und wir Knaben vom
Institut Benjamenta werden es zu nichts bringen, wir werden alle etwas
sehr Kleines und Untergeordnetes im späteren Leben sein“, beginnt Robert
Walsers fiktiver Tagebuchroman aus der Perspektive des Internatszöglings
Jakob von Gunten, erschienen im Jahr 1909. Der Ort der Handlung ist eine
Dienerschule, in welcher die Entwicklung der Schüler nicht gefördert,
sondern verhindert wird. Die Lehrer schlafen, sind tot, scheintot oder
versteinert, ausser dem monströsen Vorsteher Herrn Benjamenta und seiner
leidenden Schwester Fräulein Benjamenta. Der Grundsatz des Instituts
lautet „Wenig, aber gründlich!“. Jakob von Gunten ist intelligent und
stammt aus bürgerlichen Verhältnissen, jedoch verfolgt er stoisch das
Ziel, eine „reizende, kugelrunde Null“ zu werden. Er führt ein
sonderbares Doppelleben, ein geregeltes und ein ungeregeltes, hochmütig
und demütig zugleich, ein ernsthafter Spieler, der seine Traumvisionen
nicht von der Realität trennt. Am Ende dieses avantgardistischen,
verstörenden Anti-Bildungsromans bleiben nur der Vorsteher des sich
auflösenden Instituts – einem entthronten König gleich – und Jakob von
Gunten übrig. Fräulein Benjamenta ist an Lieblosigkeit gestorben und die
anderen Eleven haben ihre Anstellung als Diener erhalten. Herr
Benjamenta, der sich selbst als bedrohlichen Unmenschen bezeichnet,
fühlt sich in der Gegenwart von Jakob zum ersten Mal lebendig und fleht
ihn an, mit ihm in die Welt hinaus zu ziehen. Zuletzt reiten der Herr
und sein Zögling Seite an Seite in die Wüste, ins Nichts und der
Erzähler fragt: „Und wenn ich zerschelle und verderbe, was bricht und
verdirbt dann? Eine Null.“ [schauspielhaus.ch]
"Die Leichtigkeit, die Robert Walser in
seinen Roman eingeschrieben hat, sie ist bei Barbara Frey nie zu spüren.
Im Gegenteil. Der burleske Gedanke, dass die Freiheit gerade im
bedingungslosen Dienen zu finden sein könnte, er wird erstickt, indem
die Geschichte konsequent als Dystopie erzählt wird: Im Bühnenbild, im
langsamen Rhythmus und im gedrechselten Spielstil erzeugt der Abend eine
Stimmung von bleierner Gefühlskälte und von Gefangenheit."
[nachtkritik.de]
Da muss ich leider zustimmen. Bleiern war für mich der Abend, irgendwie
blutleer. |
1pt
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29.06.2017
Pfauen Kammer |
Tobias Herzberg
"Muttermale Fenster blau von Sasha M. Salzmann
Es ist Winter, irgendwo im Wald, ein Junge überrascht einen Mann mit
seinem Besuch. Als er behaupte, der Mann sei sein Grossvater, reagiert
dieser schroff und abweisend. Irgendwo in der Stadt: Ein Paar schirmt
sich von der Aussenwelt ab. Leo ist Maler. Lena nimmt ihm den Pinsel ab
und malt die Fenster dunkel. Die Suche nach Herkunft und Identität führt
zu ungeahnten Begegnungen und Entdeckungen." [Schauspielhaus]
Intensives Spiel auf engstem Raum. Leider ist für mich die Tonqualität
kaum erschwinglich... |
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14.07.2017
Opernhaus |
Cesare Lievi
Il barbiere die Siviglia von Gioachino Rossini
"Liebe, List und Geld – das sind die Zutaten, aus denen Gioachino
Rossini seine populärste Opera buffa Il
barbiere di Siviglia gemixt hat. Die Geschichte geht so: Zwei junge
Leute lieben sich (der Graf Almaviva und Rosina), zwei Alte versuchen,
diese Liebe zu hintertreiben (Rosinas Vormund Dr. Bartolo, der es auf
ihre Mitgift abgesehen hat, und der Intrigant Don Basilio), ergänzt von
einem gewitzten Kopf, der sich nicht nur mit Frisuren bestens auskennt,
sondern auch in Liebesangelegenheiten als allererste Adresse gilt
(Figaro). Seit der Uraufführung von 1816 hat Rossinis Komödie, die auf
Beaumarchais’ gleichnamigem Theaterstück basiert, nichts von ihrer
Frische eingebüsst. Unmöglich, sich der rhythmischen Sogkraft, den
Crescendo-Spiralen, den irrwitzigen Ensembles oder Arien-Highlights wie
Figaros Zungenbrecher Largo al factotum
zu entziehen" [Opernhaus]
Dank Laufschrift erschliesst sich die dazugehörige Musik wunderbar.
Bühnenbild: Mario Botta
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