Saison 2011_2012 
10.10.11
Pfauen
Regie: Barbara Frey
Léonce und Lena (Georg Büchner)
 Im Königreich Popo grassiert ein „entsetzlicher Müssiggang“: Die Einwohner des Königreichs „studieren aus Langeweile, sie beten aus Langeweile, sie verlieben, verheiraten und vermehren sich aus Langeweile und sterben endlich aus Langeweile.“ Als König Peter, seinen Sohn Leonce mit der Prinzessin Lena aus dem Reiche Pipi verheiraten will, um die Königswürde nach der Hochzeit in die Hände seines Sohnes zu legen, flieht Leonce mit dem arbeitsscheuen Herumtreiber Valerio nach Italien. Gleich am ersten Abend treffen die beiden Männer auf Prinzessin Lena, ihrerseits auf der Flucht vor der Hochzeit mit Leonce, und deren Gouvernante. Leonce und Lena verlieben sich ineinander, ohne einander zu kennen. [Schauspielhaus]
Superinszenierung mit wechselnden Schaufenstern aus Zürich.
16.10.11.
Casinotheater, Basel
Charles Lloyd New Quartett
Wunderbares Konzert mit Tom ohne Ohrstöpsel. Hochkarätigen Musiker, jeder hat seinen Part.
24.10.11
Pfauen
Regie: Christof Loy
Weiter träumen (Thomas Jonigk) Uraufführung

„..einfach in Ruhe alt und weise sein zu dürfen, ohne über Alterssex nachdenken zu müssen. Aber das Stück verlangt auch eine andere Sehnsucht. Und Silvia muss herausfinden, wonach sie sich sehnt“.
[Programmheft]
Wunderbar gespielt von der 71-jährigen Silvia Fenz (Jonigk hat ihr die Rolle auf den Leib geschrieben).
Alle Donnerstagabend-Liebschaften von Karl Bockmann (der Name ist Programm) versammeln sich bei seinem Krankenzimmer. Seine Frau träumt bzw. plant den Ausstieg. Ist ihre neue Liebschaft reell oder erträumt? Tiefsinniges Theater rund ums älter werden.
28.10.11
Moonwalker, Aarburg
Aynsley Lister
Lautes, aber gelungenes Konzert. Zum ersten Mal im “moonwalker” zusammen mit Jürg Salm.
“Listers technisch beeindruckendes Gitarrenspiel und seine musikalischen Vielfalt vermischen sich mit den Einflüssen von Jimi Hendrix und Eric Clapton, bis hin zu den Stereophonics und Kula Shaker. Vom erdigen Bluesrock mit einem guten Schuss Melodie bis hin zur melancholischen Ballade, die dem Zuhörer das Herz zerreisst.”
[moonwalker]
http://www.youtube.com/watch?v=dcqos8cz7b4

07.11.11
Pfauen
Regie: Stefan Pucher
„Endspiel“ von Samuel Beckett
„…Der Regisseur ist ein Meister der millimetergenau austarierten, dabei mächtig suggestiven Bühnenatmosphä-ren. …ist eine zuvor beinahe ins Unerträgliche gesteigerte Empfindung von Absurdität. Darin blitzt etwas auf wie die existentielle Revolte in der Beklemmnis dieses Beckettspiels, das nie stehenbleibt und sich stets im Kreis bewegt, natürlich wird auch sie nicht zum Ziel führen, wo das Gestern "ein dickes Ende Elend her" ist, ein Morgen nicht existiert und das Heute sich in perman-enter Wiederholung erschöpft.“ [Nachtkritik.de]
Anstrengender Abend – Becketts Endzeitdepression ist nicht mein Ding!
14.11.11
Schiffbau
Ruedi Häusermann
Kapelle Eidg. Moos

Ein wunderschöner, feinsinniger Abend mit dem Wiederhören von vertrauten volkstümlichen Klängen/Gesängen und lüpfigem Aufspielen der Kapelle. R.H.: „Die Volksmusik bietet zu viel, als dass man sie einer einzigen Partei überlassen dürfte.“
Im Foyer spielt anschliessend Eidg. Moos zu Wienerli und Brot in vertrauter Festbankmanier.

Mitglied des Org-Komitees: Nicht schon wieder eidg. Moos am bunten Abend im Sääli!

Die drei Helden mit den Chorverstärkern, da auch hier Mitgliederschwund herrscht...
16.11.11
Stanzerei, Baden

Brun / Käppeli & Co.
KAZALPIN
Genau nach einem Jahr die zweite Tournée mit den drei weissrussischen Frauen. Perfektes Quartett um Albin Brun sorgen für meisterliche Klänge zu den balearischen Klagegesänge über ihre unbrauchbaren, meist betrunkenen Männern..

 


27.11.11
Schiffbau
Regie: Christian Stückl
Merlin

“In dieser Version der Sage von König Artus und den Rittern der Tafelrunde ist der Zauberer Merlin der Titelheld und Spielmacher. In einem reichen Panoptikum erlebt man Machtkämpfe, Ehedramen, Schlachten und schliesslich die Gralssuche selbst. Tankred Dorsts wuchtiges Stück von 1981 wurde von Christian Stückl für die Halle im Schiffbau adaptiert – als Spiel im Urwald unserer Geschichte.”
[Schauspielhaus]

Zum Teil langfädiges Spektakel (4h!) mit einem sehr guten Jirka Zett als Merlin!
11.12.11
Stanzerei, Baden
Max Lässer’s kleine Überlandorchester. Gast: Hardy Hepp
Erster Teil: das Überlandorchester mit Teilen des Programms „Igschneit“ (s. März 11). Zweiter Teil ganz im Dienste von Hardy Hepp, der mit einer grossen Präsenz seine Lieder am Flügel vorträgt.
Wunderbares Konzert in der ausverkauften Stanzerei in Baden
12.12.11
Pfauen
Regie: Tina Lanik: Der ideale Mann ( Oscar Wilde; Jelinek-Übersetzung)
Wunderbare Inszenierung mit starken Schauspielern. Grosses Gewicht auf Körpersprache und Mimik! Viele gelungene Wortspiele.
06.01.12
Royal, Baden
Tobi Tiger and the kings of Jazz
Rasanter Jazz mit hervorragendem Baumann/Käppeli/Schlegel-Trio. Der Rapper Tobi Tiger ist leider schwer verständlich und als Frontman etwas gar schwächlich…

21.01.12
St. Anton, Wettingen
Schola Cantorum Wettingensis
mit Pergolesi’s „Miserere in c-Moll
und Händel’s „Coronation Anthems“
Die Kirche zu einem Drittel gefüllt, ein müder Chor ohne Feuer und ein selbstgefälliger Dirigent. Zeit zum Aufhören!
09.02.12
Schiffbau
Regie: Lars-Ole Walburg
Lukas Bärfuss: 20000 Seiten (Uraufführung)

Als "in den Sand gesetzt"…"ranzige" Uraufführung des Stücks. Dem "Rohling" von Lukas Bärfuss, dem sie eine fragile Komik und Märchenhaftigkeit bescheinigt, konnte die Kritikerin noch einiges abgewinnen. Auch wenn sie das Stück grundsätzlich überfrachtet und daher als "sprachlich nicht richtig gebändigtes" Spiel vom Wissen und Fragen empfand. Da Bärfuss' Stück aber selber nichts wissen und nichts fragen wolle, so Dössel, verpasse es den dunklen Zauber, der grundsätzlich in dem Stoff liege*. [Süddeutschen Zeitung]
*Vergangenheitsbewältigung durch den Bergier-Bericht liegt im Verdrängen
13.02.12
Pfauen
Regie: Karin Henkel
Horvat: Geschichten aus dem Wiener Wald
Die Inszenierung zeigt, wie ein Kollektiv weltwirtschaftskrisengebeutelter Angehöriger der unteren Mittelschicht es vereitelt, dass eine von ihnen ausschert aus der ihr zugedachten Rolle. Sie lebt von "bildkräftigen Ideen" und vom "sehr genauen Hören auf Horváths Sprache". Man staune, wie viel subtile Komik die Regie auf diese Weise in dem Melodram (um eine mittellose Alleinerziehende und ihr am Ende totes Kind) freilegt, so Schulte: "Großer Jubel für einen großen Wurf." [Badische Zeitung]

 
27.02.12
Pfauen
Regie: Daniela Löffner
Dürrenmatt: Das Versprechen
Dürrenmatts "Versprechen" auf der Bühne? Daniela Löffners Zürcher Adaption ist nicht einfach der nachgespielte Abklatsch des Romans, sondern ein unter Beibehaltung der wesentlichen Elemente und unter unverfälschter Verwendung von Dürrenmatts Sprache virtuos neu komponiertes Stück, das die tiefsinnigsten Aspekte der Vorlage erst richtig zum Leuchten bringt.[Nachtkritik.de]
28.02.12
Pfauen, Kammer
Lukas Bärfuss spricht mit Freiburghaus
„Europa und Euro – wie weiter“?
Freiburghaus sieht in Europa ein nicht überlebensfähiges Konstrukt: Eine gemeinsame Währung, aber kein gemeinsames Staatenbündtnis sei absurd. Die abwartende Rolle der Schweiz sieht er positiv, da sie in einer Stellung der Stärke agieren könne: Die EU sei mindestens so auf die CH angewiesen (Einwanderung von Europäern, Alpentransit-verkehr usw.)

26.03.12
Pfauen
Regie D.D. Parizek
Goethe/Jelinek: Faust 1-3
„Da drängt es aus dem Keller auf die Bühne, besetzt Goethes Verse und kann nur grimmig lachen über Fausts Hingabeschwärmen – die Gartenszene dann zwischen Faust und Gretchen ist ein langes quälendes Spiel von An-ziehung und Abstossung, ein peinigendes Nichtgeben- und Nichtnehmenkönnen, es ist beeindruckend, wie Sarah Hostettler diese verzweifelte Polarität erspielt. Im Kerker dann ist sie bloß noch eine Marionette in Fausts Händen, er führt ihre leblosen Glieder, er spricht durch sie hindurch.
Die Texte aus Jelineks Kellerkerker entwickeln im Faust-Kontext noch einmal ihre vampirische Energie, enthüllen ihre motivische Herkunft bei Goethe und wuchern weiter, überziehen die Gretchentragödie mit ihrem vergifteten Rankwerk. "Ziehen Sie bitte selbst den Mann von all dem jetzt hier ab", höhnt FaustIn am Schluss.“
[Nachtkritik.de]

29.03.12
Pfauen, Kammer
Regie: Julia Berger
Iwan Wyrypajew: Illusionen

Zwei Paar eng befreundete  Paare: Sandra+Danny / Margret+Albert im hohen Alter. Danny spricht am Totenbett mit seiner geliebten Sandra: Dank ihr und der grossen, gegenseitigen Liebe während 52 Jahren sei er das geworden was er war. Als dann Sandra am Sterben ist, bittet sie Albert ans Totenbett und offenbart ihm ihre Liebe seit dem ersten Tag, als sie ihn gesehen hat. Da trifft Albert der Pfeil Amors, erzählt es seiner Margret, die ihm ihrerseits gesteht, dass sie seit Jahren ein Verhältnis mit Danny hatte. Als sich Albert wieder gefasst hat, merkt, dass doch Margret seine grosse Liebe ist und bleibt, hat sie sich erhängt. Was Albert 10 Jahre später an seinem Totenbett zur Einsicht bringt, dass sie doch die grosse, gegenseitige Liebe gelebt hatten – sein Herz steht still…
Wunderbares Kammerspiel…
30.03.12
Theater Basel
Ballett von R. Wherlock
Musik H Purcell: „The fairy queen“
„Genau der richtige Stoff für Ballettdirektor Richard Wherlock, um einen überbordenden choreographischen Reigen für sein Basler Ensemble zu kreieren, unter voller Hingabe an die sinnlichen Qualitäten der Musik, die vom Basler Barockorchester La Cetra sowie Sängerinnen und Sängern der Schola Cantorum Basiliensis unter der Leitung von Andrea Marcon interpretiert wird.” [Schola basiliensis]
02.04.12
Pfauen
Regie: Barbara Frey
W. Shakespeare: Richard III
.
 
In ihrem fünften Abend mit Shakespeare hat sich Barbara Frey  "Richard III." vorgenommen. Die Gegner dieses Aufsteigers, die in diesem Stück fallen wie Dominosteine, machen sich durch einen weiteren leeren Stuhl auf schiefer Ebene bemerkbar. Nur einmal ist ein wenig Blut zu sehen, als kleiner Kollateralschaden im Massnahmenvollzug, und was sonst an Körper-flüssigkeit anfällt, wird in rotzgrüne Taschentücher getupft. Das heisst nun allerdings nicht, dass Barbara Frey hier einen blutleeren Theaterabend angerichtet hätte. Im Gegenteil, so bleich und blassgrün ihr Richard auf der Bühne steht, umso heftiger brodelt die Sprache. [nachtkritik.de]
Aufwühlende, unheimliche Inszenierung mit einem hervorragenden Michael Maertens als Richard III.
07.04.12
Mellingen
Circus Monti: „Kopfüber“
“In einer vertikalen Welt, geschaffen aus Fäden, Garn und Seilen, verstricken sie sich in ihren eigenen Ideen und sind nicht sicher, ob das Ende ihres Seils nun das Ende ist oder dessen Beginn. Zweifelsohne werden aber physikalische Gesetze mit Leichtigkeit ausgehebelt: Artisten hängen kopfüber an dünnen Seilen, fallen regentropfengleich aus der Circuskuppel und wirbeln mit einer unglaublichen Grazilität durch die Lüfte. Verträumte und melancholische Szenen verzaubern und rhythmisch mitreissende Momente sorgen für starke Kontraste.”
[circus-monti.ch]
W
ieder getopt: Selten stimmig, voll von kleinen Details ist die neue Produktion der Montis, chapeau!
11.04.12
Tonhalle, Zürich
Verdi: Messa da Requiem
Singkreis der Engadiner Kantorei Zürich (Anna Jelmorini) und das Alumni Sinfonieorchester Zürich (Johannes Schlaefli)
Eindrückliches Konzert mit Riesenchor und –orchester und hervorragenden Solisten. Susli hat mitgesungen.

19.04.12
Schiffbau, Atrium und Halle
Regie: Frank Castorf
AMERIKA (Nach Franz Kafka)

„…
Die Figuren rennen über Deck, als checkten sie auf der Arche Noah ein, und verschieben Rettungsboote. Warum ist egal…“ „..amerikanischen Traum variieren: Du kannst sein, was immer du willst. Und das wäre ja auch eine Kernkompetenz des Theaters. Dieses "Amerika" aber, es will viel Bühne sein, recht viel Filmbeam, und sehr wenig Theater.“ [Nachtkritik.de] 
..und das über 4,5 Stunden. Aufwand für 2 Bühnen(!) riesig… Wie sähe wohl eine verdichtete Form aus mit weniger Klamauk und Gerenne, dafür Textpassagen, die nicht nur Staffage sind? Hervorragendes Bläserensemble, das sich beim Schluss-Applaus aber gar in den Vordergrund spielt…
30.04.12
Schiffbau
Ruedi Häusermann
Vielzahl leiser Pfiffe

Rundgang durch vier Werkstätten (Schreinerei, Tonstudio, Requisiten, Schneiderei) mit Sammeln von Tönen und Geräuschen, die anschliessend im 20-minütigen Konzert wieder aufgenommen werden.
Gute Ideen beim Aufbau/Ablauf des Stückss, etwas dünner dann im Konzertteil. Sehr schön: „Musikschnitt“ im Tonstudio an aufgespannten Ton-Bändern mit „Schnitt“…
31.05.12
Schiffbau
Regie : Antú Romero Nunes -“Solaris”
  "Das kann man theatralische Mittel nennen oder, weniger freundlich, Laientheater", so beschreibt Barbara Villiger Herig [NZZ] die Bühneneffekte des Stückes. Inhaltlich gehe es in Solaris natürlich um Beziehungsfragen, die Nunes aber "bis zum Gehtnichtmehr" plattwalze.“..."Aber immer wieder sehen wir in dieser Nacht zwischen Gitter und Gitter ein paar märchenhaft unmögliche Sternschnuppen fallen, sprühend, voller Möglichkeiten. Wirklich. "[Tagi]

Wirklich…? Für mich ein verunglückter Abend.
08.06.12
Winterthur

Karl’s kühne Gassenschau: Fabrikk

Wie immer glänzen Karl’s Kühne mit Pyromanie, Riesentechnik, guter Musik mit Gesung und Supersound-Anlage. Trotz Nieselregen und kühlen Temperaturen ein schöner Abend mit Heyof4-Leuten. Highlights: Ein weisser Mini-Schmetterling, der emporsteigt und in einem Rohr verschwindet – am Schluss das Davonfliegen der stets gemoppten Schoggi-Fabrikk-Angestellen als Schmetterling; versprühter Schoggi-Duft und natürlich der Schluss: Das Verschiffen der gesamten Fabrik nach China…
27.06.12
Opernhaus

„Die Entführung aus dem Serail“  WA Mozart
Konstanze, eine junge Spanierin, ihre englische Zofe Blonde und deren Freund, der Diener Pedrillo, sind nach einem Seeräuberüberfall von Konstanzes Verlobtem, dem spanischen Edelmann Belmonte, getrennt und auf einen Sklavenmarkt verschleppt worden. Glücklicherweise kauft sie Bassa Selim, ein gebürtiger Spanier, einst Christ und jetzt Moslem, und sorgt dafür, dass sie in seinem am Meer gelegenen Palast unter halbwegs erträglichen Bedingungen leben können. Belmonte hat nach Monaten einen Brief seines Dieners Pedrillo erhalten und kennt nun den Aufenthaltsort der Vermissten. Er segelt zu der von Pedrillo bezeichneten Küste, entschlossen, die Entführten zu retten.
Sehr schöne Oper, mit bekannten Arien wie „Erst geköpft, dann gehangen, dann gespießt auf heiße Stangen“, hervorragend gesungen, insbesondere von Belmonte (Javier Camarena). Zudem spielt Michael Maertens vom Schauspielhaus Bassa Selim, eine reine Sprechrolle.